Swiss fliegt seit vier Wochen wieder nach Tel Aviv. Nun baut sie die Frequenzen aus. Im November kommt ein zweiter Flug hinzu. Er stoppt auf dem Rückweg in Athen. Dort steigt die Crew aus und wird abgelöst. So kann die Schweizer Lufthansa-Tochter verhindern, dass ihre Besatzungen in Israel übernachten müssen.
Doch lange wird Swiss den speziellen Flug nicht durchführen. «Infolge der anhaltenden Engpässe bei Pilotinnen und Piloten setzt Swiss weiterhin gezielt Wet-Lease-Partner ein, um das Flugangebot auf der Kurzstrecke zuverlässig aufrechtzuerhalten», erklärt sie. Am 1. Dezember übernimmt Helvetic Airways diese Swiss-Flüge nach Tel Aviv. Sie setzt ihre Embraer E195-E2 auf der Strecke ein.
Mitarbeitende von Helvetic Airways hatten Pläne kritisiert
Die Umsetzung ist allerdings für die langjährige Partnerin eine Herausforderung. Wie Helvetic Airways-Operativchef Nicolas Bachmann im Gespräch mit aeroTELEGRAPH erklärt, sind die betrieblichen Abläufe und Vorbereitungen auf operativer Ebene weitgehend abgeschlossen. «Wir stehen weiterhin in engem Austausch mit den zuständigen Stellen in Israel und innerhalb von Swiss», sagt er. Zuvor hatte es von einigen Mitarbeitenden Kritik an den Plänen gegeben. Über die interne Kommunikationsplattform äußerten sie Bedenken bezüglich der Sicherheit.
Das sei aber nur eine Seite der Reaktionen, so Bachmann. Genauso habe er Rückmeldungen von Crews bekommen, die auf jeden Fall die Flüge nach Tel Aviv in ihrem Dienstplan sehen wollten.
Ein Plan B, falls sich die Lage in Israel wieder verschlechtert
Zudem, so Bachmann, habe die Sicherheitsabteilung von Helvetic Airways laufend mit israelischen Behörden und Partnern der Lufthansa-Gruppe Kontakt. «Wir haben Zugriff auf sämtliche sicherheitsrelevanten Erkenntnisse innerhalb der Gruppe und stehen zusätzlich mit den entsprechenden Geheimdienststellen im Austausch», so Bachmann.
Für den Fall, dass die Lage sich zuspitzt, habe Helvetic Airways zudem verschiedene Varianten erarbeitet, die die Übernachtung in Tel Aviv umgehen. Vorgesehen ist dann etwa ein Night Stop der Embraer E195-E2 wie im November bei Swiss in Griechenland oder Zypern.
Helvetic Airways hat Härtefallregelung entwickelt
Zudem hat Helvetic Airways ein eigenes internes Verfahren entwickelt, falls Mitarbeitende sich nicht in der Lage sehen, die Flüge anzutreten. – nicht nur für Tel Aviv, sondern grundsätzlich für den Fall, dass Flüge in Regionen mit erhöhter Sicherheitslage geplant sind. Es ähnelt der Härtefall- oder Angstklausel, die auch andere Airlines anwenden.
Sollte es für Angestellte einen Konflikt geben, können sie sich melden und der Fall wird geprüft. Die Unternehmensführung entscheidet dann über Einzelfälle. Sollte jemand als Härtefall eingestuft werden, muss die Person sich auch nicht noch einmal deswegen melden und wird für die gesamte Flugplanperiode nicht mehr für die Strecke eingeplant.
Individuelle Gespräche und Unterstützung
Mitarbeitenden von Helvetic Airways, die Bedenken haben, bietet die Airline während der gesamten Einsatzperiode zudem individuelle Gespräche und Unterstützung an. Die Härtefallregelung soll nicht nur für Tel Aviv Anwendung finden, sondern auch, falls die Wet-Lease-Fluggesellschaft einmal Aufträge für andere politisch heikle Regionen erhält.
Eines macht der Helvetic Airways-Operativchef aber auch klar: Politisch unterschiedliche Einstellungen werde man nicht als Härtefall akzeptieren, denn man habe den Auftrag, Reisende aus verschiedensten Kulturen zu befördern. «Wir bleiben neutral wie die Schweiz», so Bachmann.
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