Viele Portale mit Informationen zu Flugplätzen für die Privatfliegerei wirken veraltet, ihre Daten wirken oft veraltet. Hobbypilot und Softwareentwickler Thomas Witt, hat deshalb als Alternative Airfield Directory entwickelt. Jetzt muss nur noch die Pilotenschaft mitziehen.
«Achtung: Landegebühr kann weder in Bar noch mit Karte bezahlt werden. Der Platz akzeptiert nur Zahlungen mit der Aero PS-App» oder «sehr schöner, weitläufiger Platz in noch schönerer Umgebung. Vielen Dank auch an den freundlichen und hilfsbereiten Flugleiter.» Ein weiterer Eintrag lautet: «Waren für einen Besuch in der Stadt. Leider gibt es keinen Mietwagen oder Fahrradverleih mehr. Die öffentlichen Verkehrsmittel sind eher umständlich.»
Das sind alles Pireps. Die Abkürzung steht für Pilotenreport. Hobbypilotinnen und -piloten teilen in kurzen Sätzen ihre Erfahrungen und Beurteilungen zu den verschiedensten Flugplätzen und deren Besonderheiten. Bewertet wird alles, von der Freundlichkeit des Betreibers bis zur Infrastruktur. Pireps sollten möglichst kurz und prägnant sein.
In Deutschland gibt es einige Plattformen, die Pireps veröffentlichen. Doch Thomas Witt, ein leidenschaftlicher Hobbypilot und Softwareentwickler, sieht dringenden Handlungsbedarf. Die aktuellen Angebote wirken aus seiner Sicht nicht nur im Design veraltet, sondern auch in der Bedienbarkeit. Noch problematischer: Die bereitgestellten Informationen, wie Tankpreise und Landegebühren, seien oft nicht aktuell.
«Die Idee dazu kam mir bereits während der Corona-Pandemie 2020/21, doch damals war die KI noch nicht so weit entwickelt wie heute», erzählt Witt im Gespräch mit aeroTELEGRAPH. «Mit neuen Datenbanken ist es ein bisschen wie mit dem Henne-Ei-Problem: Niemand nutzt eine Datenbank, in der nur fünf Einträge sind», sagt er.
Fünf Jahre später ist seine Plattform Airfield Directory online. «Zum Start waren rund 2000 Pireps auf der Seite», sagt der Entwickler. Bei den meisten handelt es sich um KI-basierte Zusammenfassungen, was aber auch an jedem Text explizit steht. «Es sind nützliche Informationen und man fängt eben nicht bei null an». Die eigentlichen Programmierarbeiten dauerten schließlich nur zwei bis drei Wochen, berichtet Witt.
Was Airfield Directory besonders macht, ist zum einen die Nutzung von Live-Daten von AeroPS dadurch werden an allen Flugplätzen immer die aktuellen Spritpreise und Landegebühren angezeigt. Zum anderen gehören alle Einträge der Community und nicht dem jeweiligen Betreiber des Portals. «Alle Daten, die bei mir publiziert werden, sind unter einer Creative Common-Lizenz gekennzeichnet», erklärt Witt. Dies ermöglicht eine freie Nutzung der Daten, solange die Urheberschaft genannt wird.
Um die Pireps, die Pilotinnen und Piloten in der Vergangenheit auf anderen Portalen veröffentlicht haben, nutzen zu können, hat er auch ein Tool entwickelt, das es den Originial-Autoren ermöglicht, diese Pireps zu importieren. Laut Witt wird der sogenannte IFR-Wizard gut genutzt. «Die Seite ist noch keine Woche online und es sind schon 450 Reports neu auf der Seite und auch der Wizard wurde schon mehr als 20 Mal benutzt.»
Das Portal ist komplett kostenlos. «Es ist wirklich ein Nonprofit-Projekt im besten Sinne», so der Hobbypilot. Er verspricht, dass keine E-Mail-Adressen weitergegeben werden. Sie werden nur intern für den Login gespeichert. Keine Nutzer werden mit Tools wie Google Analytics verfolgt. Auch Werbung soll es nicht geben. «Es ging mir einfach darum, eine nützliche moderne Plattform zu schaffen. Nicht mehr und nicht weniger.»
Die einzelnen Seiten der jeweiligen Flughäfen bieten zahlreiche Informationen, einschließlich der Länge der Piste und den Koordinaten des Flugplatzes. In der rechten Spalte sind die Informationen von Aero PS zu den Tank- und Landegebühren sowie möglicherweise nützliche Formulare zu finden. Darunter sind zahlreiche Links, wie etwa zu Maps, Windy und Fore Flight, zu finden.
Es gibt auch die Option, Flugplätze auf einer Karte zu suchen. Suchkriterien sind dabei die Sternbewertungen, die Art des Treibstoffs, die Länge der Piste sowie die Oberfläche der Piste. Diese Funktionen sollen helfen, verschiedene Flugplätze zu finden.
Tools zur Flugplanung will Witt jedoch erstmal nicht integrieren, und auch weitere Informationen über Formen oder Wartungsbetriebe an den Flugplätzen wird er nicht zur Verfügung stellen. «Ich grenze das ab, dafür ist Airfield Directory nicht gedacht», erklärt Witt.
Zudem sind Informationen auch automatisch übersetzt. Damit sind alle Informationen in Deutsch, Englisch, Französisch, Italienisch, Spanisch und Niederländisch erhältlich «Das soll ein bisschen den europäischen Gedanken fördern». Bisher hatte man auch keine Chance, diese ganzen speziellen Infos zu Flugplätzen gebündelt zu finden», sagt Witt. Nutzende können ihre bevorzugte Sprache einstellen oder direkt auf die entsprechende Subdomain zugreifen.
Es ist auch möglich, dass Nutzer ihr Flugzeugkennzeichen hinterlegen, um personalisierte Informationen zu erhalten. «Du kannst sogar sagen, ich komme am Montag und bleibe drei Tage und dann rechnet dir sogar die Abstellgebühren aus», erklärt Witt. Für die Zukunft hätte er gerne einen Telegram-Bot und vielleicht auch eine App, um die Daten während des Fluges leichter nutzen zu können.
«Ich mache das einfach aus Spaß und weil ich denke, dass es eine gute Geschichte ist, die man einfach machen sollte», sagt Witt. Die Plattform lebt von der Community und ihrem Engagement, nützliche Informationen für Piloten bereitzustellen. Jetzt muss die Community nur noch wachsen.