Letzte Aktualisierung: um 2:01 Uhr

Swiss-Ersatz?

Lugano will eigene Airline für Inlandsflüge

Swiss erwägt, ihre Flüge auf der Route Lugano - Zürich durch die Bahn zu ersetzen. Der Flughafen im Tessin will einen möglichen Rückzieher mit einer eigenen Airline auffangen.

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Bald geht es noch schneller. Mit der geplanten Eröffnung des Ceneri-Tunnels Ende 2020 wird die Bahnfahrt zwischen Zürich und Lugano erneut 30 Minuten kürzer. Zuvor hatte schon die Eröffnung des Gotthard-Basistunnels die Fahrt bereits um dieselbe Zeit verkürzt. Da kommen die vier täglichen Flüge der Swiss in puncto Schnelligkeit kaum noch gegen an.

Vergangene Woche erklärte Swiss-Chef Thomas Klühr, dass die Airline nun prüft, ihre Verbindung zwischen Zürich und Lugano auf den sogenannten Flugzug zu verlagern. Gute Erfahrungen habe man damit bereits mit der Anbindung von Basel ans Drehkreuz Zürich gemacht. Im Kanton Tessin fürchtet man derweil ohne die Swiss-Verbindung nach Zürich um die Zukunft des Flughafens Lugano. Daher prüfen die Betreiber nun, ein eigenes alternatives Flugangebot zu lancieren, wie die Zeitung Tagesanzeiger berichtet.

Führt Zimex Flüge für Lug Air durch?

Durchführen soll die Flüge demnach die schweizerische Charterfluggesellschaft Zimex Aviation. Ein Masterplan, der die Zukunft des Flughafens bis 2045 plant und in dem die Swiss-Flüge nach Zürich bisher ein Kernelement waren, sieht auch vor, dass im März 2020 die Verbindung Lugano – Genf wieder startet. Nach der Insolvenz von Darwin Airline war diese Strecke im Jahr 2017 notgedrungen gekappt worden. Gemäß dem Strategiepapier sollen die Routen von Lug Air geflogen werden – einem bisher fiktiven Namen. Gespräche mit Zimex laufen bereits, so Flughafendirektor Maurizio Merlo*.

Für den Passagierdienst betreibt Zimex neben mehreren kleinen Turboprobflugzeugen wie der 19-sitzigen Beechcraft 1900 auch einen Regionalflieger vom Typ ATR 42-500. Doch ganz auf Swiss verzichten kann der Airport auch mit der Hilfe der Charterairline nicht. Mehr als 95 Prozent der Passagiere nutzen Lugano nur als Sprungbrett nach Zürich, um von dort aus weiterzufliegen. Laut Merlo müsste der Ticketverkauf für eine eigene Fluglinie daher durch den Zürcher Platzhirschen erfolgen. «Wir sind darauf angewiesen, dass die Swiss mitspielt», so der Flughafendirektor. Für die geplanten Flüge nach Genf soll der Vertrieb der Tickets jedoch in Eigenregie erfolgen.

Kritik an Swiss-Ausfällen

Mit der möglichen neuen Fluglinie soll die Zukunft des Airports jedoch nicht nur in die eigene Hand genommen werden, sondern auch die Verlässlichkeit steigen. «Einer von drei Flügen ist deutlich verspätet oder fällt aus», kritisiert Filippo Lombardi, Vizepräsident des Verwaltungsrats der Lugano Airport AG. Allein im Juli sind laut einer Statistik des Airports 24 Swiss-Flüge ausgefallen und damit knapp 10 Prozent der Verbindungen.

Spannend: Für die Verbindung nach Genf hat laut Tagesanzeiger auch das Schweizer Start-up E-Bird einen Vorschlag vorgelegt. Er sieht vor, die Route bis zu zwölfmal täglich per Flugtaxi zu bedienen. Zuerst würden übergangsweise kleine Flugzeuge wie PC-12 eingesetzt, dann aber elektrisch betriebene Maschinen.

* Ergänzung vom 16. AUgust: Zimex hat inzwischen erklärt, kein Interesse zu haben. Mehr dazu hier.