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Air Baltic hat wieder einen Chef

[image1]Ab November leitet Martin Gauss die angeschlagene lettische Fluglinie. Der Deutsche ist nicht zum ersten Mal Chef einer Airline.

Nach einem Monate andauernden Gerangel warf Bertolt Flick am 5. Oktober das Handtuch. Er gab als Chef der lettischen Nationalairline Air Baltic (aeroTELEGRAPH berichtete) auf. Ein paar Wochen später hat man nun einen Nachfolger gefunden, der die Fluggesellschaft, die zuletzt immer wieder Negativschlagzeilen schrieb, wieder auf Kurs bringen soll. Martin Gauss ist ebenfalls Deutscher. Und hat in der Luftfahrtbranche schon viel Erfahrung. Zwischen April 2009 und Mai 2011 war er Chef der ungarischen Fluggesellschaft Malev. Schon dort fuhr er einen harten Sparkurs. Die Flotte reduzierte er von fünf verschiedenen Flugzeugtypen auf zwei und die Stellenzahl wurde reduziert.

Aber nicht nur im Management der Luftfahrt kennt Gauss sich aus. Ab 1992 war er Pilot auf einer Boeing B737 der British Airways-Tochter Deutsche BA, die 2006 von Air Berlin aufgekauft wurde. Bis 1995 arbeitete er auch in in der Geschäftsführung der Airline. Er war Leiter der Flight-Operations-Support-Abteilung, bevor er Geschäftsführer des Bodenbetriebs wurde, wobei Gauss seine Position als Managing Director für ein weiteres Jahr behielt, um die DBA in Air Berlin zu integrieren. Oktober 2007 wurde er dann Chef von Cirrus Airlines, welche unter anderem für Lufthansa und Swiss Flüge durchführt.

Klare Strukturen

Neu im Vorstand der lettischen Airline sitzt neben Interimschefin Laila Odina auch der ehemalige Investmentbanker Vitolds Jakovlevs. «Es wird meine Aufgabe sein, klare Strukturen im Unternehmen zu etablieren, die derzeit noch fehlen», so Gauss in einer Mitteilung von Air Baltic. Zuletzt hatte es bei der Airline einen regelrechten Krimi um die Weiterführung des Unternehmens gegeben (aeroTELEGRAPH berichtete). Die Regierung warf Flick Missmanagement vor, Flick glaubte an ein politisches Komplott gegen ihn. Der Streit zwischen Flick und der Regierung ging so weit, dass der Unternehmer sich nach Deutschland absetzte, weil er sich verfolgt fühlte.

Die Fluggesellschaft leidet auch unter großen finanziellen Problemen. Zuletzt hatte die Regierung sie nach langem Hin und Her mit einer Kapitalerhöhung stützen müssen (aeroTELEGRAPH berichtete). Der neue Firmenchef soll das Unternehmen nun wieder rentabel machen. «Es wird meine Aufgabe sein, klare Strukturen im Unternehmen zu etablieren, die derzeit noch fehlen. Ich werde das Unternehmen so führen, dass ein finanziell ausgeglichener Flugbetrieb möglich ist», so Martin Gauss.

Gehaltsfrage im Zentrum

Die größte Herausforderung bei der Suche nach einem neuen Chef war die Gehaltsfrage gewesen. Nach dem öffentlichen Gerangel hatte jeder gewusst, wie viel Gauss’ Vorgänger verdiente. Der neue Chef gibt sich offenbar mit weniger zufrieden: Gemäß The Baltic Course verdient er laut dem lettischen Transportminister Uldis Augulis rund 28’300 Euro im Monat. Flick hatte rund 36’800 Euro mehr verdient.

Trotzdem dürfte Gauss damit zufrieden sein. Laut The Budapest Business Journal hing sein Abgang bei der ungarischen Malev auch damit zusammen, dass die Regierung im letzten Jahr eine Obergrenze für Staatsbedienstete von zwei Millionen Forint (etwa 6670 Euro) brutto im Monat eingeführt hatte. Da Malev Geld vom Staat brauchte, um zu überleben, fiel sie indirekt auch unter das Gesetz. Das hätte laut der Zeitung Pester Lloyd Gauss’ Gehalt mehr als halbiert.

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