Rainer Bretschneider: «Es müssen klare Fakten auf den Tisch».

BER: «Liquidität für 2014 gesichert»

Aufsichtsrat Rainer Bretschneider spricht im Interview über die Finanzen des neuen Berliner Flughafens, den endgültigen Starttermin und Ausbauideen.

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Rainer Bretschneider ist Brandenburgs Mann für hoffnungslose Fälle. Er kümmert sich als Staatssekretär zusammen mit einem einen Stab voll und ganz um die Probleme beim Bau des Flughafens Berlin Brandenburg. Massive Kostenüberschreitungen, unendliche Verzögerungen - der 65-Jährige muss nun mithelfen, dass das Fiasko nicht noch größer wird. Für das Bundesland Brandenburg sitzt der SPD-Mann auch im Aufsichtsrat der Betreibergesellschaft. Im Interview mit aeroTELEGRAPH spricht er offen über die Schwierigkeiten und Herausforderungen für BER.

Geht dem Flughafen Berlin Brandenburg Anfang 2015 wirklich das Geld aus, wie gewisse Brandenburger Politiker behaupten?

Rainer Bretschneider: Zunächst einmal ist die Liquidität für 2014 gesichert.

Wie viel Geld müssen die Aktionäre denn noch einschießen?

Im Hinblick auf den Finanzbedarf der Zukunft ist Flughafenchef Hartmut Mehdorn beauftragt, möglichst bis zur nächsten Sitzung des Aufsichtsrates im April diese Fakten in Form eines Zeit- und Kostenplans auf den Tisch zu legen. Dann sehen wir weiter. Im Übrigen sind die jetzt steigenden Kosten auch eine Folge der steigenden Passagierzahlen, die so keiner erwartet hat.

Der Lärmschutz wird auch um einiges teurer als erwartet.

Richtig ist wohl eher, dass der Lärmschutz teurer wird, als die Flughafengesellschaft lange Zeit glauben wollte, dafür investieren zu müssen. Auf den Lärmschutz besteht ein Rechtsanspruch der Bürger, und der wird eingehalten.

Nach der neuesten Verschiebung des Starttermins hat man als Außenstehender endgültig das Gefühl, dass bei Planung und Bau des Hauptstadtflughafens BER hilflos agiert wurde. Täuscht das?

Seit Ende 2012 gibt es in der Tat Spekulationen um einen Starttermin des Flughafens Berlin Brandenburg. An denen beteilige ich mich aber nicht. Hier müssen erst klare Fakten auf den Tisch, und die liegen so nicht vor. Eine «neueste Verschiebung des Starttermins» ist mir insofern nicht bekannt.

Wo genau wurden die entscheidenden Fehler gemacht?

Das entscheidende Problem ist, dass die vollautomatische Brandschutzanlage des Flughafens nicht funktioniert. Vom BER könnten innerhalb kürzester Zeit Tausende Menschen in alle Himmelsrichtungen abheben – es scheitert aber daran, dass wir für den Ernstfall technisch nicht ausreichend gerüstet sind. Sicherheit geht vor!

Was muss denn nun Ihres Erachtens geschehen?

Es ist von größter Bedeutung, dass an dieser Stelle mit aller Kraft an einer Lösung gearbeitet wird. Die Flughafen Berlin Brandenburg hat für den Umbau der Entrauchungssteuerung bereits den Siemens-Konzern verpflichtet, steckt derzeit aber noch in den Vorplanungen für das Projekt.

Glauben Sie, dass man den Flughafen 2016 dann auch wirklich eröffnen kann?

Wenn ich in meiner Zeit als Verkehrsstaatssekretär und nun Flughafenkoordinator eines gelernt habe, dann ist es, mich nicht auf einen Eröffnungstermin für den BER festnageln zu lassen. Aber im Ernst: Gesellschafter, Aufsichtsrat und Geschäftsführung sind sich einig, dass ein Eröffnungstermin erst dann genannt werden darf, wenn wir zu 99 Prozent sicher sind, ihn auch halten zu können. In dieser Frage ist in den vergangenen Jahren zu viel Vertrauen verspielt worden, als dass mit diesem Thema jetzt noch jemand leichtfertig umgehen würde.

Die massive Kostenüberschreitung und die ewigen Verzögerungen sind eines. Kritiker sagen auch, der neue BER werde sehr bald wieder zu klein sein, da sich der Luftverkehr weltweit so rasant entwickelt. Fürchten Sie das auch?

Richtig ist: Die Berlin-Brandenburger Flughäfen schreiben seit Jahren eine echte Erfolgsgeschichte. Während andere deutsche Flughäfen über stagnierende oder gar rückläufige Zahlen klagen, haben wir 2013 mehr als vier Prozent bei den Passagierzahlen und fast zehn Prozent im Bereich Luftfracht zugelegt. Insofern wissen nicht nur die Kritiker, dass der neue Flughafen schon zu Beginn gut ausgelastet sein wird und rechtzeitige Planungen für Erweiterungen notwendig sind. Vor diesem Hintergrund scheint mir die Idee der Flughafengesellschaft tatsächlich interessant sein, das Terminal des alten Schönefelder Flughafens zu modernisieren und auch in Zukunft zu nutzen. Immerhin könnte die Gesamtkapazität auf diese Weise um weitere neun Millionen Passagiere steigen, ehe in einen komplett neuen Terminal-Satelliten investiert werden müsste.

Müsste allenfalls Tegel doch noch in Betrieb bleiben?

Ganz klar nein. Die Schließung der Flughäfen Tegel und Tempelhof war Grundvoraussetzung für die Planung des BER. In Zukunft setzt unsere gemeinsame Metropolregion auf den Single-Airport. Das ist nach wie vor die konsequente Lösung, von den rechtlichen Problemen bei einer Offenhaltung von Tegel einmal ganz abgesehen.

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