Oscar J. Schwenk vor einem PC-24: Er hat Pilatus Aircraft zwei Jahrzehnte lang geprägt.
Oscar J. Schwenk

Mister Pilatus ist tot

Oscar Schwenk hat Pilatus Aircraft über zwei Jahrzehnte geprägt. In seine Zeit fallen die Großerfolge PC-12 und PC-24. Jetzt ist er überraschend gestorben.

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Er war ein Manager von der Sorte, die es heute inzwischen kaum noch gibt. In der heutigen Wirtschaftswelt, in der alles stromlinienförmig sein muss, in der Worte von PR-Abteilungen so lange geschliffen werden, bis sie kaum mehr eine Bedeutung haben, fiel Oscar J. Schwenk auf. Er sagte, was er dachte. Und er stand dazu.

Als der staatliche Rüstungskonzern Ruag in die Wartung von Pilatus-Flugzeugen einstieg, sagte der ehemalige Chef von Pilatus Aircraft vor ein paar Jahren beispielsweise: «Das gibt irgendwann Zoff.» Oder über Verbände sagte er einmal, ein Großteil sei «für die Tonne». In Bezug auf die Politik erklärte er: «Es liegt mir nicht, drei Sätze zu sprechen, ohne etwas zu sagen.»

Großerfolg mit PC-12 und erster Jet

Doch Schwenk sagte nicht nur Dinge, er tat sie auch. 1994 übernahm der studierte Ingenieur die Führung von Pilatus Aircraft, nachdem er zuvor bereits 15 Jahre beim Unternehmen gearbeitet hatte. Bis 2021 blieb er, zuletzt als Aufsichtsratspräsident. In dieser Zeit wuchs der Schweizer Flugzeugbauer von 800 auf mehr als 2300 Beschäftigte.

Schwenk schaffte es in seiner Ära, die frühere Abhängigkeit von Pilatus Aircraft vom Geschäft mit Regierungen zu reduzieren. Heute macht es weniger als 30 Prozent des Umsatzes aus - vor allem dank des Erfolgs des Turbopropklassikers PC-12, von dem neulich das 2000. Exemplar ausgeliefert wurde. Doch damit begnügte er sich nicht. Unter Schwenks Ägide wurde bei Pilatus auch erstmals ein Jet entwickelt, der PC-24. Auch er ist ein Verkaufsschlager.

Börsennotierung als großer Graus

Als seine schwierigste Zeit bezeichnete Schwenk einmal, als das Unternehmen Teil des Industrieriesen Oerlikon-Bührle war. Der Fokus auf die Quartalsergebnisse und die Eingliederung in einen großen Konzern behagten ihm gar nicht. Sein Vorteil sei ja gerade, «dass ich am Morgen nicht als Allererstes den Aktienkurs anschauen und ständig Gewinnwarnungen äußern muss. Ich staune jeweils, wie viele Tricks es da gibt. Aber das ist nur gut für die Spekulanten und Zwischenhändler, nicht für uns, nicht für den Kunden», sagte er einmal zur Aargauer Zeitung.

Doch Schwenk war nicht nur ein Manager, der sich wie ein Unternehmer verhielt. Er, der ursprünglich Kunst, Philosophie und Agrarwissenschaften studierte und erst später zur Ingenieurswissenschaft wechselte, war nebenher auch Besitzer der Mineralwasserquelle Knutwil und leidenschaftlicher Bauer. In Australien besaß er vier Farmen mit 10.000 Rindern und einer Fläche von der halben Größe des Saarlandes.

Landwirtschaftliche Arbeit als Abwechslung

Bei der landwirtschaftlichen Arbeit erholte sich Schwenk. Wenn er nicht gerade im Ausland weilte und Flugzeuge verkaufte, kümmerte er sich abends und am Wochenende um seinen Bauernhof in seinem Heimatkanton Luzern. Dort ist er am Samstag (15. Juli) im Alter von 78 Jahren überraschend verstorben.

Schwenk war nicht krank. Er habe sich guter Gesundheit erfreut, heißt es. Tagsüber habe er noch Heu gezettet, schrieb Pilatus Aircraft in einer Mitteilung an die Angestellten, wie zuerst die Luzerner Zeitung berichtete.

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