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Tradition

Flugzeuge und ihre Taufnamen

Schriftsteller, Ortschaften, Fabelwesen: Fluggesellschaften und die Tradition der Taufnamen.

Bei Lufthansa heißen sie Wittenberg/Lutherstadt, Idar-Oberstein oder Frankenthal (Pfalz). Die Swiss hat Namen wie Le Grand-Saconnex, Schrattenflue oder Delémont gewählt. Austrian nennt ihre Flugzeuge Pyhrn-Eisenwurzen, Wörthersee oder auch Dnepropetrovsk. Als Taufnamen der Flieger wählen alle drei Fluggesellschaften fast ausnahmslos geographische Bezeichnungen. Große Persönlichkeiten haben keine Chance, je auf einem Flugzeug verewigt zu werden.

Auch WM-Siegertrainer Jogi Löw wird also ohne fliegendes Denkmal bleiben. Ganz im Gegensatz zu seinem Gegenspieler Vicente Del Bosque. Air Europa benannte dieser Tage einen Airbus A330-200 nach dem Trainer der spanischen Nationalmannschaft – auch wenn er bei der letzten Fußball-Weltmeisterschaft mit seinen Spielern eher kläglich agierte. «Ich bin stolz darauf, meinen Namen da oben stehen zu sehen», so Del Bosque bei der feierlichen Enthüllung des neuen Taufnamens. Zuvor benannte die spanische Airline Flieger nach dem Sänger Melendi und dem Musikduo Los del Río.

Große Wikingerpersönlichkeiten oder Heilige

Air Europa ist keine Ausnahme. Bei der Wahl der Taufnamen herrschen bei den Fluggesellschaften völlig unterschiedliche Traditionen. Geographische Bezeichnungen sind nur eine Option. Aer Lingus setzt beispielsweise auf irische Heilige (Beispiel: St Declan oder St Mobhi) TAP auf portugiesische Schriftsteller (Beispiele: José Samarago oder Miguel Torga) oder SAS auf große Wikingerpersönlichkeiten (Tyra Haraldsdatter oder Øystein Magnusson). Amerikanische Fluggesellschaften taufen ihre Flieger dagegen kaum je.

Namenlos sind Flugzeuge ebenfalls oft in Asien. Thai Airways ist dort eine Ausnahme und setzt auf geographische Bezeichnungen (Beispiele: Lam Plai Mat oder Si Ayutthaya). Virgin Atlantic wiederum gibt ihren Flugzeugen Phantasienamen (Beispiele: Miss Behavin oder Lady Stardust). Die Swiss-Tochter Edelweiss Air lässt ihre Facebook-Fans oder auch mal ihre Mitarbeiter Namen für neue Flieger vorschlagen und sie dann auch darüber abstimmen. Die Jets heißen dann etwa Kiburi oder Shayan.

Es gibt ja aber noch mehr als nur einen Taufnamen

Das zeigt: Über den Wolken muss die Freiheit wohl grenzenlos sein – auch was die Namenswahl der Flugzeuge anbetrifft. Und auch wenn Jogi Löw an der Tradition scheitert – er hat Del Bosque dennoch etwas voraus. Er hat ja immerhin noch seinen Siegerflieger.