Noch immer ist nicht klar, wie es zum Absturz der Boeing 787 von Air India kurz nach dem Start in Ahmedabad kam, der 274 Menschen das Leben kostete. Diese Woche wird der erste Bericht zum Absturz von Flug AI171 erwartet. Am Freitag (11. Juli) soll es so weit sein. Derweil gerät die Gruppe hinter dem Unglücksflug weiter unter Druck.
Dokumente der Luftfahrtbehörde DGCA vom März, die nun der Nachrichtenagentur Reuters in die Hände fielen, werfen kein gutes Licht auf die Billigtochter von Air India. Wie aus ihnen hervorgeht, hat Air India Express Wartungsanweisungen der europäischen Flugsicherheitsagentur Easa ignoriert. Noch schlimmer: Die Airline soll versucht haben, das zu vertuschen.
Airbus A320 Neo flog ohne ausgetauschte Teile
Es war bei einigen der Leap-Triebwerke nötig, bestimmte Teile, Dichtungen und Spulen auszuwechseln. Diese waren aus einem Material hergestellt, bei dem der Verdacht besteht, dass es aufgrund von Eiseneinschlüssen verminderte Materialeigenschaften aufweist. Bei Air India Express war die VT-ATD betroffen.
Air India Express räumt Fehler ein
Die von der Behörde gesetzte Frist ließ Air India Express bei mindestens einem Triebwerk verstreichen. Doch statt den Fehler offenzulegen, sollen laut dem DGCA die Wartungsdaten im System Amos manipuliert worden sein, um die Erfüllung vorzutäuschen. Die Reaktion der Behörde fiel scharf aus: Der zuständige Manager habe «bei der Qualitätssicherung versagt», so die Formulierung.
Gegen mehrere Führungskräfte der Technikabteilung wurden laut dem Bericht disziplinarische Maßnahmen eingeleitet – darunter Suspendierungen. Gegenüber Reuters räumte die Airline den Fehler ein. Man habe den Austausch der Bauteile zwar verpasst, die Versäumnisse aber nach der internen Umstellung auf ein neues Wartungsprogramm schnell behoben. Zur Frage der Datenmanipulation äußerte sich Air India Express nicht konkret.
Easa kündigt Untersuchung an
Die Easa reagierte am Freitag auf den Reuters-Bericht und kündigte eine eigene Untersuchung an – in Zusammenarbeit mit dem DGCA sowie dem Triebwerkshersteller CFM, einem Joint Venture von General Electric und Safran.