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Venezuela gegen Lufthansa & Co.

Die EU setzte die venezolanische Conviasa auf die Schwarze Liste. Die Regierung in Caracas droht mit Gegenmaßnahmen.

Die Antwort aus dem Außenministerium in Caracas kam prompt. Die Maßnahme der Europäischen Union sei völlig «unangemessen». Man weise sie deshalb «in aller Form zurück», ließ es am Mittwoch (4. April) per Medienmitteilung verlauten. Zudem widerspreche die Aufnahme Venezuelas auf die Schwarze Liste der Einschätzung der Internationalen Zivilluftfahrtorganisation ICAO bezüglich der operativen Sicherheitsbedingungen der nationalen Luftfahrt. Die EU hatte am Vortag die venezolanische Staatsairline Conviasa auf die Schwarze Liste gesetzt. «Um Sicherheitsrisiken zu begegnen, wurde eine Betriebsuntersagung notwendig, weil sich aufgrund von Unfällen und Vorfeldkontrollen auf EU-Flughäfen zahlreiche Sicherheitsbedenken ergeben hatten», begründete sie ihre Maßnahme. Die zwei Fluggesellschaften Estellar Latinoamerica und Aerotuy wurden vorerst nur einer verschärften Beobachtung unterstellt.

Die Regierung in Caracas will die Sperrung von Conviasa vom europäischen Luftraum nicht auf sich sitzen lassen. Denn das heißt, dass die Staatsairline eine Paradestrecke nach Madrid verliert, welche sie mit ihrem einzigen Airbus A340 abdeckt. Man prüfe «angemessene Gegenmaßnahmen, um die eigenen Interessen und das Prestige zu schützen, welches die nationale Airline gegenüber dem venezolanischen Volk und der internationalen Gemeinschaft genießt» erklärte das Außenministerium weiter. Das heißt nichts anderes, als dass Venezuela indirekt Fluggesellschaften wie Lufthansa, Iberia oder Air France droht, die Landeerlaubnis für das Land zu entziehen.

Überaltert und heterogen

Die Flotte von Conviasa ist überaltert. 19,5 Jahre alt sind die 15 Maschinen gemäß Aero Transport Data Bank im Schnitt. Die verwendeten Boeing B737-200 sind gar dreißigjährig. Die Staatsairline hat zudem eine Flotte, die aus Fliegern von nicht weniger als fünf verschiedenen Herstellern besteht. Neben dem Airbus besitzt Conviasa drei Typen an ATR, zwei Typen von Boeing B 737 und einen Bombardier CRJ-700. Das ist nicht nur teuer, sondern erhöht auch das Risiko. «Man braucht technische Kenntnisse, Ersatzteile, Besatzungen für jede Marke», erklärte ein Vertreter der venezolanischen Luftfahrtbranche letztes Jahr der Zeitung El Nacional.