Die Eskalation im von Donald Trump angefachten Handelskrieg hat Folgen. Die Aussichten der Fluggesellschaften verschlechtern sich deutlich. Das zeigt sich an der Börse.
Es war die größte Krise in der Geschichte der Branche. Viele Fluggesellschaften überlebten in der Pandemie nur dank staatlicher Hilfen - so auch Lufthansa Group. Doch die Zeit haben sie genutzt, um schlanker zu werden. Sie haben Stellen abgebaut und Verträge neu ausgehandelt. Die Verschlankung und ein Nachholeffekt beim Reisen bescherte ihnen danach wieder Rekordgewinne.
Die Zahl der Flugreisenden weltweit stieg im Jahr 2024 auf nahezu 5 Milliarden, was einen neuen Höchststand darstellt. Die Passagierkilometer, ein Maß für die Nachfrage im Passagierverkehr, überschritten laut der Internationalen Luftfahrtvereinigung Iata erstmals die 9-Billionen-Marke. Sie prognostizierte einen Branchenumsatz von 996 Milliarden und einen Reingewinn von 30,5 Milliarden Dollar.
Doch vor einigen Wochen zogen dunkle Wolken auf. Internationale Organisationen wie die OECD haben ihre Wachstumsprognosen für die Weltwirtschaft nach unten korrigiert. Für 2025 wird nur noch ein globales Plus von 3,1 Prozent erwartet. Schuld sind zunehmende geopolitische Spannungen, aber vor allem auch die protektionistische Wirtschaftspolitik von US-Präsident Donald Trump. Im März reduzierte Delta Air Lines ihre Gewinnprognose. Die Fluggesellschaft machte eine steigende Unsicherheit der Verbraucher und zunehmende Zurückhaltung von Geschäftskunden für schleppende Buchungen im Inland verantwortlich.
Im Geschäft mit Flügen zwischen Kanada und den USA zeigen sich sogar gigantische Rückgänge von bis zu 70 Prozent bei den Buchungen. Dies überträgt sich inzwischen auch auf den für Fluglinien extrem wichtigen Nordatlantikmarkt. «In den letzten Wochen gab es erste Anzeichen dafür, dass sich die Nachfrage in den USA verlangsamt hat» sagted dieser Tage Oli Byers, Finanzchef von Virgin Atlantic.
Die am Mittwoch (2. April) angekündigte Eskalation des Handelskrieges durch das Weiße Haus verschärft nun die Situation. «Präsident Trump hat der Weltwirtschaft den Krieg erklärt», sagte der ehemalige Währungsfonds-Chefökonom Maurice Obstfeld der Zeitung Die Zeit. Er warnte, dass die neuen Zölle der Weltwirtschaft großflächigen Schaden zufügen werden. Der bekannte Ökonom Thomas Howell sagte, dass die Strafzölle die Gefahr bergen, die «verheerende Geschichte» der Handelspolitik zu wiederholen, welche die Große Depression verschlimmert hat. Es sei «schmerzlich zu sehen», dass die Regierung eine «ruinöse Entscheidung aus den 1920er-Jahren» wiederhole.
Das ist Gift für die Fluggesellschaften. Zum einen halten sich die Menschen und Unternehmen in solch unsicheren Zeiten zurück und buchen weniger Reisen. Zum anderen sinkt das Handelsvolumen, was sich in sinkenden Frachterträgen niederschlägt. An der Börse zeigt sich das bereits überaus deutlich. In einem allgemein fallenden Markt sanken die Titel von Fluglinien am Freitag (4. April) besonders. Die von Lufthansa Group verloren 5,9 Prozent, die von IAG 5,9 Prozent und die von Air France-KLM 6,4 Prozent.
Neben den Airlines trifft der Handelskrieg auch die Flugzeugbauer. Denn sie sind stark von internationalen Lieferketten abhängig. Boeing etwa bezieht viele Teile für die Produktion der Zivilflugzeuge aus China. Die Volksrepublik ist zudem auch ein wichtiger Absatzmarkt. Duch die von China nun angekündigten Gegenzölle von 34 Prozent schmälern sich die Absatzchancen des US-Flugzeugbauers im wichtigen Markt.