Die betroffene Boeing 737 Max 9: Die Untersuchung schreitet voran.
Zwischenfall von Alaska Airlines

Boeing-Personal baute Paneel aus Boeing 737 Max aus, ohne genau zu wissen, wie das geht

Wie konnte es dazu kommen, dass vier Bolzen am Rumpfpaneel fehlten? Die Verkehrssicherheitsbehörde der USA hat ihre Erkenntnisse zum Zwischenfall der Boeing 737 Max 9 von Alaska Airlines veröffentlicht. Dabei kommen Flugzeugbauer und Luftfahrtaufsicht schlecht weg.

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Das Unheil bahnte sich in Millimeterschritten an. Vier Bolzen fehlten, als Boeing die fabrikneue 737 Max 9 mit der Seriennummer 67501 an Alaska Airlines auslieferte. Diese Bolzen hätten eigentlich ein Paneel im Rumpf des Flugzeuges halten sollen. Doch weil sie fehlten, rutschte dieses Paneel - auch Stecktür genannt - während der Flüge allmählich um wenige Millimeter nach oben. Bis es passierte: Nach dem Start in Portland löste sich das Paneel aus dem Rumpf. Mitten im Flug befand sich nun eine Öffnung in Tür-Größe im Rumpf.

An Bord der Boeing 737 Max 9 von Alaska Airlines mit dem Kennzeichen N704AL wurden zwar mehrere Passagiere verletzt, allerdings nur leicht. Die Piloten von Flug AS1282 vom 5. Januar 2024 konnten trotz Druckabfall sicher in Portland landen und so eine Katastrophe verhindern. Nach den dramatischen Ereignissen in der Luft war sich die Kabinencrew erst am Boden ganz sicher, dass zuvor niemand aus dem Flugzeug gesogen worden waren.

Fehler bei Nachbesserungen am Rumpf der Boeing 737 Max 9

Für Boeing hatte der Vorfall schwerwiegende Folgen. Der Flugzeugbauer hatte damals begonnen, sich langsam von der 737-Max-Krise zu erholen - und wurde durch den Zwischenfall jäh zurückgeworfen.

Jetzt hat die Verkehrssicherheitsbehörde der USA eine Anhörung zum Zwischenfall mit dem Flugzeug mit dem Kennzeichen N704AL durchgeführt. Und dabei hat sie auch dargelegt, wie es zum Fehlen der vier entscheidenden Bolzen kommen konnte: Während der Produktion der 737 Max 9 von Alaska Airlines entfernten Mitarbeitende von Boeing die Stecktür, um bei Nieten am Rumpf nebenan Nachbesserungen vornehmen zu können, heißt es im Bericht des National Transportation Safety Board NTSB.

Unklare Vorschriften von Boeing ...

Doch das Öffnen des Paneels war im Werk von Boeing nichts Alltägliches, «eine nicht routinemäßige Aufgabe», schreibt das NTSB. Und als es gemacht wurde, sei kein Personal mit Erfahrung im Öffnen oder Schließen zugegen gewesen. Zudem hätten die Angestellten gemäß der internen Vorschriften dazu eigentlich ein Ausbauprotokoll erstellen müssen. Dies soll sicherstellen, dass klar ist, welche Teile wie ausgebaut wurden. Auch Qualitätschecks hätten darin festgehalten werden sollen. Doch das unterblieb.

Damit nicht genug. Das NTSB stellte außerdem fest, dass die Vorschriften von Boeing für die Entnahme von Teilen «nicht klar, prägnant und einfach zu handhaben war, um ein effektives Werkzeug für die Arbeiterinnen und Arbeiter im Fertigungsprozess zu sein», so die Behörde.

... und Mängel bei der FAA

Es habe seit mindestens zehn Jahren Abweichungen zum dokumentierten Vorgehen gegeben. Das sei auch erkannt worden. Doch die Abhilfemaßnahmen von Boeing zur Behebung der Mängel seien zwar von der Federal Aviation Administration FAA akzeptiert worden, erklärt die Verkehrssicherheitsbehörde. Doch sie seien «unwirksam zur Behebung der anhaltenden Mängel» gewesen. Auch die internen Schulungen zur Erstellung von Ausbauprotokollen sei unzureichend waren. Dabei hätte genau dies die Wahrscheinlichkeit verringert, «dass Personal mit begrenzter Erfahrung mit nicht routinemäßigen Aufgaben» ein Paneel nicht korrekt öffnet und das erforderliche Entfernungsprotokoll nicht erstellt.

Die Luftfahrtbehörde wird auch an anderer Stelle kritisiert. Die Systeme der FAA zur Einhaltung und Durchsetzung der Vorschriften in Bezug auf Überwachung, Prüfplanung und Aufzeichnung seien unzureichend gewesen. Deshalb habe man «wiederholte und systematische Diskrepanzen und Probleme der Nichtkonformität» mit internen Vorschriften nicht erkannt.

«Sicherheitsmängel hätten Boeing und FAA auffallen müssen»

«Die Sicherheitsmängel, die zu diesem Unfall geführt haben, hätten Boeing und der FAA auffallen müssen und waren daher vermeidbar», sagte NTSB-Chefin Jennifer Homendy bei der Anhörung. Ein Unfall wie dieser passiere nur, wenn es im System mehrere Fehler gebe.

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