Air-Berlin-Unfall auf Sylt

«Schaffen wir das noch?»

Letzten Herbst verunglückte ein Airbus A320 von Air Berlin auf Sylt. Der erste Untersuchungsbericht zeigt, was dabei im Cockpit ablief.

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Als wäre das trübe norddeutsche Wetter nicht schon schlimm genug gewesen, durchlebten die Passagiere von Air Berlin-Flug AB6880 letzten Herbst bei der Landung auf Sylt auch noch bange Sekunden. Ihr Airbus A320 überschoss die Landebahn und blieb im Gras stecken. Die Bilder vom Unglück hatten fast schon symbolische Strahlkraft - einen Monat später stellte die Fluglinie den Flugbetrieb ein.

Air Berlin existiert längst nicht mehr, ein Zwischenbericht der deutschen Untersuchungsbehörde Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung BFU gibt jetzt aber erste Einblicke über das, was sich im beim Vorfall vom 30. September 2017 im Cockpit abgespielt hat. Anders als gewollt, mussten der aus Düsseldorf kommende A320 an diesem Tag wegen tief hängender Wolken auf Landebahn 32 landen.

Regenwasser auf der Bahn

Diese ist zwar die einzige mit Instrumenten-Landesystem auf dem kleinen Insel-Flughafen. Doch die Piloten mussten sie mit Rückenwind anfliegen. Für die Crew dabei besonders knifflig: Die Strecke zum Abbremsen wird dadurch länger. Verschlimmert wurde dies durch Regenwasser auf der Bahn.

Nachdem die Piloten mit Hilfe ihres Tablet-Computers prüften, ob unter diesen schweren Bedingungen eine Landung noch möglich ist, setzte der 61-jährige Kapitän als steuernder Pilot zur Landung an. Für die 2120 Meter lange Bahn berechnete man im Cockpit einen 1990 Meter langen Bremsweg. Doch der Airbus schwebte über die Aufsetzzone hinweg, wo er eigentlich hätte landen sollen.

«Nee»

«Na komm geh runter», sagte der mit 17.000 Stunden sehr erfahrene Pilot das Flugzeug schließlich auf. Doch es war zu spät. «Schaffen wir das noch?», fragte wenige Sekunden später der 35-jährige Kopilot. Als Antwort bekam er ein kurzes «Nee».

Mit 81 Kilometern pro Stunde überrollte der A320 von Air Berlin die Schwelle der Landebahn und blieb nach ungefähr 80 Meter stehen. Alle Passagiere und Besatzungsmitglieder konnten unverletzt über die normalen Fahrgasttreppen aussteigen, obwohl zuerst ein Einsacken des noch 55 Tonnen schweren Airbus befürchtet wurde. Der 8 Jahre alte Airbus mit der Kennung D-ABHO blieb ebenfalls nahezu unbeschädigt und trat wenige Wochen später seinen Dienst bei Niki an.

Pilot und Fluglotse waren überrascht

Gegenüber den Ermittlern der BFU sagte der Kapitän später aus, trotz des späten Aufsetzens sich noch sicher gewesen zu sein das man rechtzeitig zum Stehen kommt. Beim Bremsen stellte er nach seinem Empfinden jedoch eine Verzögerung fest. Auch der Fluglotse in Sylt wunderte sich, warum das Flugzeug nicht zum Stehen kommen wollte.

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