Nach dem tödlichen Absturz einer Boeing 787 auf Flug AI171 von Air India rückt ein Bauteil im Cockpit in den Fokus. Ein vorläufiger Bericht wird in Kürze erwartet.
Am 12. Juni kam es kurz nach dem Start in Ahmedabad zu einem der schwersten Flugzeugunglücke der vergangenen Jahre: Flug AI171 von Air India stürzte 36 Sekunden nach dem Abheben auf eine Hochschule mit Krankenhaus – 241 Menschen an Bord der Boeing 787 sowie 19 am Boden kamen ums Leben.
Es war der erste tödliche Unfall mit einer Boeing 787. Noch immer ist nicht, klar, was genau passiert ist. Doch nun rückt ein zentrales Bauteil im Cockpit in den Fokus der Ermittlungen.
Wie mehrere mit dem Vorgang vertraute Personen dem Portal The Air Current berichten, konzentrieren sich die Untersuchungen derzeit auf die beiden Triebwerk-Treibstoffregler (Englisch: engine fuel control switch) im Cockpit der Boeing 787. Die Auswertung von Flugdatenschreiber und Cockpitstimmenrekorder lasse bislang keine Hinweise auf ein technisches Problem an den Triebwerken oder dem Flugzeug von Air India selbst erkennen.
Auch eine fehlerhafte Konfiguration der Landeklappen oder Treibstoffverunreinigung konnten ausgeschlossen werden, heißt es weiter. Die Luftfahrtbehörde der USA, Boeing sowie Triebwerkshersteller GE Aerospace haben bisher keine technischen Warnmeldungen an andere Betreiber von Boeing 787 herausgegeben – auch das ist ein deutliches Zeichen dafür, dass ein technischer Defekt derzeit nicht als wahrscheinlichste Ursache gilt.
Der Fokus der Ermittler liegt daher auf den Triebwerk-Treibstoffreglern: Es gibt je einen für jedes Triebwerk. Die beiden Schalter befinden sich im Cockpit der Boeing 787 unterhalb der Schubhebel. Sie steuern die Kraftstoffzufuhr und können im Flug nur in Ausnahmesituationen auf die Stellung Cutoff (Abschaltung) gestellt werden, etwa bei einem Triebwerksbrand oder -ausfall. Ein versehentliches Abschalten ist durch eine Verriegelung eigentlich ausgeschlossen: Der Schalter muss angehoben und bewusst bewegt werden.
Ob einer oder beide Regler beim Start der Boeing 787 von Air India in Richtung London-Gatwick betätigt wurden, ist derzeit noch unklar. Die genauen Bewegungen werden in der Auswertung des Flugdatenschreibers sichtbar sein, inklusive Zeitpunkt und Reihenfolge.
Ein vorläufiger offizieller Untersuchungsbericht der indischen Flugunfalluntersuchungsbehörde AAIB zu Flug AI171 wird um den 11. Juli erwartet. Internationale Gepflogenheit ist es, 30 Tage nach einem Unglück einen ersten Zwischenbericht vorzulegen. Er soll erste Fakten zusammentragen – ohne Bewertung oder Schlussfolgerungen. Ob der Bericht öffentlich oder vertraulich herausgegeben wird, liegt im Ermessen der indischen Behörden.