Der drittgrößte Flughafen Moskaus wurde erst gerade verstaatlicht. Nun erhöht Domodedovo schon die Gebühren. Wie es mit dem Airport genau weitergeht, ist unklar.
Zwei Wochen – länger hat es nicht gedauert, bis nach der Verstaatlichung des Flughafens Moskau-Domodedovo die ersten Konsequenzen für Fluggesellschaften sichtbar werden. Am 1. Juli steigen dort die Gebühren – im Schnitt um sieben Prozent. Für russische Airlines bedeutet das: höhere Kosten pro Passagier, pro Tonne, pro Liter Kerosin.
Wie der Kanal Aviatorshina berichtet, betrifft die Erhöhung unter anderem den Tarif für die Luftsicherheitskontrolle, der um 7,3 Prozent auf 440 Rubel pro Tonne Startgewicht steigt. Die Passagiergebühren erhöhen sich auf Inlandsflügen auf 470 Rubel, international auf 525 – jeweils gut sieben Prozent mehr. Auch die Lagerung von Kerosin wird um rund zehn Prozent teurer.
Der Zeitpunkt der Preiserhöhung ist bemerkenswert. Denn am 17. Juni wurde Domodedovo offiziell vom Staat übernommen. Ein Gericht gab der Klage der Generalstaatsanwaltschaft statt: Der Flughafen gehöre zurück in staatliche Hände, hieß es. Vorgebracht wurden als Gründe der Vorwurf, die privaten Eigentümer hätten Geld ins Ausland geschafft und doppelte Staatsbürgerschaften verschwiegen zu haben. Mögliche Einsprachen gegen das Urteil wurden entgegen der Gesetze nicht mehr abgewartet.
Die Übergabe des drittgrößten Moskauer Flughafens von privaten in staatliche Hände blieb auf Russlands wichtigster Wirtschaftsveranstaltung, dem St. Petersburg International Economic Forum, auffällig unerwähnt, berichtet der Investigativdienst The Bell. Dabei fiel das Urteil zur Verstaatlichung ausgerechnet am Vortag der Veranstaltung, die Investoren ein Fenster zur russischen Wirtschaft bieten sollte, was aber wegen des Kriegs erschwert ist.
Einmal wurde Domodedovo dennoch erwähnt. Der Moderator sprach Präsident Vladimir Putin während der Plenarsitzung auf die Übernahme des Flughafens an. Der wies den Begriff «Nationalisierung» zurück und wechselte schnell das Thema, so The Bell.
Domodedovo war einst der unbedeutendste unter Moskaus Flughäfen. Während Sheremetyevo internationale Verbindungen abwickelte und Vnukovo für Regierungsflüge reserviert war, diente der Flughafen für sowjetische Inlandsrouten. Das änderte sich in den 1990er-Jahren. Ex-Eigentümer Dmitry Kamenshchik kaufte den Flughafen und machte ihn zusammen mit Valery Kogan groß – mit privaten Investitionen und dem Aufstieg von S7 Airlines und Transaero. 2004 überholte Domodedovo erstmals Sheremetyevo.
Doch inzwischen ist die wirtschaftliche Lage Domodedovos angespannt. Seit Corona und dem Ukraine-Krieg hat sich das Passagieraufkommen halbiert. S7 prüft einen Standortwechsel. Die Schulden betragen inzwischen rund 69 Milliarden Rubel (758 Millionen Euro). Die Generalstaatsanwaltschaft hatte im Januar Klage gegen 32 juristische und natürliche Personen eingereicht, die laut der Aufsichtsbehörde seit 2002 illegal die Kontrolle über den strategisch wichtigen Flughafen an ausländische Strukturen übertragen und allein in zwei Jahren 18 Milliarden Rubel Gewinn ins Ausland geschafft hätten.
Dass die Gebühren nun steigen, ist daher auch nachvollziehbar, wenngleich der Airport selbst kommuniziert, es handle sich um eine planmäßige Tarifkorrektur, vorbereitet lange vor dem Eigentümerwechsel.
Ob der Airport in staatlicher Hand bleibt, ist unklar. Was mit ihm passiert, bleibt offen. Eine neue Privatisierung wäre denkbar. Arkadi Rotenberg, ein langjähriger Vertrauter von Putin und Miteigentümer des Flughafens Moskau-Sheremetyevo, wird als möglicher künftiger Eigentümer gehandelt. Er selbst dementiert. In der Luftfahrtbranche weiß niemand Genaues – außer, dass der Flughafen nun dem Staat gehört.