Taiwan rüstet sich für den Ernstfall: Angesichts wachsender Spannungen mit China proben Militär, Zivilschutz und selbst Supermärkte den Krisenmodus – und auch der Luftverkehr hat mit den Problemen etwas zu tun.
Es brodelt im Konflikt zwischen Taiwan und China. Eine taiwanische Supermarktkette testet, wie sie im Falle eines Angriffs Hilfsgüter an die Bevölkerung ausgeben könnte. Gleichzeitig sollen die Menschen lernen, wie sie sich bei Luftalarm in Sicherheit bringen und im Ernstfall evakuiert werden können. Parallel dazu führt das Militär großangelegte Übungen mit 22.000 Reservisten durch, erstmals in diesem Umfang.
Und auch auf die Luftfahrt schwappt der Konflikt über. Taiwan fühlt sich von China provoziert - denn die Volksrepublik hat eine neue zivile Flugroute über eine heikle Zone in Betrieb genommen, ohne das mit Taiwan abzusprechen. Die sogenannte Linie W121 verbindet den ostchinesischen Ort Dongshan mit der viel beflogenen Nord-Süd-Route M503, die dicht an der inoffiziellen Trennungslinie zwischen Taiwan und China verläuft.
Schon Anfang 2024 hatte Peking die Ost-West-Routen W122 und W123 eingeführt und gleichzeitig die Route M503 einige Seemeilen ostwärts verschoben – näher an Taiwan heran. Auch das war ohne Abstimmung erfolgt. Nun folgt mit W121 eine weitere Erweiterung. Taiwans Zivilluftfahrtbehörde nannte die Entscheidung Chinas «bedauerlich» und ließ verlauten, man beobachte die Lage genau.
Man habe die Fluglotsen angewiesen, den Verkehr auf der neuen Route streng zu überwachen. Gleichzeitig rief die Behörde Peking dazu auf, Gespräche aufzunehmen, wie es in einer Vereinbarung aus dem Jahr 2015 vorgesehen sei.
Aus Sicht Taiwans ist der Schritt nicht nur politisch brisant, sondern birgt auch Risiken für die zivile Luftfahrt. Denn die Route verläuft in unmittelbarer Nähe zur sogenannten Medianlinie – einer bislang stillschweigend respektierten Grenze in der Mitte der Taiwanstraße. Bei Abweichungen durch Wetter oder Technik blieben den taiwanischen Fluglotsen im Ernstfall kaum 30 Sekunden, um zu reagieren - beispielsweise wenn ein alternativer Landeplatz benötigt wird.
Taiwan will all dies nun über befreundete Länder bei der Versammlung der Icao, der Zivilluftfahrtorganisation der Uno, im September zur Sprache bringen. Taiwan ist kein Mitglied der Icao, da dies an eine Uno-Mitgliedschaft gebunden ist.