Letzte Aktualisierung: um 17:29 Uhr

Superjet macht Sukhoi Probleme

Das Programm für den Mittelstreckenflieger drückt die Mutterfirma massiv tiefer in die roten Zahlen. Der Druck auf die Russen steigt.

Von 16,9 Millionen im Vorjahr auf 100,3 Millionen Dollar vergrößerte sich bei Sukhoi der Verlust in den ersten sechs Monaten. Der Umsatz des russischen Flugzeugbauers fiel von 20,12 Milliarden auf 5,64 Milliarden, also um über 70 Prozent. Das Management gibt sich trotz der miserablen Zahlen gelassen. Man habe sie erwartet. Grund sei auch der Start des Superjet-100-Programms in diesem Jahr. In der zweiten Jahreshälfte seien die Bestellungen aber auf 179 Flieger gestiegen. Mit Yakutia Airlines werde bald der zweite russische Anbieter den neuen Flieger einsetzen und außerdem werde man noch vor Ende des Jahres den ersten Flieger an die indonesische Sky Aviation ausliefern. Die Zufriedenheit der Kunden zeige sich auch darin, dass die mexikanische Interjet zusätzlich zu den bereits bestellten 20 Superjets Ende des vergangenen Monats noch zehn weitere geordert habe. Zudem habe man von der Vnesheconombank einen Kredit über eine Milliarde Dollar erhalten, der bis 2024 läuft. Alles in Butter also.

Oder doch nicht? Für Branchenkenner ist das ganze ein bisschen arg optimistisch. Der tödliche Absturz eines Superjets bei einem Demonstrationsflug im Mai in Indonesien habe dem Unternehmen mehr geschadet als es zugebe, heißt es. Außerdem würden die Superjets zu einem Preis verkauft, der nicht kostendeckend sei, kritisiert Roman Gusarow, Chef des russischen Fachportals Avia in einem Artikel des Nachrichtenportals BFM. Zum einen hätten die Kunden ein Vertrauensproblem. Aber auch Wartung und Service bei Sukhoi wären alles andere als erstklassig. Wettbewerber wie Embraer aus Brasilien würden davon profitieren und mit besseren Angeboten mehr Bestellungen einheimsen. Laut verschiedenen Medienberichten in Russland müsste Sukhoi mindestens 300 Bestellungen im Jahr einholen, um aus den roten Zahlen zu kommen.

Vertrauens- und Serviceproblem

Auch die Kunden sind nicht alle zufrieden mit der Maschine. Die Leistung des neu entwickelten Flugzeuges sei schwächer als versprochen, hieß es etwa von Aeroflot. Technische Probleme führten immer wieder zu Ausfällen und so sei die Betriebszeit bedeutend geringer als erwartet, sagte Vize-Chefingenieur Konstantin Mochna bereits im März. 25 Superjets bestellte Aeroflot, zehn sind bereits in der Flotte der Airline. Der letzte nahm im September seinen Dienst im Linienverkehr auf. Auch mit Erstkundin Armavia gab es einiges Gerangel, weil die Airline die Betriebskosten des Jets für viel zu hoch hielt.