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Betriebsrat gegen Management

Dicke Luft bei Lauda

Hat die Führung dem Betriebsrat Büros und Computer weggenommen? Das behaupten die Arbeitnehmer. Ein Missverständnis, sagt Lauda-Chef Andreas Gruber.

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Es sind harte Worte, die der Betriebsrat von Lauda verwendet. In einem internen Schreiben an die Mitglieder, das aeroTELEGRAPH vorliegt, schreibt er von einem «Angriff auf uns als eure Vertreter». Was ist passiert? «Als wir vergangenen Montag zu unserer Betriebsratssitzung ins Büro kamen, stellten wir mit etwas Verwunderung fest, dass unsere Computer verschwunden und unsere Arbeitsplätze geräumt waren.» Danach habe man mithilfe der Personalabteilung kurzfristig eine neue Lösung gefunden.

Der Betriebsrat von Lauda, wie sich Laudamotion heute am Markt nennt, hat als Ersatz Arbeitsplätze in einem Konferenzraum am Sitz in Wien bekommen. Am Donnerstag sei der Raum, der kurzfristig zum Büro umfunktioniert worden war, aber für eine Schulung belegt gewesen, so die Darstellung der Arbeitnehmervertretung. Und dieses Mal habe die Personalabteilung mitgeteilt, dass «es derzeit kein Büro mehr für uns gibt», so der österreichische Betriebsrat im Schreiben.

Klage in Vorbereitung

Man solle kurzfristig selber Büros am Flughafen mieten und das aus der Betriebsratsumlage finanzieren – einer Lohnabgabe zur Finanzierung des obligatorischen Mitbestimmungsgremiums. Und dann solle man versuchen, das Geld von der Firma zurückzubekommen. Das Vorgehen «widerspricht ganz klar österreichischem Arbeitsrecht», beklagt sich der Betriebsrat. Wie zerfahren die Situation ist, zeigt, dass er diese Woche in einer außerordentlichen Sitzung das weitere Vorgehen gemeinsam mit der Gewerkschaft festlegen will.

In Paragraph 72 des österreichischen Arbeitsverfassungsgesetzes heißt es denn auch: «Dem Betriebsrat und dem Wahlvorstand sind zur ordnungsgemäßen Erfüllung ihrer Aufgaben Räumlichkeiten, Kanzlei- und Geschäftserfordernisse sowie sonstige Sacherfordernisse in einem der Größe des Betriebes und den Bedürfnissen des Betriebsrates (Wahlvorstandes) angemessenen Ausmaß vom Betriebsinhaber unentgeltlich zur Verfügung zu stellen». Zusammen mit der Gewerkschaft bereite man deshalb eine Klage vor, um «uns unser Recht zu erstreiten», so der Betriebsrat.

Chef spricht vom Missverständnis

Beim ganzen Trubel handele es sich um ein Missverständnis, sagt Laudamotion-Chef Andreas Gruber. Die Fluggesellschaft zieht gerade aus den alten Räumlichkeiten von Niki in ihren neuen Hauptsitz am Flughafen Wien um. Fälschlicherweise seien dabei die Computer, von denen die Rede war, abgebaut worden, so Gruber zu aeroTELEGRAPH. Das habe man aber inzwischen korrigiert. Außerdem, so der Chef der Ryanair-Tochter, habe man den Angestellten angeboten, noch einen Laptop zusätzlich zu erhalten. Er sei «überrascht» über das Schreiben des Betriebsrats.

Vorwürfe, dass Laudamotion gegen österreichisches Arbeitsrecht verstößt, «dementiere ich massiv», so Gruber. Er habe die Zusammenarbeit mit dem Betriebsrat stets als gut und konstruktiv erlebt. «Wir bieten hier Arbeitsbedingungen, von denen unsere Wettbewerber meilenweit entfernt sind», fügt er hinzu. Er nennt als Beispiele «massive Gehaltserhöhungen, zusätzliche Gehaltsstufen für das fliegende Personal und Kollektivverträge». Zusätzlich habe das gesamte Personal einen «Start-up-Transition-Bonus» erhalten, der bis zu 18.000 Euro betragen habe.

Druck auf den Standort Wien

«Nur mit den Mitarbeitern können wir unser Unternehmen weiterentwickeln und profitabel machen», so Gruber. «Gerade wenn man sich ansieht, wie viele Anbieter in den letzten Monaten nicht überlebt haben, wird das umso wichtiger.» Die Wettbewerbssituation in Wien ist tatsächlich hart. Nach dem Ende von Air Berlin und Niki fluteten Fluggesellschaften den Standort mit neuen Angeboten. Die Passagiere profitieren von günstigen Tickets, viele Airlines können in so einem Umfeld nicht nachhaltig bestehen.

Die IAG-Billigtochter Level etwa reduzierte ihre Wachstumspläne in der österreichischen Hauptstadt stark. «Ich gehe auf jeden Fall davon aus, dass die Preise angepasst werden. So wie jetzt werden die Airlines in Wien nicht weitermachen», sagte IAG-Chef Willie Walsh kürzlich im Interview mit aeroTELEGRAPH. «Wenn Ryanair dort 150 Millionen im Jahr verbrennt, ist das für Ryanair keine sehr nachhaltige Sache. Und das ist nicht, wie sie Geschäfte machen.» Laudamotion hält an den Ausbauplänen fest. Man suche weiter Mitarbeiter, so Gruber.

Betriebsrat bemängelt Arbeitsbedingungen

Die Zugehörigkeit zu Ryanair ist es denn auch, die dem Betriebsrat von Laudamotion Sorge bereitet. Die Arbeit des Betriebsrates werde allgemein «zusehends schwerer», heißt es in dem Schreiben. Vor einem Jahr sei es noch einfach gewesen zu verhandeln, nun dauere alles sehr lange oder komme nicht mehr voran. Als Beispiele werden «einfache Betriebsvereinbarungen wie zum Beispiel die Senioritätsregelung, Umstationierungsregelung und so weiter» genannt. Das ist nicht alles. «Mittlerweile bekommen nicht nur Piloten und Flugbegleiter Drohbriefe wegen Krankenständen, sondern auch unsere Vorgesetzten aus dem mittleren Management.»

Auch dagegen wehrt sich Gruber und betont, dass der Dialog weiterhin konstruktiv sei. Es habe keinerlei Rügen wegen Krankheitsfällen gegeben, fügt er hinzu. Auch der Betriebsrats-Vorwurf, er sei nicht erreichbar gewesen, sei nicht wahr. Am Montag, als das Problem entstanden sei, sei er in Dublin gewesen. «Sonst bin ich in unseren offenen Büroräumen jederzeit sichtbar und auch verfügbar für Gespräche.»

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