Ein Airbus A330 Neo von Condor: Die D-ANRA konnte erst 51 Tage nach dem Zwischenfall wieder in den Liniendienst zurückkehren.
Airbus A330 Neo

Condor-Jet geriet in Turbulenzen, als er Turbulenzen ausweichen wollte

Im März wurden Insassen eines Airbus A330 Neo von Condor durch heftige Turbulenzen verletzt. Erste Antworten zum Hergang gibt der Bericht der Unfalluntersuchungsbehörde.

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Was schwere Turbulenzen anrichten können, mussten 277 Fluggäste und 13 Besatzungsmitglieder auf Condor-Flug DE2314 auf dem Weg von Frankfurt nach Mauritius in den frühen Morgenstunden des 2. März erleben. Nach der Landung mussten 21 Personen im Krankenhaus behandelt werden, drei von ihnen mit schweren Verletzungen.

Die Bilder aus der Kabine zeigten, wie schlimm es gewesen sein musste: heruntergefallene Deckenelemente, geborstene Seitenverkleidungen sowie in einen Spalt in der Decke eingeklemmte Haarbüschel.

BFU veröffentlicht Zwischenbericht

Rund dreieinhalb Monate später hat die Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung BFU ihren Zwischenbericht zum Hergang veröffentlicht. Die Darstellung der Ereignisse basiert auf Daten des Flugschreibers, den Aussagen der Besatzung, sowie auf Zeugenaussagen.

Kurz vor dem Start am Nachmittag hatte die Cockpitbesatzung den Wetterradar eingeschaltet, er blieb den ganzen Flug eingeschaltet. Der A330 Neo war schon etliche Stunden in der Luft, als er gegen 0:20 Uhr (koordinierte Weltzeit, kurz UTC) in schwere Turbulenzen geriet. Die Kabine war abgedunkelt, die meisten Reisenden befanden sich auf ihren Sitzen, die Besatzung führte keinen Service durch.

Die Haare einer Passagierin blieben in der Verkleidung. Laut Berichten von Mitreisenden war sie mit dem Kopf gegen die Decke geschlagen. Bild: Leserbild

Piloten wollten Wolkengebiet ausweichen

Die Maschine war kurz nach Mitternacht in einer Höhe von 39.000 Fuß oder knapp 12.000 Metern im Luftraum der Seychellen unterwegs. Weiter südlich türmte sich ein Wolkengebiet mit einer Höhe von 46.000 Fuß auf. Die Cockpitbesatzung entschied sich, vorsorglich dem Wolkengebiet auszuweichen und fragte bei der zuständigen Flugverkehrskontrollstelle einen Ausweichkurs an.

«Nach Aussage der Flugbesatzung wartete sie die Freigabe [...] nicht ab, sondern änderte selbstständig die Flugrichtung nach rechts, um dem Wolkengebiet auszuweichen», heißt es im BFU-Bericht. Dabei tauchte die Maschine laut Zeugenaussagen in eine Wolkenschicht ein. Die Anschnallzeichen waren eingeschaltet. Eine Ansage an die Fluggäste erfolgte laut BFU-Bericht nicht.

Keine Wolkengebiete und Turbulenzen angezeigt

Erst kam es zu leichten Turbulenzen. Rund zehn Sekunden später wurden die Turbulenzen so heftig, «dass lose Gegenstände in der Passagierkabine und in den Bordküchen umherflogen und Passagiere aus den Sitzen herausgehoben wurden». Die Piloten wiesen das Kabinenpersonal an, sich hinzusetzen: «Cabin crew be seated».

Der Kopilot sagte aus, dass auf einer Wetter-App, die er den ganzen Flug über geöffnet und mehrfach aktualisiert hatte, auf dem Ausweichkurs keine Wolkengebiete und Turbulenzen angezeigt worden waren. Auch Piloten anderer Maschinen in der Gegend hätten keine Wetter-Auffälligkeiten gemeldet.

Flug wurde fortgesetzt

Acht Minuten nach dem Vorfall fragte die Purserin, ob sich Ärzte oder medizinisch geschultes Personal auf dem Flug befänden. Einige Ärzte meldeten sich und halfen bei der Erstversorgung der Verletzten.

Die Flugbesatzung entschied, den Flug fortzusetzen. Die Maschine landete rund zweieinhalb Stunden später auf dem Sir Alex Seewoosagur Ramgoolam International Airport auf Mauritius. Der Airbus A330 Neo mit der Kennung D-ANRA konnte allerdings erst 51 Tage nach dem Zwischenfall wieder in den Linienverkehr zurückkehren. Schäden an tragenden Strukturteilen gab es immerhin nicht.

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