Letzte Aktualisierung: um 15:20 Uhr

Verteilung der Menükarten

Business-Service sorgt bei Swiss weiter für rote Köpfe

Erst gerade hat die Lufthansa-Tochter beim neuen Business-Class-Service eine Wende vollzogen. Doch die Gewerkschaft hat noch ein weiteres Problem mit den Abläufen und fordert Swiss zum Handeln auf.

Im Projekt war von Anfang an der Wurm drin – oder es war einfach das schlechtmöglichste Timing. Wahrscheinlich aber war es eine Kombination sehr vieler Faktoren, die dafür sorgte, dass das neue Servicekonzept von Swiss für die Business Class scheiterte.

Eigentlich sollte der Service der Lufthansa-Tochter persönlicher und mehr an die Wünsche der einzelnen Reisenden angepasst werden. Damit wollte Swiss mit der Konkurrenz aus Asien und Nahost mithalten. Doch der Zeitpunkt der Einführung im September 2021 war denkbar ungünstig gewählt. Aufgrund der Coronavirus-Pandemie war die Anzahl der Mitarbeitenden in der Kabine reduziert worden.

Bistro-Service aus Langeweile genutzt

Der Mehraufwand durch à la carte Essen und das sogenannte Casual Dining – Reisende hätten selbst bestimmen sollen, wann sie was essen wollen – ohne vorgeschriebene Servicezeiten sei belastend, beklagte sich die Kabinengewerkschaft Kapers. Swiss ging auf die Kritik schließlich ein und passte den Service wieder an. Auch Kundinnen und Kunden hatten sich über die chaotische Umsetzung der Neuerung beklagt.

Für die Gewerkschaft war das ein «einzigartiger» Erfolg, wie sie Ende Oktober mitteilte. Doch offenbar gibt es noch immer Probleme. Denn wie Kapers-Präsidentin Sandrine Nikolic-Fuss aeroTELEGRAPH erklärt, ist trotz Korrektur ein weiterer Teil des neuen Services an Bord für die Crews belastend.

Bistro-Service aus Langeweile genutzt

Neben der warmen Mahlzeit mit mehreren Gängen zu Beginn des Fluges gibt es nämlich auch den sogenannten Bistroservice. Kundinnen und Kunden können ein paar Stunden später Snacks und Getränke genießen. Neuerdings sollen die Flugbegleiterinnen und Flugbegleiter ein bis zwei Stunden nach dem ersten Essensservice die Menükarten dafür verteilen.

Doch das, so Nikolic-Fuss, erhöhe die Arbeitsbelastung stark. Verteile man die Karten in der Mitte des Fluges, sei es ganz natürlich, dass mehr Reisende etwas bestellten, weil vielen einfach etwas langweilig sei, sagt sie. Verteile man die Karten vorher, etwa beim ersten Service, sei das anders.

Swiss analysiert das Vorgehen

«Der ideale Zeitpunkt konnte bisher nicht gefunden werden», so Nikolic-Fuss. Man habe Swiss daher aufgefordert, zu untersuchen, welcher für die Verteilung der Menükarten optimal sei – auch für die Passagierinnen und Passagiere. Kapers hat der Fluglinie bis zum 3. Dezember Zeit gegeben, das Problem zu untersuchen.

Die Fluggesellschaft kommt dem Wunsch von Kapers nach. «Seit dem 10. November 2021 verteilt die Cabin Crew auf Wunsch von Kapers die Bistro-Karte gleich nach dem Hauptservice», so eine Sprecherin zu  aeroTELEGRAPH. Die Erfahrungen aus diesem angepassten Prozess werde man Anfang Dezember intern und mit Kapers besprechen.

Gewerkschaft hat «kein Mitbestimmungsrecht»

«Das weitere Vorgehen ist zur Zeit noch offen», so die Sprecherin weiter. Swiss betont dazu auch: «Bei Produktthemen hat Kapers grundsätzlich Informations- und Mitspracherecht, jedoch kein Mitbestimmungsrecht.»

Es gehe nicht darum, dass man weniger arbeiten wolle, so die Kapers-Präsidentin. Die Besatzung sei an Bord aktuell ohnehin aufgrund der Pandemie aus Einsparungsgründen reduziert. «Wir weigern uns nicht gegen ein neues Servicekonzept, doch dafür braucht es eben auch mehr Besatzung an Bord», so Nikolic-Fuss.