Im April beschaffte sich die iranische Nationalairline zwei Airbus A330 aus China. Jetzt ist klar, wie der Deal abgewickelt wurde und wie viel Iran Air für die beiden gebrauchten Langstreckenflugzeuge zahlte: viel zu viel.
Rund 90 Millionen Menschen leben im Iran, einem Land, das flächenmäßig etwa 4,5-mal größer ist als Deutschland. Mit mehr als 300 Flughäfen belegt es den 22. Platz in der weltweiten Rangliste der Länder mit den meisten Flughäfen. An 50 dieser Airports werden sogar planmäßige Linienflüge angeboten. Das Problem: Den iranischen Airlines mangelt es an einsatzfähigen Flugzeugen.
Laut einer Statistik von Germany Trade & Invest verfügen 26 iranische Fluggesellschaften über insgesamt rund 330 Flugzeuge, von denen jedoch nur knapp die Hälfte einsatzfähig ist. Die Flotten sind veraltet und werden nur mit einer Mischung aus Schwarzmarktkomponenten und einer begrenzten Anzahl heimisch produzierter Teile notdürftig instand gehalten.
Während seiner ersten Amtszeit verschärfte US-Präsident Trump 2018 die Sanktionen gegen den Iran erneut. Seitdem ist es verboten, Ersatzteile oder neue Flugzeuge in das Land zu liefern. Diese Sanktionen wirken sich auch auf europäische Flugzeughersteller aus, da deren Flugzeuge mit Komponenten aus den USA ausgestattet sind und somit ebenfalls dem Lieferverbot unterliegen.
Und so beschafft sich der Iran illegal neue Flugzeuge. Die beiden jüngsten A330-200 für Iran Air landeten am 17. April aus Muscat in Teheran. Beide sind rund 13 Jahre alt und waren vorher für Hong Kong Airlines im Einsatz. Mit den neuen Kennzeichen EP-IJC und EP-IJD sind sie laut Airnav Radar bereits für die Staatsairline im Einsatz.
Die dem iranischen Regime nahestehende Nachrichtenagentur ILNA veröffentlichte einen Bericht, der erläutert, wie die Flugzeuge genau ins Land gelangt sind. So sind die beiden Flugzeuge Teil eines Geschäfts zwischen dem Iran und einem chinesischen Unternehmen namens Haokun Energy. Bezahlt wurde nicht mit Geld, sondern mit Öl. Der Iran soll für die beiden Flugzeuge Öl im Wert von 116 Millionen Dollar nach China geliefert haben.
Der Deal hat zu heftigen Kontroversen im Land geführt. Branchenexperten weisen darauf hin, dass vergleichbare Flugzeuge für Preise zwischen 25 und 40 Millionen Dollar gehandelt werden. Damit hätte der Iran mehr als das Doppelte pro Flugzeug bezahlt. Weder die iranische Zivilluftfahrtbehörde noch Iran Air haben sich bislang offiziell zu den Preisen und Bedingungen des Vertrags geäußert.
Regimekritiker werfen der iranischen Führung vor, sich durch die Sanktionen zu bereichern. Laut Iran News Update sind die Hauptnutznießer Zwischenhändler mit engen Verbindungen zu den Machtzentren. Es wird vermutet, dass die überzahlten Millionen irgendwo im System verschwinden.
Es ist nicht die erste Zusammenarbeit zwischen Haokun Energy und der iranischen Führung. Die Chinesen waren bereits an mehreren iranischen Infrastrukturprojekten beteiligt. Unter anderem an dem inzwischen aufgegebenen, 2,5 Milliarden Dollar teuren Erweiterungsplan für den internationalen Flughafen Imam Khomeini in Teheran.
Das Unternehmen steht zudem in der Kritik, einen erheblichen Teil seiner ausstehenden Ölschulden gegenüber dem Iran nicht beglichen zu haben. Dennoch hat es die gebrauchten Airbus A330-200- erworben, um sie zu verkaufen. Offenbar nutzt die iranische Führung jeden Strohhalm, um an neue Flugzeuge zu kommen.