Die Boeing Spearman aus dem Jahr 1949 vor dem Unfall: Das Flugzeug kollidierte mit einer Windkraftanlage.

Tödlicher UnfallWarum ein historischer Doppeldecker mit einer Windkraftanlage kollidierte

In Nordrhein-Westfalen ist im vergangenen August ein historischer Doppeldecker mit einer Windkraftanlage kollidiert. Jetzt sorgt ein Zwischenbericht für mehr Klarheit.

Top-Jobs

Firmenlogo Weeze Airport

Manager EASA Compliance (m/w/x)

Vollzeit
Flughafen Niederrhein GmbH
Feste Anstellung
Top jobs
Weeze
Deutschland
Aero-Dienst

Fluggerätmechaniker (w/m/d) als Prüfer / Certifying Staff (m/w/d) EASA Part 66 CAT B1 und/oder B2 für Pilatus

Oberpfaffenhofen
Feste Anstellung
Aircraft Management
Aero-Dienst GmbH
Deutschland
Vollzeit
Top jobs
Aero-Dienst

Fluggerätmechaniker (w/m/d) als Prüfer / Certifying Staff (w/m/d) EASA Part 66 CAT B1 und/oder B2 für Challenger 650

Feste Anstellung
Aircraft Management
Aero-Dienst GmbH
Deutschland
Vollzeit
Top jobs
LBV Logo

Sachbearbeiter:in Luftaufsicht, Erlaubnisse

Flughafen BER
Feste Anstellung
Luftfahrtbehörde
Landesamt für Bauen und Verkehr
Deutschland
Vollzeit
Top jobs

Im vergangenen Jahr stammten 33 Prozent der deutschen Stromproduktion aus Windkraftanlagen, wobei die meisten Windräder im Norden stehen. Im Süden kommt der Ausbau nur langsam voran. Im ersten Halbjahr 2025 gingen deutschlandweit 378 neue Anlagen ans Netz, wobei Nordrhein-Westfalen mit 110 neuen Anlagen führend war, während Bayern mit nur sechs neuen Anlagen auf dem letzten Platz 16 landet.

Windkraftgegner argumentieren, dass Windkraftanlagen das Landschaftsbild zerstören und die Geräusche der Rotoren als störend empfunden werden. Zudem besteht die Sorge, dass Lebensräume für Tiere und Pflanzen beeinträchtigt werden könnten und dass insbesondere Vögel und Fledermäuse durch Kollisionen mit den Rotorblättern gefährdet sind.

Doppeldecker kollidiert mit Windktraftanlage

Es sind aber nicht immer nur Vögel und Fledermäuse, die mit Windrädern kollidieren, sondern auch Kleinflugzeuge. Am 30. August 2024 kollidierte ein historischer Doppeldecker vom Typ Boeing Stearman Model 75 mit einer Windkraftanlage in Nordrhein-Westfalen. Bei dem Unglück wurde der Pilot schwer verletzt. Seine Begleiterin kam ums Leben, wie aus dem Zwischenbericht der Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung (BfU) hervorgeht.

Der 47-jährige Pilot wollte mit seiner Begleiterin am letzten Augusttag vom Flugplatz Aachen-Merzbrück ins knapp 300 Kilometer entfernte Speyer fliegen. Der historische Doppeldecker, Baujahr 1949, hob um 13:47 Uhr in Aachen ab. Der Pilot hatte eine Go-Pro-Kamera an einer Strebe der linken Tragfläche befestigt. Er hatte seinen Pilotenschein im November 2023 erworben und war in den vergangenen Monaten über 125 Stunden in der Luft.

Wolken immer tiefer

Der Pilot flog nach Sichtflugregeln (VFR), was bedeutet, dass er während des Fluges auf visuelle Orientierungsmethoden wie Autobahnen und auch Windkraftanlagen angewiesen war. Laut dem Zwischenbericht haben die Ermittler keine Flugvorbereitungsdaten auf den elektronischen Geräten des Piloten gefunden, wie etwa Karten oder Navigationshilfen. Das Wetter war an diesem Tag jedoch nicht besonders gut. Tiefhängende Wolken und Nebel erschwerten die Sicht.

Nach dem Start in Aachen führte der Flug in südöstlicher Richtung, vorbei an Metternich in Richtung der Bundesstraße 9. Unterdessen verschlechterte sich das Wetter zunehmend. Aufnahmen der GoPro zeigen, dass die Wolkenuntergrenzen immer weiter sanken. In der Folge flieg der Pilot immer tiefer. Nach Sichtflugregeln dürfen Piloten nicht in Wolken fliegen, da sie sonst die Orientierung verlieren könnten. Der Pilot meldete sich beim Fluginformationsdienst (FIS) und teilte einem Mitarbeitenden die schlechte Sicht mit.

Flugzeug nur noch 63 Meter über Grund

Knapp 14 Minuten nach dem Start um 14:01:50 Uhr funkte der Pilot: «Wir sehen nichts mehr, wir sehen nichts mehr, Mayday, Mayday, Mayday.» Er verringerte die Höhe immer weiter. Um 14:02:26 Uhr brach der Kontakt ab. Der Doppeldecker kollidierte nahe dem Ort Frohngau mit der Gondel einer Windkraftanlage. Die Flughöhe betrug zum Zeitpunkt des Zusammenstoßes 1971 Fuß, oder rund 600 Meter über dem mittleren Meeresspiegel (AMSL), was in der Luftfahrt für «Above Mean Sea Level» steht. Über dem realen Grund war das Flugzeug nur noch 63 Meter hoch.

Das Wrack nach der Kollision.

Das Flugzeug schlug mit der linken Tragfläche gegen die Gondel der Windkraftanlage, wodurch diese abgerissen wurde. Innerhalb von zwei Sekunden stürzte das Flugzeug zu Boden. Die Zelle wurde vollständig zerstört und das Fahrwerk abgerissen. Laut lokalen Medien wurde eine Anwohnerin auf den Unfall aufmerksam und alarmierte die Rettungskräfte, die um 14:50 Uhr am Unfallort eintrafen. Der Pilot konnte sich, obwohl schwer verletzt, eigenständig aus dem Wrack befreien. Für seine Mitfliegerin kam jedoch jede Hilfe zu spät. Das Flugzeug wurde bei dem Unfall vollständig zerstört.

Bessere Vorbereitung und viel zu tief

Im Zwischenbericht kommen die Ermittler zu dem Schluss, dass eine sorgfältige Flugplanung notwendig gewesen wäre. Zudem verweisen sie auf die europäischen Regeln für Mindestflughöhen gemäß SERA 5005. Demnach müssen Flüge über Städten und anderen dicht besiedelten Gebieten mindestens 300 Meter (1000 Fuß) über dem höchsten Hindernis innerhalb eines Umkreises von 600 Metern um das Flugzeug liegen. Mit 63 Metern war der Pilot deutlich zu tief.

Die Schäden an der Windkraftanlage.

Mehr zum Thema

Piper PA-28 vor einer Tankstelle: Avgas 100LL ist in der EU bis 2032 erlaubt.

Hobbypilotinnen und -piloten atmen auf: Bleihaltiger Sprit geht in die Verlängerung

Kleinflugzeug über Bergen: 2035 will die Schweiz einen digital vernetzten Luftraum haben.

Schweiz will digitalen Luftraum für alle

Flugzeuge vor dem Start: Das Outback Air Race findet dieses Jahr Ende August statt.

In 15 Tagen im Flieger durchs australische Outback

IMG 3576 2

Flugzeuge wie gebaut von Leonardo da Vinci

Video

Spieler des AS Monaco: Weil die Klimaanlage ausfiel, zogen sich die Spieler aus.
Hitze in Nizza und eine defekte Boeing 737 von Alba Star führten dazu, dass die Spieler der AS Monaco halbnackt ihrer Umgebung trotzen.
Benjamin Recklies
Benjamin Recklies
Flammen am Triebwerk: Der Airbus A330 von Swiss musste den Start abbrechen.
Ein Airbus A330 von Swiss brach in Boston den Start ab, nachdem das rechte Triebwerk Probleme machte. Alle 223 Passagiere blieben unverletzt, ihre Reise nach Zürich erfolgte per Ersatzflugzeug. Das ging auch deshalb schnell, weil die Airline Glück im Unglück hatte.
Laura Frommberg
Laura Frommberg
KAF308: Die Fokker 70 geht in Rente.
Seit drei Jahrzehnten fliegt die Harambee One den Präsidenten des ostafrikanischen Landes. Doch nach wiederholten Pannen und hohen Wartungskosten schickt Kenia die Fokker 70 der Regierung 2026 in den Ruhestand.
Laura Frommberg
Laura Frommberg