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Ölag startete vor 100 Jahren

Als Österreich die viertgrößte Fluggesellschaft Europas hatte

Im Mai 1923 absolvierte die Ölag ihren ersten Flug. Sie wurde innerhalb weniger Jahre zu einer der größten Airlines Europas - eng verbunden mit Lufthansa. Älter als 15 Jahre wurde sie dennoch nicht.

Mit

«Unsere Ziele sind höher gesteckt, nämlich das Flugzeug zu benutzen, um Menschen und Nationen einander näherzubringen». Dieser Satz ist nicht etwa von Lufthansa-Konzernchef Carsten Spohr, sondern war vor rund 100 Jahren das Credo des Luftfahrtpioniers Hugo Junkers. Wobei auch Spohr immer wieder betont, dass genau das die Aufgabe des Konzerns ist, Menschen einander näherzubringen: «Connecting the world».

Was verbindet nun aber Spohr und Junkers? Neben einem ähnlichen Credo auch Austrian Airlines beziehungsweise deren Vorgängerin, die Österreichische Luftverkehrs AG, kurz Ölag. Die Junkers-Werke hielten 49 Prozent an der ersten österreichischen Passagierfluglinie. 1932 stieg die damalige Deutsche Luft Hansa bei Ölag ein und übernahm den Anteil der Junkers-Werke.

Gründung am 4. Mai 1923

Die Ölag wurde am 4. Mai 1923 gegründet und wurde sofort der Teil Trans-Europa-Union. Das war ein Zusammenschluss von Fluggesellschaften, die europaweite Flüge anboten und gemeinsam vermarkteten. Zu den Gründungsmitgliedern zählen neben Ölag auch Ad Astra Aero aus der Schweiz, Rumpler Luftverkehr aus Deutschland sowie Aeroexpress aus Ungarn.

Nur zehn Tage später fand der Erstflug statt. Am 14. Mai landete gegen Mittag die erste Maschine aus München in der österreichischen Hauptstadt. Die Flugzeit betrug 1:45 Stunden. Damals sollen sich viele Menschen am Kahlenberg, einem 484 Meter hohen Berg im Norden Wiens, versammelt haben, um die Ankunft der Junkers F 13 zu verfolgen. Von da an war Österreich an das internationale Flugliniennetz angebunden.

Sumpf statt Flugfeld

Kurios ist, dass die Maschine mit Platz für nur vier Passagiere nicht am Flugfeld in Aspern, dem damaligen Flugplatz der österreichischen Hauptstadt, landete, sondern auf einer sumpfigen Wiese neben der Donau. Dem Überschwemmungsgebiet bei Jedlesee im 21. Bezirk. Das Gebiet wurde später mit Bauschutt und Müll trockengelegt und begrünt.

In Jedlesee gab es nicht viel. Neben der Wiese gab es nur ein paar Bretterhütten und Bretterstege, die Passagiere und Schaulustige nutzten, um zum Flugzeug zu gelangen. Der Ort wurde ausgewählt, weil hier die Umrüstung zum Schwimmerflugzeug möglich war. Das war nötig für den Weiterflug nach Budapest. Zudem lag Jedlesee näher an der Wiener Innenstadt.

539 Passagiere im ersten Jahr

Im Jahr 1923 wurden zunächst nur die Strecken Wien – München und Wien – Budapest bedient. Die Ölag setzte dabei zwei Junkers F 13. Im ersten Jahr absolvierte die neue Fluggesellschaft 232 Flüge mit insgesamt 539 Passagieren. Die Flotte wuchs weiter. Teilweise mietete Ölag auch schon kurzzeitig Maschinen der Deutschen Luft Hansa.

1926 löste sich die Trans-Europa-Union auf. Luft Hansa, Ölag und noch weitere Fluglinien der Zeit schlossen einen Betriebsgesellschaftsvertrag, in dem man sich darauf einigte, Linienverbindungen gemeinsam zu planen und zu betreiben. Eine Art Kartell. In der Folge wuchs das Streckennetz deutlich. So gab es regelmäßige Verbindungen von Wien nach Berlin, Budapest und auch nach Mailand.

Ölag wurde 100-prozentige Tochter der Lufthansa

Im Mai 1933 feierte die Fluglinie ihren zehnten Geburtstag. In den ersten zehn Jahren führte die Ölag 19.363 Flüge durch, begrüßte 485.00 Fluggäste, transportierte fast 490 Tonnen Gepäck, und 400 Tonnen Fracht. Die Fluggesellschaft entwickelte sich zu einer der führenden Anbieterinnen Europas und belegte nach den angebotenen Sitzplatzkilometer nach Luft Hansa, KLM und Air France den vierten Platz.

Mit dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich 1938 endete auch die Eigenständigkeit der Ölag. Sie wurde in die Lufthansa integriert, diese übernahm am 17. Dezember 1938 den 51-prozentigen Anteil der Republik Österreich. Die Österreichische Luftverkehrsgesellschaft AG war damit Geschichte. Am 31. Dezember 1938 stellte sie ihren Betrieb ein.