Man hört nur das Geräusch des Brenners, ein gleichmäßiges, tiefes Brummen. Dann hebt der Korb sanft vom Boden ab – kein Ruckeln, kein Lärm, nur ein fast lautloses Schweben. Unter einem wird die Welt kleiner: Felder, Wälder, Dörfer. Man spürt keinen Wind, denn der Ballon bewegt sich mit der Luft. Nur eine große Ruhe und das Gefühl von Freiheit bleiben.
So oder so ähnlich beschreiben Menschen ihre Ballonfahrt. So romantisch und frei es sich auch anfühlen mag, so gefährlich ist Ballonfahren ebenfalls. Das zeigt eine Studie der australischen Luftfahrtbehörde Australian Transport Safety Bureau ATSB. Die Kurzfassung lautet, dass Ballonfahrten ein höheres Risiko bergen als Flüge mit vergleichbaren Luftfahrzeugen.
Ballonfahrten - keine Todesfälle, aber riskanter als Rundflüge
Grundlage der Untersuchung sind 79 Ballonunfälle, die das ATSB zwischen 2022 und 2024 gemeldet und ausgewertet wurden. Die Studie kommt zu dem Schluss, dass die Wahrscheinlichkeit eines schweren Zwischenfalls oder Unfalls bei einer kommerziellen Ballonfahrt 8,9-mal höher ist als bei einem Rundflug oder Charterflug mit einem Flugzeug. Sie ist sogar rund 25,6-mal höher als bei einem Hubschrauberflug.
Fliegt man gewerblich und das tun die meisten Menschen, ist das Verletzungsrisiko bei einer Ballonfahrt fast 35-mal höher als bei einem Rundflug mit einem Flugzeug oder einem Charterflug. Im Vergleich zu einem kommerziellen Hubschrauberflug ist es sogar um 58,5 Prozent höher. Immerhin wurden der ATSB im untersuchten Zeitraum keine Todesfälle im Zusammenhang mit Ballonfahrten gemeldet.
Hauptproblem ist der offene Korb
Während nur drei Prozent aller Zwischenfälle während des eigentlichen Flugs passieren, entfallen 54 Prozent auf die Landung und weitere 19 Prozent auf den Anflug. Noch alarmierender: 81 Prozent der leichten und 83 Prozent der schweren Verletzungen ereignen sich in dieser letzten Phase der Ballonfahrt. Doch woran liegt das?
Laut der Luftfahrtbehörde ist vor allem der offene Korb ein Problem. Ohne Sicherheitsgurte oder Schutzbarrieren sind Passagiere ungesichert – und damit anfällig für Verletzungen. Die häufigsten Diagnosen: Prellungen oder Brüche der unteren Extremitäten, verursacht durch harte Aufsetzer oder Kollisionen mit dem Boden, sowie Schleudertraumata, wenn Passagiere bei der Landung unkontrolliert gegeneinanderprallen.
ATSB empfiehlt bessere Briefings
Die Luftfahrtbehörde empfiehlt zentrale Maßnahmen, um die Sicherheit bei Ballonfahrten zu erhöhen: eine präzisere Wettervorhersage, die alle verfügbaren Datenquellen nutzt, und vor allem klare Sicherheitsregeln für Passagiere. Dazu gehören visuelle Briefings vor dem Start, eine stabile Landeposition, ähnlich der «Brace-Position» im Flugzeug. Zudem bedarf es genaue Anweisungen, um Zusammenstöße im Korb zu vermeiden.
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