Das Leitwerk der abgestürzten Boeing 787 von Air India.
Flug AI171

Air-India-Absturz: Treibstoffzufuhr zu beiden Triebwerken der Boeing 787 war unterbrochen

Der erste Bericht der indischen Untersuchungsbehörde zum Absturz von Flug AI171 in Ahmedabad zeigt: Für beide Triebwerke der Boeing 787-8 wurde die Treibstoffzufuhr abgeschaltet. Das Wiedereinschalten kam zu spät.

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Das Aircraft Accident Investigation Bureau AAIB hat am Freitag (11. Juli) den ersten vorläufigen Untersuchungsbericht zum tödlichen Absturz am 12. Juni veröffentlicht. Damals war die Boeing 787-8 von Air India mit dem Kennzeichen VT-ANB nach dem Start in Ahmedabad abgestürzt, 241 von 242 Menschen an Bord starben, weitere 19 am Boden.

Der Bericht der indischen Untersuchungsbehörde zeigt: Beide Piloten von Air India waren in Mumbai stationiert und am Vortag in Ahmedabad angekommen. Sie hatten vor Flug AI171 nach London-Gatwick ausreichend Ruhepausen und wurden nach einem Atemalkoholtest für flugtauglich befunden. Der Kopilot steuerte das Flugzeug, der Kapitän war der sogenannte Pilot Monitoring.

Treibstoffschalter der Boeing 787: von RUN auf CUTOFF

An Bord der Boeing 787-8 befanden sich 54.200 Kilogramm Treibstoff. Gefährliche Güter waren nicht geladen. Der Dreamliner von Air India erhielt um 08:07:33 Uhr (koordinierte Weltzeit, UTC) Startfreigabe und setzte sich um 08:07:37 Uhr in Bewegung. Um 08:08:39 hob das Flugzeug ab. Die Klappen waren auf 5 Grad gesetzt.

«Das Flugzeug erreichte die maximal aufgezeichnete Fluggeschwindigkeit von 180 Knoten IAS um etwa 08:08:42 UTC und unmittelbar danach wechselten die Treibstoffabschaltschalter von Triebwerk 1 und Triebwerk 2 nacheinander im Abstand von 01 Sekunde von der Position RUN in die Position CUTOFF», schreiben die Ermittler des AAIB zu diesem wichtigen Moment.

Pilot von Air India fragte: «Warum hast du abgeschaltet?»

Die Treibstoffzufuhr zu den Triebwerken war somit unterbrochen, die Leistung fiel ab. «In der Cockpit-Sprachaufzeichnung ist zu hören, wie einer der Piloten den anderen fragt, warum er abgeschaltet habe», heißt es im Bericht. «Der andere Pilot antwortete, dass er dies nicht getan habe.»

Kameraaufnahmen zeigen eine ausgefahrene Staudruckturbine (Englisch: Ram Air Turbine oder kurz RAT).

Die Ermittler halten an dieser Stelle auch fest, dass die vom Flughafen erhaltenen Videoaufnahmen zeigen, wie sich die Staudruckturbine (Ram Air Turbine, RAT) während des anfänglichen Steigflugs unmittelbar nach dem Abheben auslöste. Zudem sei in der Nähe der Flugroute «keine nennenswerte Vogelaktivität» zu beobachten gewesen. Derweil begann das Flugzeug bereits an Höhe zu verlieren, bevor es die Flughafenmauer überquert hatte.

Treibstoffzufuhr für beide Triebwerke wieder eingeschaltet

Laut den Daten des Enhanced Airborne Flight Recorders EAFR unterschritten beide Triebwerke die Mindestleerlaufdrehzahl, und die RAT-Hydraulikpumpe begann um circa 08:08:47 Uhr, Hydraulikleistung zu liefern. Laut der Aufzeichnungen wechselte der Schalter für Triebwerk 1 gegen 08:08:52 Uhr wieder von CUTOFF auf RUN. «Die APU-Einlassklappe begann sich um circa 08:08:54 UTC zu öffnen, entsprechend der APU-Autostart-Logik», schreiben die Ermittler. APU steht für Auxiliary Power Unit und bezeichnet das Hilfstriebwerk.

Anschließend wechselte um 08:08:56 Uhr auch der Schalter für Triebwerk 2 von CUTOFF auf RUN. «Wenn die Treibstoffkontrollschalter während des Fluges von CUTOFF auf RUN gestellt werden, steuert die vollautoritäre duale Triebwerkssteuerung (FADEC) jedes Triebwerks automatisch eine Wiederzündungs- und Schubwiederherstellungssequenz aus Zündung und Treibstoffzufuhr», schreiben die Ermittler. Es wurde beobachtet, dass die Abgastemperatur bei beiden Triebwerken anstieg, was laut dem Bericht auf eine Wiederzündung hindeutet.

«Mayday! Mayday! Mayday!» - und dann keine Antwort mehr

Triebwerk 1 begann sich zu erholen, Triebwerk 2 konnte wieder gezündet werden, konnte die Verlangsamung jedoch nicht stoppen und führte wiederholt Treibstoff zu. Die Aufzeichnung stoppte um 08:09:11 Uhr.

Der Absturzort: Die Trümmer lagen weit verteilt.

Gegen 08:09:05 Uhr sendete einer der Piloten «Mayday! Mayday! Mayday!». Der Fluglotse erkundigte sich nach dem Rufzeichen. Er erhielt keine Antwort - beobachtete jedoch, wie das Flugzeug außerhalb des Flughafengeländes abstürzte, und aktivierte die Notfallsysteme.

Kein verunreinigter Treibstoff

Die Ermittler erklären im Bericht auch, dass der Treibstoff rein gewesen sei. Man habe keine Verunreinigungen gefunden. Die Qualität des Treibstoffes sei zufriedenstellend gewesen.

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