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Gestrandet und vergessen

Die gestrandete Ilyushin Il-76 von Umm Al Quwain

Auch 21 Jahre nach der Landung auf einem inzwischen stillgelegten Flughafen in der Wüste bleibt es ein Rätsel: Wie kam die Ilyushin Il-76 nach Umm Al Quwain?

Wer in den Vereinigten Arabischen Emiraten auf der E11 von Sharjah in Richtung Ras Al Khaimah unterwegs ist, macht auf der linken Seite zuerst eine Piste aus. Sie gehörte einst zum inzwischen stillgelegten Flughafen von Umm Al Quwain. Dann taucht plötzlich ein weißes Ungetüm auf: eine Ilyushin Il-76.

Seit mehr als 20 Jahren verrottet das Frachtflugzeug inzwischen dort. Seine Geschichte und die ihres früheren Eigentümers sind mehr mysteriös. Niemand kann mit Sicherheit die genauen Hintergründe nennen, warum eine Maschine mit ihrem Leergewicht von rund 92 Tonnen einst auf der nur 1950 Meter langen Piste des ehemaligen Flughafens gelandet ist und warum sie immer noch dort steht. 

Waffenschmuggel?

Bei dem Flugzeug, dass lange Zeit als Werbeplattform für das nahe gelegene Palma Beach Hotel diente, handelt es sich um eine 1975 für die sowjetischen Luftstreitkräfte gebaute Ilyushin Il-76. Nach dem Zusammenbruch der UdSSR wurde sie noch bis Mitte der 90er-Jahre von der russischen Luftwaffe betrieben und dann vermutlich an Victor Bout, in den USA zu 25 Jahren verurteilter Waffenschieber, veräußert.

Der Zerfall der Sowjetunion und ihrer Folgestaaten wurde für einige findige Genossen zur Goldgrube. Zahlreiche nahmen damals die Gelegenheit wahr, um sich aus den Waffenbeständen des ehemaligen Ostblocks zu bedienen. Auch Bout, der einst in Duschanbe geborene ehemalige Angehörige der Sowjetarmee, wurde in diesem Zusammenhang immer wieder genannt. Er startete nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion ein Transport- und Handelsunternehmen am Flughafen von Sharjah.

Häufige Flüge nach Afrika

Unter Planespottern war in jener Zeit der Flughafen Sharjah aufgrund der Vielzahl an sowjetischen Flugzeugmodellen sehr beliebt. Für 120 Dollar wurden damals täglich eine limitierte Anzahl an Fotogenehmigungen an Spotter verkauft, die so den Eintritt in das Paradies bekamen.  Bout betrieb dort seine Fluggesellschaft Air Cess, die oft nach Afrikas unterwegs war.

Auch die am Flughafen Umm al Quwain abgestellte Ilyushin Il-76 flog ab 1997 als EL-RDT für Air Cess, ab 1998 als 3D-RTT für Air Pass und zuletzt von 1998 bis ins Jahr 2000 für Centrafrican Airlines. Alle drei Fluglinien hatten eines gemein: Der Besitzer hieß Victor Bout.

Letzte Möglichkeit – Notlandung?

Als Missstände bekannt wurden, wurden Bout und seinen Fluglinien die Einreise in die Vereinigten Arabischen Emirate untersagt. Gerüchte besagen, dass die Il-76 sich gerade auf dem Rückweg nach Sharjah befand, als diese Sanktion in Kraft trat. Mangelndes Kerosin an Bord und eine vielleicht nicht ganz legale Fracht könnten dazu geführt haben, dass die Maschine von ihrer Crew als letzten Ausweg auf den viel zu kleinen Flughafen gesteuert wurde.

Andere Erzählungen besagen, dass die Ilyushin Il-76 absichtlich nach Umm Al Quwain geflogen wurde, um als Restaurant oder unübersehbares Werbeschild eine letzte Verwendung zu finden. Konnte man sie bis vor einigen Jahren noch aus nächster Nähe bestaunen und ungehindert fotografieren, so wird sie inzwischen in einem nicht zugänglichen, mit Stacheldrahtzaun abgesperrten Bereich gesichert.

In den USA verurteilt

2008 wurde Victor Bout in Thailand verhaftet und später an die USA ausgeliefert. 2011 wurde er verurteilt und 2012 eine 25-jährige Haftstrafe ausgesprochen. Seither sitzt er in einem Gefängnis in den USA. Die Ilyushin IL-76 jedoch, die sitzt weiter in Umm Al Quwain.

In der oben stehenden Bildergalerie sehen Sie Aufnahmen der gestrandeten Ilyushin Il-76 von Umm Al Quwain.