Beschädigte Ryanair-Tragfläche: Der Mitarbeiter war überfordert.

BodenkollisionenWenn genervt sein zur Gefahr wird

Bodenkollisionen geschehen an Flughäfen weltweit. Ein Abschlussbericht zu einem Vorfall in London zeigt ein Problem, mit dem auch andere Airports konfrontiert sein dürften.

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Ereignet hat sich der Vorfall bereits im Oktober 2023. Eine Boeing 737-800 von Ryanair mit dem Kennzeichen EI-EGD wurde am Flughafen London-Stansted an der Vorderkante einer Tragfläche von einem Flughafenfahrzeug beschädigt. Das Fahrzeug war für den Transport von Personen mit eingeschränkter Mobilität Personen im vorgesehen.

Solche Kollisionen passieren auf geschäftigen Flughäfen immer wieder. Interessant am jetzt erschienenen Abschlussbericht der Behörde Air Accidents Investigation Branch ist vor allem eine der Begründungen, welche die Ermittelnden ausmachten. Und die auch eine Erklärung für viele andere Bodenkollisionen sein könnte, die in letzter Zeit vorkamen.

Fahrer bemerkte nicht, dass das Flugzeug abdrehte

Das Flugzeug war gerade in London-Stansted gelandet und rollte in Richtung Standplatz. Die Piloten hatten sich vergewissert, dass der Weg frei war. Der Kopilot, der zu dem Zeitpunkt als «Pilot Monitoring» dafür verantwortlich war, hatte das Fahrzeug auch gesehen. Doch es befand sich zu dem Zeitpunkt nicht auf Kollisionskurs.

Mit etwas höherer Geschwindigkeit als die Boeing 737 fuhr das Fahrzeug parallel zum Flugzeug und holte auf. Doch der Jet leitete bald eine Rechtskurve ein. Der Fahrer des Fahrzeuges bemerkte nicht, dass die EI-EGD begann, über die Fahrbahn auf den Standplatz D62R abzubiegen.

Den Wald vor lauter Bäumen nicht gesehen

Ein Mitarbeiter der Bodenabfertigung befand sich am Standplatz und bemerkte, dass das Fahrzeug nicht abbremste. Er versuchte, den Piloten das mit Handzeichen zu signalisieren, benutzte aber nicht die Stopp-Taste des Leitsystems, und die Piloten bemerkten ihn nicht. Kurz vor der Kollision bemerkte der Fahrer das Flugzeug, führte eine Notbremsung durch und versuchte, rückwärts auszuweichen. Doch die Kollision ließ sich nicht mehr verhindern.

Die Unaufmerksamkeit des Fahrers des Fahrzeuges war laut dem Bericht der Untersuchungsbehörde der Hauptgrund für die Kollision. Vorgelegen habe eine sogenannte «Unaufmerksamkeitsblindheit». Das Phänomen beschreibt in etwa das, was das Sprichwort «Den Wald vor lauter Bäumen nicht sehen» beschreibt. Man sieht zwar, was passiert, aber nimmt es nicht wirklich wahr.

Experiment mit Gorillakostüm

Das Phänomen wurde in Experimenten Ende der 1990er Jahre demonstriert, bei denen die Teilnehmer ein Video sahen, in dem zwei Mannschaften, eine in Weiß und eine in Schwarz, mit einem Ball spielten. Die Teilnehmenden wurden gebeten, die Anzahl der Pässe der weiß gekleideten Mannschaft zu zählen. Während des Videos läuft eine weitere Person in einem schwarzen Gorillakostüm durch die Szene. Die Hälfte der Probandinnen und Probanden bemerkten das nicht.

Auf Flughäfen wie Stansted ist auf dem Vorfeld viel los. Das Personal sollte also eigentlich trainiert sein, solche Fehler zu vermeiden. Dass es dennoch geschah, dürfte auch daran liegen, dass der Fahrer offenbar ziemlich genervt war. Er war erst seit vier Monaten berechtigt, das Fahrzeug zu fahren und arbeitete erst seit März desselben Jahres am Flughafen. Bereits sechs Wochen zuvor war er in einen Zusammenstoß mit einem anderen Fahrzeug verwickelt gewesen.

Frustriert mit dem Job

In der Befragung stellte sich heraus, dass er frustriert war. Er erklärte, er sei der Meinung, dass für die Arbeit mehr Zeit benötigt werde und dass die Arbeit ungerecht verteilt sei. Er gab an, dass er das Fahren auf dem Flughafen aufgrund der anderen Fahrzeuge als «nervenaufreibend» empfand.

Ein relativ neuer Mitarbeiter, der von der Arbeitslast überfordert ist - mit dieser Situation dürften angesichts des Personalmangels auch andere Flughäfen weltweit konfrontiert sein. Auch am Flughafen Frankfurt war es 2023 zu einer Häufung dieser Vorfälle gekommen. Der Airport begegnete dem mit verschiedenen Maßnahmen.

Frankfurt setzte Maßnahmen um

«Um entschieden gegen die vielfältigen Ursachen vorzugehen, setzen wir ein umfangreiches Maßnahmenpaket um. Wir intensivieren das Fahrertraining und rüsten unsere Abfertigungsgeräte technisch auf», sagte im vergangenen Jahr ein Flughafensprecher.

So teste man eine Sensorik, die die fahrende Person mit optischen und akustischen Signalen auf angehängte Einheiten aufmerksam macht. Fraport betonte allerdings, dass die Arbeitserfahrung kein Faktor sei, der die Anzahl der Unfälle beeinflusse. «Unsere Erhebungen zeigen, dass die Betriebszugehörigkeit bei den Flugzeugbeschädigungen keine entscheidende Rolle spielt.»

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