O’Leary spricht aus Erfahrung. Nach dem Ende des zweijährigen Flugverbots der Boeing 737 Max habe Ryanair allen Reisenden angeboten, ihren Flug kostenfrei umzubuchen, sollten sie nicht mit einer Max fliegen wollen. Angenommen hat das Angebot laut O’Leary niemand.
Ex-Boeing-Mitarbeiter warnen vor 737 Max
Ed Pierson und Joe Jacobsen, zwei ehemalige Boeing-Mitarbeiter, hätten wohl von O’Learys Angebot Gebrauch gemacht. Sie würden auf keinen Fall mit einem Max-Flugzeug fliegen, sagten die beiden gegenüber der Los Angeles Times. Und das nicht, weil sie das Flugzeug nicht mögen, sondern aus Sicherheitsgründen.
«Ich habe in der Fabrik gearbeitet, in der sie gebaut wurden, und habe gesehen, unter welchem Druck die Mitarbeiter standen, die Flugzeuge schnellstmöglich zur Tür hinauszuschicken», so Pierson, ehemaliger leitender Manager bei Boeing gegenüber der Zeitung.
Boeing denke nur an Gewinn
Joe Jacobsen war Ingenieur bei Boeing und der Federal Aviation Administration FAA und ergänzt, dass er jedem rät, die Max zu meiden. Er attestiert Boeing ein kulturelles Problem. Es gehe dem Unternehmen nur noch um Gewinnmaximierung. «In den letzten 20 Jahren haben sie sich kontinuierlich in Richtung Finanz-Engineering statt technischem Engineering bewegt», so Jacobsen.
Auch Pierson, der heute Chef der Foundation for Aviation Safety ist, einer Non-Profit-Organisation, die sich auf die Überwachung des Luftverkehrs spezialisiert hat, schlägt in die gleiche Kerbe. «Dies ist eine Kultur, in der Geld alles ist. Sie messen den Erfolg daran, wie viele Flugzeuge ausgeliefert werden, und nicht daran, wie viele Qualitätsflugzeuge geliefert werden», so Pierson.
Max 9 sei eine Gefährdung der öffentlichen Sicherheit
Jacobsen kritisiert auch die Art und Weise, wie Boeing die Probleme löst. Statt alle Probleme in Griff bekommen zu wollen, kümmere sich das Unternehmen immer nur um die akuten Probleme. Daher sei es nur eine Frage der Zeit, bis das nächste Max-Problem auftritt: «Vielleicht nächste Woche, vielleicht in einem Monat». Boeing und die FAA wollten sich gegenüber der Los Angeles Times nicht zu den Vorwürfen äußern.