Air-Baltic-Chef Martin Gauss: «Wir haben aber zwei Geschäftsmodelle bei Air Baltic.»

Air-Baltic-Chef Martin Gauss: «Wir haben aber zwei Geschäftsmodelle bei Air Baltic.»

Air Baltic

Martin Gauss, Air Baltic

«Alles läuft, wie es laufen soll»

Sind die Finanzsorgen von Air Baltic akut? Wie schwierig gestalten sich die Verhandlungen mit einem Investor? Chef Martin Gauss stellt im Interview seine Sicht der Dinge klar - und erklärt Details.

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Ihr Aufsichtsratschef hat in einem Linkedin-Post geschrieben, dass sich die Verhandlungen mit einem Investor für Air Baltic nicht so reibungslos gestalten, wie erhofft. Woran hakt es?

Martin Gauss*: Es wird verhandelt über einen Verkauf von Anteilen der Regierung, die Air Baltics Mehrheitseigentümerin ist. Sie führt diese Verhandlungen über Anwälte und Berater. Und wir als Airline koordinieren uns mit der Regierung, besonders bei technischen Fragen. Mein Kenntnisstand ist: Alles läuft, wie es laufen soll. Von Reibungen ist mir nichts bekannt. Aber wahrscheinlich wären beide Seiten gerne noch 2024 zu einem Abschluss gekommen.

Also hat sich abgesehen von einer Verspätung nichts geändert?

Nein. Die Regierung hat vor Weihnachten erklärt, dass sie sich in fortgeschrittenen Gesprächen mit einem Investor befindet, der vor dem Börsengang bei Air Baltic einsteigen soll. Es ist weiterhin nicht öffentlich bekannt, wer dieser Investor ist, und ich darf ihn auch nicht nennen. Aber die Gespräche mit dem Investor sind ohne Veränderungen im Gange.

Wie groß wird dieser Anteil sein? Es gab Spekulationen, Lufthansa sei an 10 Prozent der Anteile interessiert. Könnten es auch mehr werden?

Dazu darf ich leider nichts sagen.

Was muss der Investor mitbringen, außer Geld?

Der Verkehrsminister hat es schön formuliert. Er sagte, es handelt sich um eine internationale, börsennotierte Airline, die ein strategischer Investor ist. Das passt zu uns.

Gibt es Verhandlungen mit einem Investor oder mit mehreren?

Im Moment wird mit einem Investor verhandelt.

Nun ist der richtige Zeitpunkt entscheidend.

Für wann rechnen Sie mit einer Einigung?

Vor dem Börsengang. Mehr kann ich derzeit leider nicht sagen dazu.

Und wann wird der Börsengang erfolgen?

Er ist für 2025 geplant. Wenn der Markt es zulässt. Wenn nicht, dann 2026. Die Investoren am Markt sagen über Air Baltic: Das Wachstum passt, das Management passt, es gibt eine große Verschuldung aus Vergangenheit, aber mit dem Börsengang ist es eine interessante Investition. Nun ist der richtige Zeitpunkt entscheidend. 2024 wäre mit der Unsicherheit durch die Wahl in den USA beispielsweise kein guter Zeitpunkt gewesen.

Der Aufsichtsratschef sprach auch von einer möglichen Finanzspritze durch den Staat.

Würde nichts anderes funktionieren, müsste man zurückgehen zum Mehrheitseigentümer und um Eigenkapital bitten. Aber das möchte er nicht. Er möchte, dass das Management einen Börsengang macht. Das ist der klare Auftrag und daran arbeite ich.

Ich hatte den Aufsichtsratschef so verstanden, dass Geld vom Staat nötig sein könnte, um die Zeit bis zum Börsengang zu überbrücken. Ist das nicht der Fall?

Nein, sonst hätten wir jetzt ein Problem. Wir haben für 2025 ein Budget gemacht, in dem wir zeigen, dass wir ohne Börsengang in das Jahr 2026 gehen können. Wäre das nicht so, müssten wir jetzt schon zur Regierung gehen und sagen, wir können kein Budget produzieren, das uns ins nächste Jahr bringt.

Airbus A320 Neo von Lufthansa, Winglet eines A220 von Air Baltic. Bild: aeroTELEGRAPH

Der Aufsichtsratschef schreibt auch, «dass die Zeit nicht unser Verbündeter ist».

Wir haben im Businessplan einen Kapitalbedarf von 300 Millionen Euro für unsere Flugzeugbestellungen. Je mehr Anzahlungen wir dafür leisten und je mehr Zahlungen bei Auslieferungen fällig werden, desto mehr Eigenkapital brauchen wir. Ich denke, das meint er mit dem Hinweis auf die Zeit. 2025 kommen vier Jets, 2026 schon elf oder zwölf.

Und dafür braucht Air Baltic das Geld vom strategischen Investor und aus dem Börsengang.

Das ist der eine Grund. Ein anderer ist, dass wir unseren Cash-Puffer vergrößern wollen. Und dass wir unsere Anleihe dann reduzieren können ...

... die Sie im Mai aufgenommen haben über 340 Millionen Euro zu einem Zinssatz von 14,5 Prozent.

Wir haben sie kürzlich erhöht auf 380 Millionen Euro zu 14,5 Prozent. Aber wir haben eine Option, die Anleihe ab 2026 neu zu finanzieren und das zu einem besseren Zinssatz.

Wie funktioniert das?

Durch neues Eigenkapital sinkt unsere Verschuldung und dadurch verbessert sich unser Kredit-Rating. Zudem sind die Zinsen auch allgemein gesunken. Wir wollen gerne zurück in den einstelligen Prozent-Bereich bei einer neuen Finanzierung der Anleihe ab 2026.

Die Regierung hat ihren Wunsch öffentlich gemacht, 25,1 Prozent an Air Baltic zu behalten, auch wenn das noch nicht in Stein gemeißelt ist.

Haben Sie weitere Optionen?

Ja, bei erfolgreicher Akquirierung von Eigenkapital können wir einen gewissen Prozentsatz der Anleihe auch direkt zurückzahlen. Diese Option könnte Air Baltic ziehen, um die Verschuldung schnell zu reduzieren vor einem Börsengang, falls dies nötig würde.

Wird sich der Staat auch am Börsengang beteiligen?

Das ist noch offen. Die Regierung hat ihren Wunsch öffentlich gemacht, 25,1 Prozent an Air Baltic zu behalten, auch wenn das noch nicht in Stein gemeißelt ist. Um 25,1 Prozent zu erreichen, ist eine relativ hohe Bewertung der Airline nötig. Oder man entscheidet sich für einen kleineren Börsengang. Allerdings muss der Staat diese Entscheidung jetzt noch nicht treffen, sondern erst beim Börsengang.

Es gab aus der Regierung auch Rücktrittsforderungen gegen Sie. Dabei ging es darum, dass Sie viele Flugzeuge im Wet-Lease an die Lufthansa-Gruppe vermieten, während die Probleme mit den Triebwerken von Pratt & Whitney aber auch ihre Kapazität im eigenen Flugplan reduzieren. Was ist Ihre Antwort?

Ja, der Umstand, dass wir unsere neuen Flugzeuge an Andere vermieten und in unserem Netzwerk Flugstreichungen durchführen, wird mit viel Unverständnis aufgenommen. Wir haben aber zwei Geschäftsmodelle bei Air Baltic. Das Wetlease-Geschäft wie mit der Lufthansa-Gruppe, bei dem wir langfristige Verträge haben, und unser Liniengeschäft. Wir können bestehende Verträge nicht ignorieren. Das hat zwar für Unmut gesorgt. Ich glaube aber, dass dies mittlerweile von den verschiedenen politischen Parteien verstanden wurde.

*Martin Gauss begann seine Luftfahrt-Karriere 1992 als Pilot einer Boeing 737 bei der British-Airways-Tochter Deutsche BA. Später stieg er dort in die Geschäftsführung auf. Nach der Integration von DBA in Air Berlin verließ er das Unternehmen nach 15 Jahren. Er stieg bei der Cirrus Group ein und wurde dort Geschäftsführer. Zwischen April 2009 und Mai 2011 war Gauss Chef der ungarischen Fluggesellschaft Malev. Seit 2011 Jahren ist er Chef von Air Baltic.

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