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Icao sagt Ja zu Emissionshandel

Globale Luftfahrt macht Ernst beim Emissionshandel

Die Internationalen Zivilluftfahrtorganisation Icao macht vorwärts. Sie hat das Corsia-Programm definitv beschlossen, das die CO2-Emissionen der Luftfahrt reduzieren soll.

Komplizierte Dinge versieht man gerne mit einprägsamen Namen. Carbon Offsetting and Reduction Scheme for International Aviation heißt das Programm offiziell, das der Rat der Internationalen Zivilluftfahrtorganisation Icao am 27. Juni verabschiedet hat. Abgekürzt trägt es den Namen Corsia. Dabei geht es darum, dass die Branche sich verpflichtet, ab 2020 die CO2-Emissionen nicht mehr zu erhöhen – also CO2-neutral zu wachsen.

Corsia wird in drei Stufen eingeführt. In der Pilotphase von 2021 bis 2023 und der ersten Phase von 2024 bis 2026 nehmen Staaten freiwillig am Programm teil. Das sind allerdings sehr viele – nämlich aktuell 73, die mehr als sechs Siebtel der globalen Luftfahrt ausmachen. Neben Deutschland, Österreich, Luxemburg und der Schweiz sind auch Länder wie China, Indonesien,  Japan, das Vereinigte Königreich, die Vereinigten Arabischen Emirate, die Türkei und die USA dabei.

Prominente Abwesende

Abseits stehen derzeit unter anderen noch Brasilien, Indien, Russland oder Südafrika. Das geht allerdings nicht ewig. Ab 2027 müssen dann alle Länder zwingend mitmachen, die einen Anteil am globalen Luftverkehr von mehr als 0,5 Prozent haben. Die Maßnahmen kommen nicht von ungefähr. Die Luftfahrt ist für rund 2 Prozent der globalen Treibhausemissionen verantwortlich. Der Ausstoß pro Passagiere ist jedoch höher als bei allen anderen Transportarten.

Im Kern geht es bei Corsia darum, dass alle Staaten und ihre Fluggesellschaften die CO2-Emissionen auf dem Stand von 2019/20 stabilisieren. Erreichen können sie das durch Maßnahmen wie den Einsatz sparsamerer Flugzeuge, Verwendung von Biokraftstoffen, effizientere Gestaltung des Betriebs und eine klimafreundlichere Infrastruktur (so wie klimaneutrale Flughäfen). Eine andere Möglichkeit sind Kompensationen.

Noch einiges zu tun

Dafür führen die Länder unter Aufsicht der Icao ein eigenes Emissionshandels-System ein. Im Kern funktioniert das wie eine Börse. Fluglinien oder ein Flughafen, die mehr CO2 ausstoßen als sie dürften, müssen Emissionsrechte kaufen. So werden sie belohnt, wenn sie viel für den Klimaschutz tun. Das Geld fließt dann in Projekte, die Klimagase verringern, etwa Aufforstungen oder alternative Energieanlagen.

In Deutschland wird das Programm begrüßt. «Mit der beschlossenen Ausgestaltung von Corsia ist ein neuer Meilenstein erreicht. Jetzt muss die Icao im Herbst dafür sorgen, dass die Umweltkriterien für alternative Kraftstoffe und die Emissionszertifikate ambitioniert ausgestaltet werden. Gleichzeitig ist die EU gefordert, schnellstmöglich die rechtlichen Rahmenbedingungen für die Umsetzung in Europa zu schaffen», kommentiert Klaus-Dieter Scheurle, Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Luftverkehrswirtschaft BDL.