Vielen Fluglinien fehlt es im Aufschwung nach der Corona-Krise an Personal. Diejenigen, die arbeiten, sind daher besonders gefordert. Und so hat ein Problem große Aktualität, das eh immer schon eine Herausforderung ist: Müdigkeit im Cockpit, im Englischen Pilot Fatigue genannt.
Viele Krankmeldungen bei Wizz Air
In diesem Umfeld sorgt ein Video für Aufruhr, in dem sich Wizz-Air-Chef József Váradi zu dem Thema äußert. «Wenn wir damit beginnen, die Dienstpläne zu stabilisieren, müssen wir auch die Fatigue-Rate senken», so der Chef des ungarischen Billigfliegers. «Wir können dieses Geschäft nicht betreiben, wenn sich jede fünfte Person einer Basis krank meldet, weil die Person übermüdet ist.»
Weiter sagt Váradi: «Wir sind alle übermüdet, aber manchmal ist es notwendig, die Extrameile zu gehen. Der Schaden ist riesig, wenn wir einen Flug absagen.» Es gebe dann sowohl einen Imageschaden für die Marke als auch einen finanziellen Schaden.
Ermutigt Váradi Piloten, müde zu fliegen?
Veröffentlicht hat das Video der Dachverband European Cockpit Association. Er kritisiert, Váradi ermutige Piloten, übermüdet zu fliegen. Und er vergleicht: «Das ist so, als würde man einem betrunkenen Fahrer die Autoschlüssel überlassen.» Der Verband fordert die europäische Luftfahrtbehörde Easa auf, einzuschreiten.
Unklar ist, wo, wann und in welchem Zusammenhang das Video aufgenommen wurde, das nur 44 Sekunden dauert. Was Váradi davor und danach sagt, ist nicht bekannt. Zudem sagt der Wizz-Air-Chef im gezeigten Ausschnitt nicht, um wen es ihm genau geht. Er nennt weder Cockpit- noch Kabinencrews explizit. Auf eine Bitte um Stellungnahme reagierte die ungarische Fluggesellschaft bisher nicht.