Letzte Aktualisierung: um 15:20 Uhr

Lieblingsbeteiligung von Etihad

Totgesagte Alitalia schreibt bald wieder Gewinn

Alitalia galt als hoffnungsloser Fall. Nach dem Einstieg von Etihad erholt sich die italienische Fluglinie aber viel schneller als geplant. Bereits wird über neue Flieger nachgedacht – etwa Airbus A350 oder Dreamliner.

Nach einer Vorzeige-Airline gefragt, haben wohl die wenigsten Passagiere Alitalia als erstes Beispiel im Kopf. Lange Zeit steckte die italienische Fluggesellschaft in einer permanenten Krise. Dauerstreiks, schlechter Service und politische Querelen setzten ihr zu.

Dann stieg Etihad ein. Die Fluggesellschaft aus Abu Dhabi hält heute 49 Prozent an Alitalia und schießt dementsprechend viel Geld in die Neuaufstellung ein. Rund 400 Millionen Euro sollen es allein dieses Jahr sein. Und das zahlt sich aus. Früher als geplant, so Etihad-Group-Chef James Hogan, soll Alitalia wieder in die schwarzen Zahlen gelangen. 2017 werde es keine schwarze Null geben, sondern einen Gewinn, so der Manager.

Kabinen aller Maschinen erneuert

Alitalia scheint klar die Lieblingsbeteiligung von Etihad zu sein. Der Turnaround-Plan sei «der schnellste und radikalste Umbau, an dem wir je mitgearbeitet haben», so Hogan zur Zeitung The National. Schon bald werde Alitalia wieder die Weltklasse-Airline sein, die sie vor so vielen Jahren einmal gewesen sei. «Wir haben alles, was wir geplant haben, auch geliefert», so Hogan weiter.

In der Tat hat sich die Fluggesellschaft stark gewandelt. In nur fünf Monaten wurden die Kabinen von allen 122 Alitalia-Flugzeugen ausgetauscht und aufgewertet. Bis Mitte des kommenden Jahres werden alle Langstreckenjets von Alitalia mit W-Lan ausgestattet sein. 240 Millionen der 400 Millionen, die Etihad dieses Jahr investiert, fließen in die neuen Kabinen, 86 Millionen in Lounges und das Unterhaltungsprogramm im Flug, 44 Millionen in Technologie und 32 Millionen in Infrastruktur.

A350 oder Dreamliner für Alitalia

Vor allem in der Langstrecke will Alitalia stark werden. Die Teams sollen laut Alitalia-Chef Cramer Ball 16 bis 18 Stunden pro Tag gearbeitet haben, um das Netzwerk auszuwerten. Routen, die Potenzial für Gewinne haben, sollen im Programm bleiben, der Rest muss weg. Die Langstrecke gewann dort offenbar. Sowohl in Lateinamerika als auch in Asien kommen neue Routen hinzu. Dementsprechend soll auch die Langstreckenflotte wachsen. «Wir glauben, dass Alitalia 40 Langstreckenflieger gut vertragen kann», so Etihad-Lenker Hogan.

Derzeit fliegen in der Flotte der Italiener laut der Datenbank CH-Aviation insgesamt 25 Langstreckenjets: 14 Airbus A330, ein Airbus A340 und zehn Boeing 777. Ein paar Flieger habe man Alitalia schon gegeben, aber man wolle sichergehen, dass die Fluggesellschaft genug Ressourcen für ihre Bedürfnisse habe. Boeing 787 Dreamliner, Airbus A350, recycelte Airbus A330 – alles sei möglich.

Kooperation mit Air Berlin

Die deutsche Schwester von Alitalia dürfte angesichts der Versprechen und Lobeshymnen vor Neid erblassen. Bei Air Berlin läuft es mit dem Turnaround nicht so gut wie bei den Italienern. 29 Prozent hält Etihad an Air Berlin. Den Verlust hat die Airline 2015 noch einmal erhöht, immer neue Pleitegerüchte machen die Runde in den Medien. Kein Wunder also, dass in der Branche die Gerüchteküche brodelt: Schließt Etihad die beiden europäischen Beteiligungen zusammen und baut ein großes Zubringernetz auf?

Ein Schritt in diese Richtung wurde kürzlich mit einem Kooperationsabkommen gegangen. Die Partnerschaft zwischen Air Berlin und Alitalia beinhaltet Codeshare-Verbindungen auf mehr als 1400 Flügen pro Woche und 91 gemeinsame Codeshare-Strecken. Darunter sind 56 Nonstop-Strecken und wöchentlich 750 Flüge zwischen Deutschland, Österreich, der Schweiz und Italien zu Zielen wie Rom, Mailand-Linate, Venedig, Bologna und Florenz. Insgesamt soll sich das Flugangebot nach Italien um 25 Prozent erhöhen.

Enger verknüpft

Air Berlin und Alitalia haben ihre Vielfliegerprogramme Topbonus und Millemiglia für diese Codeshare-Verbindungen miteinander verknüpft. Auch an den Flugzeiten hat man so gefeilt, dass Umsteigeverbindungen so angenehm wie möglich gestaltet sind. Air Berlin und Alitalia hoffen, durch die zahlreichen Anbindungen an regionale Ziele vor allem auch kleine und mittlere Unternehmen anzusprechen, die an den Zielorten Geschäfte machen.