Die Untersuchungsbehörden werten die Blackboxen der Boeing 787 aus, die in Ahmedabad abstürzte. Air India sucht mit Tests im Dreamliner-Simulator selbst nach Antworten.
Es sind nur etwas mehr als 30 Sekunden, aber sie werfen viele Fragen auf. Am 12. Juni hob die Boeing 787 von Air India mit dem Kennzeichen VT-ANB in Ahmedabad ab. Kurz darauf krachte sie zu Boden und ging in Flammen auf. 274 Menschen starben an Bord und am Boden, nur ein Insasse überlebte.
Mehr als zwei Wochen nach dem schwersten Unglück der indischen Zivilluftfahrt seit Jahrzehnten befindet sich ein Szenario im Fokus der Ermittler: ein doppelter Triebwerksausfall. Das ist auch das Ergebnis von Untersuchungen der Airline selbst, berichtet die Nachrichtenagentur Bloomberg.
Um zu verstehen, was passiert sein könnte, haben Piloten der Airline die kritischen Flugphasen im Simulator nachgestellt – mit denselben Klappenstellungen und mit ausgefahrenem Fahrwerk, wie es das Video vom Unglücksflug zeigt. Das Ergebnis: Die Konfiguration allein hätte den Dreamliner nicht zum Absturz gebracht.
Es muss also etwas passiert sein, wodurch die Boeing 787 den Strom verlor. Denn kurz vor dem Aufprall wurde ein entscheidendes Detail auf Videos sichtbar: Die Staudruckturbine (Englisch: Ram Air Turbine oder kurz RAT) war automatisch ausgefahren worden. Ihr vom Fahrtwind angetriebener Propeller versorgt den Flieger mit Strom, wenn alle Triebwerke ausfallen und der Notstromgenerator versagt. Sie kann die allerwichtigsten Systeme im Notfall mit Elektrizität versorgen.
Zudem war das Fahrwerk offenbar schon im Einziehprozess, aber die Klappen des Schachtes blieben geschlossen. Auch das könnte die Folge eines Strom- oder Hydraulikausfalls sein. Und dafür kann ebenfalls ein doppelter Triebwerksausfall verantwortlich sein.
Die Triebwerke moderner Flugzeuge werden computergesteuert über ein System namens Full Authority Digital Engine Control, kurz Fadec. Es unterstützt die Pilotinnen und Piloten bei der Leistungssteuerung und stellt sicher, dass die Motoren effizient betrieben werden und nicht außerhalb ihrer zulässigen Grenzen arbeiten.
Die beiden Genx-Triebwerke des Dreamliners stammen von General Electric. Kommentare gibt aktuell niemand ab. Der Motorenhersteller und Boeing verweisen auf die laufende Untersuchung. Auch Air India und die Untersuchungsbehörde AAIB äußern sich nicht, so Bloomberg.