Der slowakische Premier Robert Fico und Wizz Air-Chef József Váradi: Historischer Ausbau in Bratislava.

Jozsef Varadi, Wizz Air«Der österreichische Markt ist für Wizz Air weiterhin interessant»

In Wien ist es der ungarischen Billigairline zu teuer geworden, in Bratislava locken bessere Bedingungen. Im Interview erklärt Wizz-Air-Chef Jozsef Varadi, warum die Slowakei zur Wachstumsbasis wird – und wann die Probleme mit den Triebwerken des Airbus A321 Neo endlich enden werden.

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Wizz Air startet in der Slowakei durch: Ab November stationiert der ungarische Billigflieger gleich vier Airbus-Jets in Bratislava. Damit übernimmt er die Spitzenposition am Hauptstadtflughafen und löst Ryanair nach Jahren als Marktführer ab. Von der slowakischen Metropole aus werden künftig rund 30 Ziele angeflogen, darunter Basel, Berlin und Dortmund.

Am Flughafen Bratislava spricht man von einem historischen Ereignis. Und so reiste am Donnerstag (16. Oktober) auch Premierminister Robert Fico zur offiziellen Bekanntgabe der Pläne von Wizz Air an. Zur Expansion gehört auch eine neue Inlandsverbindung: Erstmals hat der slowakische Staat eine Strecke ausgeschrieben und Wizz Air erhielt den Zuschlag. Ein Airbus A321 Neo wird bis zu neun Mal pro Woche zwischen Bratislava und Kosice pendeln.

Bratislava: Wizz Airs Ersatz für Wien?

Im Gegensatz dazu hat Wizz Air kürzlich bekannt gegeben, ihre Basis im rund 60 Kilometer von Bratislava entfernten Wien zu schließen. Ganz verabschieden will sich die Airline aber nicht vom österreichischen Flughafen. Trotz hoher Gebühren bleiben einige wenige Strecken im Programm, wie Airline-Chef Jozsef Varadi im Gespräch mit aeroTELEGRAPH bestätigt.

Es scheint gerade so, als würde der Flughafen Bratislava für Wizz Air das neue Wien werden. Welche Vorteile bietet die Slowakei im Vergleich zu Österreich?

Jozsef Varadi: Ein direkter Vergleich ist nicht angebracht, wir sprechen hier von zwei unterschiedlichen Märkten. Deshalb wird Bratislava nicht das neue Wien sein. Natürlich muss schon gesagt werden, dass Entscheidungen der österreichischen Regierung dazu geführt haben, dass der Wiener Flughafen zuletzt immer hochpreisiger wurde. Darum haben wir uns nach Alternativen umgesehen.

Wir haben abgewogen, wo wir langfristig besser wachsen können, und dies haben wir nicht mehr für Wien gesehen. Der Flughafen Bratislava hat durch seine Lage und damit verbunden dem Einzugsgebiet aus Österreich, Tschechien und Ungarn eine hervorragende Ausgangslage und Wizz Air kann hier zukünftig weiter wachsen.

Aber Sie bedienen Bratislava bereits seit vielen Jahren, warum haben Sie das Potenzial einer Basis nicht schon früher genutzt?

Das ist richtig, wir fliegen schon seit über 15 Jahren nach Bratislava und wir haben immer abgewogen, wo es besser ist, zu wachsen. Als wir in Wien eingestiegen sind, haben wir bereits gewusst, dass sich der slowakische und der österreichische Markt überschneiden. Was jetzt aber in Österreich passiert ist, nämlich die Anhebung der Gebühren und die Beibehaltung der Ticketsteuer, hat den Standort Wien für Billigfluglinien wie unsere immer uninteressanter gemacht.

Für uns wurde deshalb immer klarer, dass wir Wien mit unserer Basis verlassen werden - das Verhältnis zwischen den Kosten der beiden Standorte stimmte nicht mehr. Wir haben uns deshalb dazu entschlossen, nach Bratislava zu gehen, wo es keine Einschränkungen oder operativen Grenzen für uns gibt.

Airbus A321 Neo von Wizz Air: In Bratislava öfter, in Wien seltener zu sehen.

Es machte den Eindruck, dass die Entscheidung, Wien zu verlassen, sehr kurzfristig getroffen wurde.

Das wurde tatsächlich sehr kurzfristig beschlossen. Wir überprüfen ständig unsere Kosten. Und uns wurde klar, dass so mancher Flugbetrieb, wie etwa der unserer Basis in Wien, eine Korrektur benötigte. Sie erinnern sich sicherlich, wir hatten diese Anpassungen im operativen Bereich in Abu Dhabi, in Wien, aber auch kleine Korrekturen in London-Gatwick. All diese operativen Betriebe waren aus verschiedensten Gründen zu teuer geworden, weshalb wir diese Anpassungen im Flugbetrieb getroffen haben.

Diese Abwägungen müssen immer wieder gemacht werden. Wenn Sie unser Netz ansehen, so werden Sie feststellen, dass wir in Armenien, Montenegro, Rumänien oder eben jetzt auch in Bratislava unseren Flugbetrieb gleichzeitig ausgebaut haben. Das ist, wenn Sie so wollen, eine Verschiebung von einem Highcost- auf einen Lowcost-Flugbetrieb, wo wir langfristig mehr Entwicklungschancen sehen.

Den österreichischen Markt werden Sie aber nicht ganz verlassen, oder?

Wir werden weiterhin nach Wien wie auch nach Abu Dhabi fliegen, nur werden wir keine Basis mehr an diesen Orten betreiben. Auch künftig werden wir den österreichischen Markt bedienen, denn er ist für Wizz Air weiterhin interessant, nur werden diese Flüge eben von den anderen Basen aus durchgeführt.

«Wir haben aktuell 244 Flugzeuge bei Wizz Air - 35 davon sind gegroundet»

Kommen wir zur Slowakei. Sie bedienen ab 21. November eine staatlich subventionierte Strecke: Bratislava - Kosice. Eine neue Nische für Wizz Air?

Überhaupt nicht, es gibt bereits seit Langem staatliche Aufträge dieser Art in Italien, Frankreich oder England. Ich denke, das ist der europäische Weg, Destinationen zu bedienen, die aus kommerzieller Sicht keinen Sinn machen würden. Der Staat ist da daran interessiert, ein Angebot zu bieten. Einige dieser Aufträge besitzen wir bereits heute.

Wizz Air kämpft seit Jahren mit den Triebwerksproblemen der Airbus A320 Neo und A321 Neo. Wie ist die aktuelle Situation, wie viele Flugzeuge stehen am Boden?

Wir haben aktuell 244 Flugzeuge bei Wizz Air - 35 davon sind gegroundet. Für uns ist das inzwischen ein langer und schmerzvoller Prozess und wir hoffen, dass das Thema spätestens in zwei Jahren abgeschlossen ist. Wir arbeiten hier natürlich sehr eng mit dem Hersteller Pratt & Whitney zusammen, während wir gleichzeitig in den Kauf von 40 zusätzlichen Ersatztriebwerken investiert haben. So ein Triebwerk kostet uns 22 Millionen Dollar. Wir haben gleich 40 bestellt.

Gleichzeitig versuchen wir, die Dauer des Triebwerkstausches zu beschleunigen. Früher war das eine Sache von vielleicht 17 Tagen, heute, wo ein so hoher Bedarf weltweit besteht und alle Stellen ausgelastet sind, kann es von der Demontage des Triebwerkes bis zur neuerlichen Montage bis zu einem Jahr dauern. Wir hoffen deshalb, dass wir bis Ende 2027 dieses leidige Thema endgültig abgeschlossen haben werden.

Wird der Airbus A321 XLR bei Wizz Air nach der Neuausrichtung überhaupt noch benötigt?

Die Entscheidung, den XLR zu bestellen, liegt bereits einige Jahre zurück. Damals waren weder die Probleme mit den Triebwerken noch die Veränderungen am Markt absehbar. Wir haben heute eine neue Ausgangslage und ein halbes Dutzend A321 XLR ist für den Flugbetrieb von Wizz Air UK ausreichend. Die verbleibenden Bestellungen werden wir in A321 Neo umwandeln.

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