Gustav Weißkopf vor einem seiner Flieger: Bis heute ist die Frage nicht geklärt, ob nicht der Deutsche vor den Brüder Wright den ersten motorisierten Flug durchführte.
Streit unter Forschern

War ein Deutscher schneller als die Gebrüder Wright?

Den ersten bemannten Motorflug haben Wilbur und Orville Wright 1903 absolviert – glaubte man bislang. Ein Luftfahrtexperte widerspricht. Er glaubt, dass ihnen der Deutsche Gustav Weißkopf zuvor kam.

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Am 14. August 1901 soll es passiert sein: Gustav Weißkopf aus der deutschen Region Franken hob mit einem motorisierten Flugzeug in Bridgeport im amerikanischen Bundesstaat Connecticut ab. Laut einem Bericht des «Bridgeport Herald» soll er in 15 Metern Höhe etwa eine halbe Meile weit geflogen und dann sanft gelandet sein. Der Artikel zeigt kein Foto, sondern eine Lithografie, also einen Abzug, den ein Künstler gezeichnet hat.

Das war damals so üblich. Fotos abzudrucken war teuer und kompliziert, zudem konnten in Lithografien kleine Veränderungen oder Verbesserungen vorgenommen werden, schließlich war die Qualität der Fotos meist nicht sehr gut. Die Lithografien basierten aber häufig auf Fotos. Im Falle von Gustav Weißkopfs Flug fehlte das Originalbild aber. Und das ist genau das, was Kritiker bemängeln: Die Lithografie des Weißkopf-Flugs könnte eine reine Fantasiezeichnung sein.

Die Bilder an der Wand

Ziemlich genau achtzig Jahre nach dem Flug sollte sich das ändern: Der amerikanische Luftfahrthistoriker Tom Crouch verwendete 1981 in seinem Buch «A Dream of Wings» ein Foto, das den an der Decke hängenden Lilienthal-Gleiter in einer Ausstellung Anfang der 1900er-Jahre zeigt. Im Hintergrund waren mehrere Fotos an der Wand der Ausstellungsräume zu sehen. Sie zeigen Gustav Weißkopf und seine Flugzeuge. Mithilfe von Vergrößerungen versuchten Experten zu klären, was genau auf diesen Bildern im Hintergrund zu sehen ist. Doch die Qualität war zu schlecht. Es waren nur Schemen zu erkennen.

Erst mehr als dreißig Jahre später gelingt der Durchbruch: Der australische Luftfahrtexperte John Brown findet 2012 auf dem Dachboden des Gustav Weißkopf Museum im deutschen Leutershausen ein deutsches Magazin von 1906, welches das gleiche Bild des Lilienthal-Gleiters verwendete – aber in deutlich besserer Qualität. Mithilfe forensischer Fototechnologie können Experten die Bilder tatsächlich rekonstruieren. Mehrere zeigen den Weißkopf-Gleiter im Jahr 1903.

Das Original gefunden?

Ein Bild fasziniert besonders: Es ist das ursprüngliche, unscharfe Foto vom 14. August 1901, das wohl die Grundlage für Lithografie im «Bridgeport Herald» war. Das zu erkennen ist aber nicht einfach – das Foto ist schlicht zu unscharf. Allerdings lassen sich wichtige Merkmale identifizieren: Mittig ist ein Eindecker mit weißen Flügeln zu sehen, der in 15 Metern Höhe über jene von Kastanien-Bäumen umrandeten Feldern bei Fairfield flog, die auch in der Lithografie zu sehen sind, inklusive Zaunpfosten und einem Baum im rechten Vordergrund.

Für Brown ist das der Beweis: «Die Höhe und der Winkel des Horizonts im Verhältnis zum Zaunpfosten und auch die Höhe des Objekts zeigen, dass es das Originalfoto der Lithografie ist und der Beweis, dass Weißkopf damals geflogen ist. Die Wahrscheinlichkeit, diese Faktoren in einem anderweitigen Kontext zusammen zu finden, geht mathematisch gegen Null.» Dennoch gibt es einige Abweichungen zwischen Lithografie und Foto, so ist etwa die Höhe der Baumreihe abgesenkt. Das habe der Künstler gemacht, um das Flugzeug freizustellen und so besser sichtbar zu machen, vermutet Experte Brown. Zudem scheint die Flugrichtung gespiegelt worden zu sein, damit das Flugzeug vom Seitenrand aus in die Seitenmitte fliegt.

Warum wieder Segelflieger?

Für Kritiker ist das Foto noch immer kein Beweis. Auch der Kurator für historische Luftfahrt am Deutschen Museum, Hans Holzer, ist nicht überzeugt: «Man hat dann doch Zweifel, ob so ein kleines Bild, das im Original in einer Ausstellung 1906 in New York gezeigt wurde, herangezoomt werden kann, um so eine authentische und beweisfähige Fotografie zu bekommen», zitiert ihn der Bayerische Rundfunk.

Ein weiteres Argument einiger Kritiker: Weißkopf ist auf einem Foto von 1908 bei einer Flugdemonstration mit einem nicht motorisierten Segelgleiter zu sehen. Hätte Weißkopf 1901 ein flugtaugliches Motorflugzeug konstruiert, wäre er bestimmt nicht sieben Jahre später wieder mit einem Segelflieger geflogen, argumentieren sie. Brown hält das für Unsinn. Und schließlich sind auch die Brüder Wright noch 1911 mit einem Segelflugzeug gestartet – acht Jahre nach ihrem Motorflug.

Forscher rätseln weiter

Der Diskurs über den motorisierten Erstflug dürfte am kommenden 19. Oktober in eine neue Runde gehen. Dann treffen sich Kritiker und Anhänger von Gustav Weißkopf bei einem Symposium des Deutschen Museums in der Flugwerft Schleißheim. Auf der Tagesordnung steht dann, «die These von Weißkopf als erstem Motorflieger kritisch zu diskutieren und in den aktuellen Stand der internationalen Forschung zur frühen Geschichte der Luftfahrt einzuordnen».

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