Flugzeugbetankung: Derzeit ist Kerosin extrem günstig.
Hedging des Kerosinbedarfs

Segen wird für viele Airlines zum Fluch

Um sich gegen höhere Kerosinpreise abzusichern, nutzen Fluggesellschaften Finanzkonstrukte. Dieses Hedging kostet viele von ihnen jetzt Dutzende von Millionen.

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Die Corona-Krise sorgt für sinkende Öl- und damit auch sinkende Treibstoffpreise. Kerosin ist heute 70 Prozent billiger als noch vor einem Jahr. Für Fluggesellschaften wäre das eigentlich etwas, worüber sie sich freuen.

Doch so einfach ist das nicht. Denn viele Airlines betreiben sogenanntes Fuel Hedging. Eigentlich ist das ein Mittel, um für finanzielle Sicherheit zu sorgen. Doch gerade jetzt kommt die Absicherung des Kerosinpreises die Fluglinien mitunter teuer zu stehen.

Wette kann auch nicht aufgehen

Beim Hedging sichern die Fluggesellschaften über Finanzinstrumente künftige Kerosinpreise ab. Sie dürfen dann den Treibstoff zu einem im Voraus festgesetzten Preis beziehen. Dazu braucht es einen guten Riecher. Bei hohen Marktpreisen kann ein hoher Anteil von gut abgesichertem Kerosin viel Geld sparen. Denn statt dem aktuellen Preis zahlen Airlines dann den niedrigeren, im Hedging-Kontrakt festgelegten Preis.

Doch Airlines können auch daneben liegen. Denn beim Hedging verpflichten sie sich dazu, eine bestimmte Menge Treibstoff zu einem bestimmten Zeitpunkt zum festgelegten Preis zu kaufen. Deshalb können sie, wenn sie falsch lagen, nicht vom geringeren aktuellen Preis profitieren.

Wizz Air verschätzte sich

Derzeit verursacht Hedging bei vielen Fluglinien hohe Kosten: Sie fliegen nicht, aber zahlen dennoch für den Treibstoff, den sie sich vorher gesichert haben. Und sie bezahlen dafür sehr viel. Denn niemand rechnete mit einem derartigen Preiszerfall.

Einige Airlines haben bereits gewarnt, dass sich die Praxis stark negativ auf ihr Jahresergebnis auswirkt. Vergangene Woche erklärte die ungarische Billigairline Wizz Air, dass sie im Schlussquartal des am 31. März abgelaufenen Geschäftsjahres wegen des Hedgings mit Verlusten von 70 bis 80 Millionen Euro rechnet.

Hohe Verluste wegen des Hedgings

Laut einer Übersicht des Wirtschaftsnachrichtendienstes Bloomberg hatte Wizz Air zuletzt 63 Prozent des Treibstoffbedarfs durch Hedging abgedeckt. Das ist im Vergleich mit anderen Airlines gar nicht so viel. Wie hoch der Anteil an gehegtem Kerosin ist, ist von Konzern zu Konzern unterschiedlich.

Bei der Lufthansa-Gruppe etwa sind es laut derselben Übersicht 73 Prozent. Auch dort rechnet man mit monatlichen Verlusten durch das Hedging, weil nicht geflogen wird. Die British-Airways- und Iberia-Mutter IAG hatte laut einer Präsentation für Investoren im ersten Quartal mehr als drei Viertel des Treibstoffbedarfs gehedgt.

Eine Milliarde bei  Air France-KLM

Bei Ryanair sind es sogar 90 Prozent. Die Billigairline rechnete dabei mit einem Ölpreis von rund 77 Dollar pro Fass. Aktuell kostet ein Fass knapp unter 25 Dollar. Ryanairs Konkurrentin Easyjet hat 71 Prozent des Treibstoffbedarfs über Optionen gedeckt. Sie rechnet in der ersten Jahreshälfte mit einem Verlust von 360 bis 380 Millionen Pfund (411 bis 435 Millionen Euro). Rund die Hälfte davon kommt wegen des Hedgings zustande.

Air France-KLM hat ebenfalls eine Schätzung abgegeben, wie hoch die Verluste durch das Hedging ausfallen dürften. Der Konzern hat zwei Drittel des Treibstoffbedarfs durch solche Finanzkonstrukte abgedeckt. Er rechnet daher mit Verlusten von einer Milliarde Euro infolge des Hedgings.

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