Klar ist, dass die Treibstoffzufuhr für beide Triebwerke unterbrochen wurde, bevor die Boeing 787 von Air India im Juni abstürzte. Nun gibt es laut einem Medienbericht Hinweise darauf, dass der Kapitän dies getan haben dürfte.
Die beiden Schalter für die Treibstoffzufuhr der Triebwerke wechselten drei und vier Sekunden nach dem Abheben der Boeing 787 von «RUN» auf «CUTOFF». Die Triebwerke erhielten also kein Kerosin mehr, bis die Schalter zehn und elf Sekunden später wieder auf «RUN» wechselten. Doch es war zu spät. Der Jet von Air India stürzte ab, 260 Menschen starben.
Das ist die zentrale Erkenntnis des vorläufigen Berichts der indischen Untersuchungsbehörde AAIB zum Unglück von Flug AI171 am 12. Juni. Der Bericht, der am 11. Juli veröffentlicht wurde, erklärt aber nicht, warum die Schalter die Position wechselten. «In der Aufzeichnung des Cockpit Voice Recorders ist zu hören, wie einer der Piloten den anderen fragt, warum er abgeschaltet habe», heißt es im Bericht. «Der andere Pilot antwortet, dass er dies nicht getan habe.» Welcher der beiden Männer was sagte, lassen die Ermittler im Unklaren.
Die Zeitung Wall Street Journal berichtet nun allerdings, der Kopilot, der das Flugzeug steuerte, habe den Kapitän, der der sogenannte Pilot Monitoring war, gefragt, warum dieser abgeschaltet habe. Der Kapitän habe geantwortet, er habe dies nicht getan. Der Kopilot habe erst überrascht gewirkt und sei dann in Panik geraten, der Kapitän sei ruhig geblieben.
Die Zeitung bezieht sich dabei auf Angaben zur Tonaufzeichnung aus dem Cockpit. Diese Angaben stammten von Personen, die mit den Ermittlungsergebnissen vertraut sind, die den US-Behörden vorliegen. Die amerikanische Untersuchungsbehörde NTSB ist an den Ermittlungen beteiligt, da der abgestürzte Jet von einem US-Hersteller stammt.
Gemäß Wall Street Journal sollen auch weitere Ermittlungsdetails darauf hindeuten, dass der Kapitän die Schalter von «RUN» auf «CUTOFF» umgelegt hat. Das Blatt nennt allerdings an dieser Stelle keines dieser weiteren Details. Es weist nur allgemein darauf hin, dass der Kapitän als Pilot Monitoring eher die Hände dafür frei gehabt hätte, während der Kopilot als Pilot Flying beim Start mit anderen Dingen beschäftigt gewesen sein dürfte. Videoaufzeichnungen, die zur Klärung führen könnten, gibt es in Cockpits bisher nicht.
Ein Sprecher des indischen Luftfahrtministeriums und der AAIB sagte zu diesen Angaben, sie seien einseitig. Er lehnte ab, weitere Kommentare abzugeben. Derweil gibt es in den US-Behörden laut der Zeitung Offizielle, die der Meinung sind, der Absturz sollte nicht nur von Unfallermittlern untersucht werden, sondern auch von Strafverfolgungsbehörden.
Derweil hat Air India eine technische Überprüfung der Treibstoffschalter ihrer Boeing-787-8-Flotte abgeschlossen. Dabei seien keine Probleme festgestellt worden, wie ein Sprecher der Fluggesellschaft gegenüber indischen Medien sagte. Zur Flotte von Air India gehören nach dem Unglück aktuell noch 33 Dreamliner: 26 Boeing 787-8 und 7 Boeing 787-9.