Die Airbus A220 von Air Baltic starten aus Spargründen gerne mit geringerem Schub und brauchen daher die längste Startbahn. Das reduziere die Kapazität am Flughafen Zürich, sagt die Flugsicherung Skyguide. Swiss verschärfe durch ihre Wet-Lease-Partnerin das Verspätungsproblem, über das sie sich beklage.
Was als temporäre Aushilfe gedacht war, wurde zum Dauereinsatz. Seit fast drei Jahren fliegt Air Baltic mit mehreren Airbus A220 im Wet-Lease für Swiss. Die Letten helfen der Schweizer Lufthansa-Tochter, Spitzen in der Hochsaison im Sommer abzudecken und den Ausfall von Flugzeugen aufgrund von Triebwerksproblemen wettzumachen.
Der langjährige Einsatz der lettischen Fluggesellschaft sorgte bereits für Ärger mit den Gewerkschaften, die diesen als verstecktes Lohndumping ansehen. Nun gibt es ein anderes Problem. Die für Swiss fliegende Air Baltic wird von der schweizerischen Flugsicherung Skyguide als ein Grund dafür vorgebracht, dass es in Zürich nicht selten zu Verspätungen kommt.
Die Pünktlichkeit ist für Swiss seit Jahren ein Thema. Besonders im Sommer sind die Werte schlecht. Die Lufthansa-Tochter erreicht da gerade mal etwas mehr als 60 Prozent. Das kommt besonders bei den Reisenden in der Business Class schlecht an. Deshalb hat das Management zusammen mit dem Flughafen Zürich und Skyguide Arbeitsgruppen eingesetzt, die sich um das Problem kümmern.
Doch bei der Umsetzung der Maßnahmen gegen die Verspätungen hapert es in den Augen von Swiss vor allem bei der Flugsicherung. «Es ist eine Sache, über Probleme zu reden, und eine andere, ob und wie schnell danach etwas passiert», sagte Operativchef Oliver Bucholzer kürzlich in der Neuen Zürcher Zeitung. Dies gilt für ihn umso mehr, als dass Skyguide Anfang des Jahres die An- und Abfluggebühren um 24 Prozent angehoben hat.
Doch nun spielt Skyguide den Ball ein Stück weit zurück. Swiss verschärfe das Problem knapper Kapazitäten an ihrem Drehkreuz Zürich selbst - mit Air Baltic. Wie Skyguide-Operativchef Urs Lauener dem Magazin Bilanz erklärte, muss die Flugsicherung für die kleinen Airbus A220 der Letten oft Kapazitäten freiräumen, die eigentlich für große Langstreckenjets vorgesehen wären.
«Air Baltic verlangt in vielen Fällen einen Start von der langen Piste 16», so der Skyguide-Manager. Die Startbahn ist 3700 Meter lang und wird deshalb normalerweise von schweren Flugzeugen genutzt, wie etwa den Airbus A340 und A330 von Swiss oder auch dem A380 von Emirates. Dies geschehe, weil Air Baltic ihre Pilotinnen und Piloten anweise, «die Triebwerke beim Start nicht voll zu belasten. Das spart Treibstoff und verlängert die Wartungszyklen.»
Um Kosten zu senken, startet die lettische Airline also mit weniger Schub. Das ist allerdings schlecht für den Flugbetrieb. «Jedes Flugzeug, das zum Start die Piste 16 nutzt, beeinträchtigt die Kapazität des Flughafens Zürich. Bei kleineren Flugzeugen ist das deshalb umso störender, da sie eigentlich keine längere Startbahn brauchen», so Lauener zu Bilanz.