Nach dem vorläufigen Bericht zum Absturz einer Boeing 787 von Air India setzen erste Fluggesellschaften und Behörden auf Vorsichtsmaßnahmen. Boeing und die FAA sehen dagegen keinen Handlungsbedarf.
Auch nachdem der vorläufige Untersuchungsbericht zum Absturz von Air-India-Flug AI171 erschienen ist, gibt es viele offene Fragen: Wie gelangten die beiden Treibstoffkontrollschalter in die verhängnisvolle Einstellung «CUTOFF», die den Treibstoffzufluss zu den Triebwerken stoppt? Das müssen die Ermittler nun herausfinden.
Boeing und die US-Luftfahrtbehörde FAA sehen aktuell keinen Handlungsbedarf bei Fluggesellschaften, die Boeing 787 betreiben, wie laut der Nachrichtenagentur Reuters aus Schreiben an die Kunden hervorgeht. Dennoch reagieren erste Fluggesellschaften und Behörden jetzt.
Etihad Airways etwa hat die Cockpitcrews angewiesen, beim Bedienen der Schalter in der Boeing 787 besonders vorsichtig zu sein, ebenso bei jeglichen Handlungen in deren Nähe. Auch die Platzierung von Gegenständen auf der Mittelkonsole, die unbeabsichtigte Bewegungen auslösen könnten, soll vermieden werden. Auffälligkeiten seien umgehend zu melden. Die Anweisung wurde am 12. Juli an das fliegende Personal versendet, berichtet unter anderem die Zeitung Economic Times.
Die Airline hat zudem die Wartungsteams beauftragt, das Verriegelungssystem der Treibstoffschalter zu prüfen. Eine Mitteilung der FAA aus dem Jahr 2018 hatte auf mögliche Defekte dabei hingewiesen. Die US-Behörde hatte damals empfohlen, die Sperrfunktion bei verschiedenen Boeing-Modellen zu kontrollieren. Verpflichtend war die Maßnahme allerdings nicht. Auch Air India hatte die Überprüfung deshalb nicht umgesetzt, auch wenn die Unglücksmaschine zu den zu überprüfenden Flugzeugen gehört hatte.
Laut Economic Times hat sich Singapore Airlines für eine ähnliche Maßnahme wie Etihad entschieden. Die Zeitung beruft sich auf mit der Sache vertraute Personen. Wie demnach aus technischen Unterlagen hervorgeht, hat die Fluggesellschaft mit Kontrollen an ihren Boeing 787 begonnen. Details zur Umsetzung wurden nicht veröffentlicht, die Maßnahme erfolgt jedoch ebenfalls als Vorsichtsmaßnahme.
Südkorea geht noch einen Schritt weiter. Das Verkehrsministerium bereitet eine verbindliche Anweisung an alle nationalen Airlines vor, die Boeing-Flugzeuge in der Flotte haben, so ein Sprecher gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters. Sie sollen die Treibstoffschalter gemäß der FAA-Empfehlung von 2018 überprüfen. Ein genauer Zeitplan für die Umsetzung wurde noch nicht genannt.