Die Szene wirkt skurril. Am lettischen Jurmala Airport scheint es so, als warte man auf das baldige Eintreffen der nächsten abfliegenden Passagiere. Die Check-in-Schalter stehen zur Aufgabe des Fluggepäcks bereit, die Schalter der Pass- und Sicherheitskontrollen sind voll einsatzfähig und auch an den Gates sieht es so aus, als würden in Kürze Reisende ihren Flug in den Urlaub antreten.
Doch der Eindruck täuscht. Seit der Fertigstellung des Jurmala Airport im Jahr 2014 flog noch kein einziger Charter- oder Linienpassagier vom neu errichteten Flughafenterminal ab. Rund zwanzig Mitarbeitende kümmern sich dennoch seit fast zehn Jahren darum, dass die Flughafeneinrichtungen einsatzfähig bleiben.
Schwierige Eigentümerverhältnisse
Gerade einmal 60 Kilometer von der Hauptstadt Riga entfernt, war die einstige Turkums Air Base ab 1952 Heimat der sowjetischen Luftstreitkräfte im Baltikum. Als im April 1993 die Armee abzog, hinterließ sie ein völlig zerstörtes Flughafengelände, das im Jahr 2001 in das Eigentum der benachbarten Gemeinde überging. Es entstand die Idee, einen Regionalflughafen aufzubauen, der dem nahegelegenen Flughafen Riga vielleicht so manche Billigairline abtrünnig machen könnte.
Auf der Suche nach einem Investor schloss man vier Jahre später einen Vertrag mit einer privaten Gesellschaft ab, die es sich zur Aufgabe machte, das Flugfeld fit für den Betrieb als Regionalflughafen zu machen. Dabei wurde innerhalb weniger Jahre die 2502 Meter lange Piste renoviert, ein ILS-Anflugsystem installiert, das Flughafengelände umzäunt, Gebäude saniert und ein neues Terminal errichtet, an dem simultan zwei Flugzeuge der Größe Boeing 738 oder Airbus A320 abfertigt werden könnten. Im Jahr 2014 vergab die lettische Luftfahrtbehörde die nötigen Lizenzen zur Aufnahme eines kommerziellen Flugbetriebes.
Bis heute keine Lizenz
Vielversprechende Gespräche mit Billig- und Charterfluglinien waren bereits aufgenommen, als die Behörden die für den Flugbetrieb nötigen Lizenzen wieder zurückzogen. Offizieller Grund dafür waren fehlende Umweltauflagen. Lettische Medien spekulieren jedoch, dass die mysteriösen Eigentumsverhältnisse beim einem der Mitinhaber des Flughafens, dem illegale Waffengeschäfte und Bestechungsversuche von Militärs vorgeworfen wurden, der wahre Grund für den Entzug der Betriebslizenz gewesen sein könnten.
Schwierige Eigentümerverhältnisse
Die lettische Wings 4 Sky Group ist heute nicht nur Teil-Eigentümer des Flughafens und des berühmten Kunstflugteams. Ihr gehört auch eine am Flughafen abgestellte Ilyushin Il-62 M, die zuletzt bei der kasachischen Trust Air für Frachtflüge im Einsatz stand und im Winter 2018 ihren Weg nach Jurmala fand.
Seitdem parkt der russische Jet gemeinsam mit vierzehn weiteren Flugzeugen am Flughafen. Aus ihnen soll einmal ein sogenannter Sky Zoo in Jurmala entstehen, ein neues Luftfahrtmuseum.
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Lettlands internationaler Flughafen, der nie eröffnet wurde
Eine abgestellte Yakovlev Yak-40 auf dem Vorfeld des Jurmala Airport.
Martin Dichler/aeroTELEGRAPH
Das Gepäckförderband und ...
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... der Empfangsbereich.
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Auch Sitzgelegenheiten gibt es schon.
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Diese Ilyushin Il-18 V von Sky Guinee Airlines wird Teil der Sky-Zoo-Ausstellung.
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Die Ilyushin Il-62 M steht seit 2018 zum Verkauf.
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Das Cockpit ...
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... und der Frachtraum.
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Diese Yakovlev Yak-40 trägt bereits eine Sky-Zoo-Lackierung.
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