Embraer E190-E2 von Helvetic Airways: Die Fluglinie soll für ihre Kundin Swiss nach Israel fliegen.

Embraer statt Airbus A330Helvetic soll für Swiss nach Tel Aviv fliegen - Crews finden das gar nicht toll

Swiss stockt ihren Tel-Aviv-Flugplan wieder auf. Erstmals wird auch die Nachtverbindung reaktiviert. Neu ist zudem, dass Helvetic als Partner nach Nahost fliegen soll – ein Entscheid, der nicht überall gut ankommt.

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Swiss fährt ihr Angebot nach Tel Aviv wieder hoch – und reaktiviert erstmals seit Beginn des Gaza-Krieges auch die Nachtverbindung. Im Flugplan ist sie ab dem 28. Oktober vorgesehen: Abflug in Zürich um 22.45 Uhr, Landung in Tel Aviv um 03.35 Uhr. Im November steht Swiss noch selbst als ausführende Airline, ab Dezember aber ist Helvetic vorgesehen.

Offiziell begründet Swiss den Schritt so: «Infolge der anhaltenden Engpässe bei Pilotinnen und Piloten setzt Swiss weiterhin gezielt Wet-Lease-Partner ein, um das Flugangebot auf der Kurzstrecke zuverlässig aufrechtzuerhalten.»

Swiss-Kabinencrews nutzten fleissig die Klausel

Dass Tel Aviv eine lukrative Strecke ist, steht außer Frage. Dass sie für die Lufthansa-Gruppe heikel bleibt, ebenso. Immer wieder wurden Flüge angekündigt und dann kurzfristig gestrichen, wenn die Sicherheitslage eskalierte. Dieses Hin und Her ging auch am Personal nicht spurlos vorbei. Im Gesamtarbeitsvertrag von Swiss, ebenso wie im Tarifvertrag von Lufthansa, ist eine Klausel verankert – unter Airlinern oft Angstklausel genannt –, die es Crews erlaubt, Destinationen ohne Begründung abzulehnen.

Von dieser Möglichkeit machten seit Kriegsbeginn viele Gebrauch, was die Einsatzplanung zusätzlich erschwerte. Bei Swiss war es zum Beispiel im Januar 2024 zeitweise bis zu jedes zweite Mitglied der Kabinenbesatzung für Tel Aviv-Flüge.

Helvetic Airways bleibt vorsichtig

Swiss betont auf Anfrage: «Wir führen Flüge grundsätzlich nur durch, wenn wir diese als sicher erachten. Die Sicherheit unserer Passagiere und Crews hat für uns stets oberste Priorität. Wir sprechen übrigens von einer Flugrücktrittsklausel. Diese gilt bei uns auf dem ganzen Streckennetz für unsere Besatzungen.»

Während bei Swiss der Einsatz von Helvetic in den Flugplänen bereits fixiert wirkt, klingt es beim Partner vorsichtiger. Ein Sprecher erklärt: «Bei jeder Destination klären wir verschiedene Anforderungen und Kriterien ab. Dieser Prozess ist für Tel Aviv jedoch noch nicht abgeschlossen.»

«Fire me if necessary, but I will never fly to TLV.»

Intern bei Helvetic regt sich denn auch Widerstand. In einem Crew-Forum schreiben Mitarbeitende offen über ihre Ablehnung: «Naja, schon speziell, dass wir plötzlich den Nightstop von Swiss bekommen. Zufall? Ich denke nicht. Sie wollen einfach ihr Personal nicht mehr dorthin schicken.»

Und weiter:: «Ich möchte auf jeden Fall keinen Tel Aviv in meinem Plan sehen, ob es nur ein Turnaround ist oder ein Nightstop. Ansonsten sage ich schon jetzt: unfit to fly.» Ein anderer bekräftigt: Ich wäre ebenfalls nicht bereit, den Flug nach Tel Aviv anzutreten.» Dann wird es noch drastischer: «Fire me if necessary, but I will never fly to TLV.» Auch weiteres Kabinen- und Cockpitpersonal äussert gegenüber aeroTELEGRAPH Bedenken an der geplanten Strecke.

Swiss-Partnerin kennt keinen Tarifvertrag

Das Problem für Helvetic: Anders als bei Swiss gibt es weder einen Gesamtarbeitsvertrag (vergleichbar mit dem Tarifvertrag in Deutschland) noch eine Rücktrittsklausel. Wie die Airline mit renitenten Mitarbeitenden umgeht, bleibt offen.

Noch unklar ist zudem, wie die Rotation praktisch aussehen soll. Muss die Crew in Tel Aviv übernachten oder fliegt die Maschine nach der Landung gleich zurück nach Zürich? «Dies ist noch in Abklärung», heißt es bei Swiss.

Helvetic Airways steht heikle Diskussion bevor

Fest steht: Auf einer hochprofitablen Route sollen plötzlich Embraer-Jets von Helvetic eingesetzt werden – mit rund 135 Sitzen deutlich kleiner als die gewohnten Langstreckenmaschinen oder selbst die grössten Kurzstreckenjets wie der Airbus A321 (219 Sitze) beziehungsweise der Airbus A330 mit 236 Sitzplätzen. Für Swiss bringt das Stabilität, für Helvetic aber möglicherweise dieselbe heikle Diskussion, die Swiss seit Monaten beschäftigt.

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