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Superjumbo

Eingelagerte Airbus A380 haben Rutschen-Probleme

Mehrere Airlines reaktiveren Airbus A380. Nun weist die europäische Luftfahrtbehörde einen Austausch von Notrutschen an. Und bei manchen Superjumbos gibt es ein weiteres Problem.

Es ist eine Herausforderung und viel Arbeit, ein lange eingelagertes Flugzeug wieder fit für den Flugbetrieb zu machen. Das gilt besonders, wenn es sich um einen Riesen wie den Airbus A380 handelt. Lufthansa und Qantas stehen gerade vor dieser Aufgabe bei einem Teil ihrer Superjumbos, Thai Airways erwägt zumindest, den gleich Weg zu beschreiten.

Nun stellt die europäische Luftfahrtbehörde Easa A380-Betreibern eine zusätzliche Aufgabe für die Wiederinbetriebnahme der Flugzeuge. In einer Lufttüchtigkeitsanweisung, die seit dem 15. November gilt, ordnet sie den Austausch von einigen der Notrutschen vom Hersteller Collins in Airbus A380 an, die mehr als 185 Tage eingelagert sind oder waren.

Nähte der Notrutschen öffneten sich

Ein Airbus A380 verfügt über 16 Notrutschen, acht auf jeder Seite, jeweils drei im Ober- und fünf im Unterdeck. Betroffen sind alle im Oberdeck (genannt U1, U2 und U3) sowie die mittlere im Unterdeck (M3), die über die Tragfläche nach unten verläuft.

Der Easa wurden Fälle gemeldet, in denen sich bei zuvor eingelagerten A380 beim testweise Aktivieren der genannten Rutschen durch das Aufblasen Nähte öffneten. «Obwohl die Untersuchung noch andauert, wird vermutet, dass die Umgebungsbedingungen während des Parkens und Lagerns die entscheidenden Faktoren für die zunehmende Schädigung der Nähte der Rutschen sind», schreibt die Behörde in der Lufttüchtigkeitsanweisung.

Kombination von Feuchtigkeit und Hitze

«Insbesondere die Einwirkung einer Kombination aus Feuchtigkeit (durch Kondensation während des vorherigen Flugbetriebs) und Hitze (während des Parkens und Lagerns) verursacht eine zunehmende Schädigung der Nähte in der aufblasbaren Struktur einer Rutsche», so die Easa. Das gelte umso mehr mit zunehmender Park- und Lagerzeit des Jets.

«Wenn dieser Zustand nicht behoben wird, könnte dies zu einem Verlust der Luftaufnahmefähigkeit einer Rutsche führen, was im Notfall eine rechtzeitige Evakuierung aus dem Flugzeug verhindern und möglicherweise zu Verletzungen der Insassen führen würde», schreibt die europäische Luftfahrtbehörde weiter.

Es gibt ein weiteres Rutschen-Problem

Die Easa räumt den Betreibern unterschiedlich viel Zeit für den Austausch ein, je nach Seriennummer von Rutsche und Flugzeug, nach Position der Rutsche sowie nach Länge der Standzeit des Flugzeuges. Der schnellste geforderte Austausch ist innerhalb von drei Monaten ab dem 15. November 2022 nötig, der späteste innerhalb von zwölf Monaten.

Es ist allerdings nicht das einzige Problem im Zusammenhang mit A380-Rutschen. Am 13. Oktober veröffentlichte die Easa einen Vorschlag für eine weitere Anweisung. Darin geht es um das Rutschen-Managementsystem mancher A380, hergestellt von Diehl Aerospace.

Neue Version des Systems schon fertig

Der Easa wurden Fälle gemeldet, in denen Korrosion an einer Schnittstellenverbindung innerhalb des A380-Tür- und Rutschen-Managementsystems festgestellt wurde. «Dieser Zustand könnte, wenn er nicht behoben wird, dazu führen, dass sich eine Notrutsche nicht wie erforderlich nach einer Notlandung entfaltet, wodurch die rechtzeitige Evakuierung der Flugzeuginsassen verhindert werden könnte», so die Easa. Sie weist einen Austausch an.

Diehl Aerospace hat bereits eine neue Version entwickelt, bei der Gehäuse, Stecker und physische Schnittstelle aus passiviertem Stahl bestehen anstatt aus Aluminium. Durch diese neue Version werde die Zuverlässigkeit des Tür- und Rutschen-Managementsystems gewährleistet, schreibt die Behörde. Airbus hat die Betreiber schon im August informiert.

Einst Test mit mehreren Verletzten

Die Notrutschen und die Evakuierung waren vor der Zulassung des A380 einst ein großes Thema. Man fragte sich: Wird es Airbus gelingen, 873 Testpersonen innerhalb von 90 Sekunden aus dem Superjumbo zu evakuieren? Im März 2006 zeigte sich: Es ist möglich, sogar in 80 Sekunden. Der Zertifizierung des A380 stand nichts mehr im Wege. Allerdings verletzten sich mehrere Testpassagiere leicht und einer brach sich sogar den Oberschenkel.