Lotsen im Kontrollturm: Hohe Arbeitsbelastung.
Zu wenig Personal

Ryanair greift deutsche Flugsicherung an

Im Mai waren in Europa 117.000 Flüge verspätet. Schuld waren auch Streiks und Unwetter. Ryanair wittert aber einen weiteren Hauptgrund.

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Elf Millionen Flüge müssen die Lotsen in Europa jedes Jahr beaufsichtigen. Das sind rund 30.000 pro Tag. Und laufend werden es mehr. Die europäische Flugsicherung Eurocontrol rechnet für 2024 mit 11,3 Millionen jährlichen Flügen.

Die Aufsicht klappte bisher problemlos. In den letzten Wochen ist jedoch Sand in dieses Getriebe gekommen. Alleine im Mai gab es europaweit 117.000 verspätete Flüge. Der Großteil davon (65.000 Flüge) landete sogar mehr als 15 Minuten zu spät - vier Mal mehr als noch vor einem Jahr.

Gewitter und Streiks

Und die Lage entspannt sich kaum. «Ich entschuldige mich für die heute entstandene Verspätung – und für die von letzter Woche und die von vorletzter Woche und die von kommender Woche auch», scherzte dieser Tage ein Pilot in der Durchsage an die Passagiere. Schuld am Chaos am Himmel ist auch das Wetter. Ungewöhnlich viele Stürme und Gewitter führten zu Umleitungen, Wartezeiten und Flughafenschließungen.

Meteorologische Einflüsse waren im Mai jedoch nur für 39 Prozent der Verspätungen verantwortlich. Ein anderer Grund waren Lotsenstreiks in diversen Ländern. So legten die Flugaufseher in Frankreich, Griechenland, Italien und Spanien in den vergangenen Wochen ihre Arbeit nieder.

Bloß ein Vorwand?

Doch Ryanair wittert noch einen dritten Auslöser für die Verspätungen. Die irische Fluggesellschaft wirft den Flugsicherungen vor, zuwenig Personal angestellt zu haben, um alle Flüge abwickeln zu können. «Die Situation ist an den Wochenenden besonders schlimm und vor allem die britische und die deutsche Flugsicherung verstecken sich hinter dem schlechten Wetter und beschönigenden Ausdrücken wie ‹Kapazitätsrestriktionen›», so Ryanair-Chef Michael O'Leary.

Es sei auffällig, dass das schlechte Wetter ungewöhnlich oft zum Wochenende aufgetreten sei, erklärt Ryanair in einer Pressemitteilung vom Donnerstag (14. Juni). 60 Prozent der wetterbedingten Verspätungen hätten Freitage und Samstage betroffen. Die aktuelle Lage sei unhaltbar. Aktuell liege man weit über dem von der EU anvisierten Ziel von 0,5 Minuten Verspätung pro Flug, so Ryanair. Man steuere gerade auf 1,5 Minuten zu.

Deutsche Flugsicherung verteidigt sich

Ryanair fordert von der EU-Kommission, aber auch von der britischen und deutschen Regierung, zu handeln. Man müsse «die Personalkrise» bei den Fluglotsen «dringend angehen», so die Airline. Die deutsche Flugsicherung DFS wehrt sich. «2017 hatte ein verspäteter Flug im europäischen Luftraum in Schnitt 12,4 Minuten Verspätung. Lediglich 55 Sekunden pro Flug werden den Flugsicherungen zugerechnet. Diese Zahl enthält auch Verspätungen, die Flugsicherungen nicht beeinflussen können, zum Beispiel Streiks oder ungeplante Verkehrsverlagerungen. Der Anteil der Flugsicherungen an der Gesamtverspätung ist also nur gering», erklärt eine Sprecherin.

Die Flugsicherungen täten alles, um genügend Kapazitäten bereitzustellen, fährt sie fort. «Die DFS hat zahlreiche Maßnahmen ergriffen, unter anderem eine verstärkte Lotsenausbildung und eine bessere Zusammenarbeit der Kontrollzentralen», sagt die Sprecherin. Auch koordiniere man sich eng mit Kontrollzentralen in England (Swanwick), den Niederlanden (Maastricht) und Frankreich (Reims) sowie elf weiteren in Europa, um die gestiegenen Verkehrsmengen besser bewältigen zu können.

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