Im Handelskonflikt zwischen Bern und Washington bringt Swiss-Chef Jens Fehlinger eine ungewöhnliche Idee ins Spiel: Boeing-Jets für die Lufthansa-Gruppe könnten künftig über die Schweiz importiert werden – im Milliardenwert.
Der Begriff stammt aus dem Eishockey. Buebetrickli nennt man es in der Schweiz, Bauerntrick in Deutschland und Wrap around in Nordamerika. Damit wird ein Spielzug bezeichnet, bei dem ein Spieler versucht, den Puck von hinter dem Tor am Pfosten vorbei ins Tor zu befördern. Längst versteht man darunter aber allgemein auch eine findige Lösung, um ein Ziel zu erreichen, das sonst nicht oder nur schwer zu erreichen wäre.
Und mit so einem Buebetrickli versucht nun Swiss der Schweizer Regierung im Steuerstreit mit den USA zu helfen. Denn die ist gerade ziemlich perplex. Präsident Donald Trump hat Ende Juli angekündigt, dem Land mit 39 Prozent einen der höchsten bisher eingeführten Strafzölle für Exporte in die USA aufzubrummen. Seit dem 7. August ist er in Kraft. Die schweizerische Wirtschaft belastet dies sehr. So hat der Flugzeugbauer Pilatus Aircraft vorerst alle Verkäufe von PC-12 und PC-24 in die USA - seinen wichtigsten Markt - gestoppt.
In der Eidgenossenschaft sucht man hektisch nach Lösungen, das Problem rasch zu entschärfen. Die Strafzölle berechnet die Regierung der USA mit einer kruden Formel, die auf der Handelsbilanz zwischen zwei Staaten beruht. Und die ist aus amerikanischer Sicht negativ. Um Trump milde zu stimmen, versuchen Schweizer Unternehmen nun, ein besseres Gleichgewicht zu erreichen. Und dabei kommt Lufthansa-Group-Tochter Swiss ins Spiel.
Swiss-Chef Jens Fehlinger weilte vergangene Woche mit Vertretern der Schweizer Wirtschaft und der Regierung in Washington. Dabei soll er einen Vorschlag gemacht haben, wie die Zeitung Tages-Anzeiger berichtet. Lufthansa Group könnte künftig alle Importe von Flugzeugen von Boeing über die Schweiz abwickeln, lautet dieser Vorschlag.
Dabei geht es um rund 100 Jets im Gesamtwert nach Listenpreisen von 22 Milliarden Euro, die in den kommenden sieben Jahren ausgeliefert werden sollen. Dadurch würde das Handelsbilanzdefizit der USA mit der Schweiz verkleinert. Und das genau ist Trumps Ziel. Auch wenn es um keine neuen Aufträge geht, könnte er das zumindest seinen Bürgerinnen und Bürgern als Erfolg verkaufen - und dann , so die Schweizer Hoffnung, die Zölle senken.
Der Umweg über die Schweiz wurde bei Lufthansa bereits einmal diskutiert. Als sich der Zollstreit mit der EU anbahnte, erwog der Konzern, Dreamliner über die Schweiz zu importieren. Inzwischen gibt es aber ein Abkommen zwischen der Europäischen Union und den USA, bei dem Flugzeuge von den Zöllen ausgenommen sind.