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Tailwind Air

Mit dem Wasserflugzeug von Boston nach New York

Schneller als der Zug, schneller als andere Airlines: Tailwind Air verbindet Boston per Wasserflugzeug mit New York. Es ist ein Flug mit spektakulärer Aussicht.

Dieses Check-in-Erlebnis ist wohl nicht zu übertrumpfen. Wer mit Tailwind Air von Boston nach New York fliegt, meldet sich 20 Minuten vor Abflug in der Reel House Oyster Bar am Hafen der größten Stadt Neuenglands. Dort wird er von einer Angestellten begrüßt, die kurz die Dokumente überprüfen. Und schon geht es los.

Tailwind Air flog als Charteranbieter einst vor allem wohlhabende New Yorker zu ihren Wochenendhäusern in den Hamptons, der noblen Gegend am Ende von Long Island. Während der Pandemie sah die Fluggesellschaft dann eine Chance, ins Liniengeschäft zu expandieren und führte regelmäßige Flüge auf der Strecke Boston – New York ein.

Tickets ab 395 Dollar

Weil die Reise von Stadtzentrum zu Stadtzentrum weniger als zwei Stunden dauert, verspricht Tailwind Air eine Zeitersparnis von mindestens anderthalb Stunden gegenüber großen Airlines und zweieinhalb Stunden gegenüber dem Zug. Einfache Tickets sind ab 395 Dollar zu haben.

Nach dem Check-in in der Austernbar geht es weiter zu einem Pier, wo ein kleines Motorboot wartet, das die Reisenden innerhalb von sechs Minuten von der South Boston Waterfront zur Boston Harbor Seaplane Base (Iata-Code BNH) auf der anderen Seite des Hafens bringt. Dort liegt die Cessna Grand Caravan EX von Tailwind Air bereits vertäut. Die Piloten begrüßen die Gäste persönlich, laden die Gepäckstücke ein. Dann steigen die Reisenden in das Wasserflugzeug ein. Es gilt freie Platzwahl.

Koordination mit Flugsicherung und Hafenbehörde

Kopilot Jack kauert wenige Minuten später hinten in der Kabine und erläutert den Passagieren die Sicherheitsvorschriften. Dann tritt er nach außen und macht die Leinen los. Auf den Schwimmern stehend verstaut er die Taue, während Kapitän John das Wasserflugzeug vom kleinen Dock bereits hinaus in den Hafen steuert. Dann klettert auch Jack ins Flugzeug, schließt die Tür und nimmt auf dem rechten Sitz Platz.

Die Cessna 208B von Tailwind Air schwimmt an der Kaimauer vorbei, über welcher Piste 14/32 des Flughafens Boston Logan International liegt. Frachter von Fedex rollen einige Meter weiter oben auf festem Grund vorbei. Unten tuckert der kleine Flieger auf den sanften Wellen. Die beiden Piloten haben sich zuvor mit dem Kontrollturm über ihren bevorstehenden Start ausgetauscht, ebenso standen sie mit der Hafenbehörde in Kontakt. Dann drehen sie den Flieger um und geben Schub.

Von 3500 auf 2000 Fuß

Die Wasseroberfläche ist ziemlich ruhig und so schaukelt der Flieger kaum, bevor er sich in nordwestlicher Richtung in den Himmel von Boston erhebt. Den Gästen bietet sich eine fabelhafte Aussicht auf die Stadt, bevor die Maschine auf 3500 Fuß oder rund 760 Meter steigt und Richtung Süden steuert. An Bord haben bis zu acht Fluggäste Platz, die auf Ledersitzen mit 36 Zoll Abstand in einer 1-1-Konfiguration sitzen.

Es ist kalt. Und so haben sich die Piloten von Tailwind Air entschieden, nicht höher zu fliegen, weil sich sonst Eis am Flugzeug bilden könnte, das keine Enteisungsanlage besitzt. Sie steuern auf Sicht Richtung Süden – über Massachusetts, Rhode Island und Connecticut. Im Verlauf des Fluges sinken die Temperaturen und die Crew sinkt deshalb auf 2000 Fuß, danach sogar auf 1500 Fuß. Den Gästen bietet sich so eine kostenlose Sicht auf das herbstliche Neuengland.

Und plötzlich Schnee

Doch plötzlich beginnt es zu schneien. Das bedeutet für die beiden Piloten von Tailwind Air, möglichst schnell zu landen. Sie setzen mit der Cessna Grand Caravan EX auf der Piste des Bridgeport Airport auf, der sich gerade in der Nähe befindet. «Bei Schnee dürfen wir nicht fliegen. Wir werden hier besseres Wetter abwarten», erklären sie den Gästen. Beim Aussteigen bemerken diese erst, wie mächtig die Schwimmer sind, die sonst zu großen Teilen unter Wasser sind. Es braucht eine Leiter, um von der Tür via Schwimmer aufs Vorfeld zu gelangen.

Eine Stunde lang steht der Wasserflieger danach in Bridgeport, bevor die Meldung aus der Betriebszentrale kommt, dass es weitergehen kann. Und schon steigt die Cessna Grand Caravan wieder in den Himmel. Sie steuert jetzt über den Long Island Sound und bleibt dabei auf rund 700 bis 800 Fuß oder 210 bis 240 Meter. Unten sieht man nicht nur Fischkutter und Containerschiffe vorbeituckern, sondern erkennt dank der niedrigen Flughöhe auch Untiefen und kleine Inseln.

Rundflug entlang von Manhattan

Dann taucht vor einem am Horizont plötzlich das Ziel auf – die Silhouette von Manhattan mit ihren unzähligen Wolkenkratzern. Das Flugzeug mit dem Kennzeichen N819BB steuert über den Flughafen New York-La Guardia und danach dem East River entlang. Langsam sinkt es.

Die Reisenden bekommen so einen Rundflug entlang der legendären Insel: Es geht über die Queensboro Bridge, das Roosevelt Island Tramway, vorbei am Uno-Gebäude, dann nach einer leichten Rechtskurve über Williamsburg, Manhattan und Brooklyn Bridge an der Südspitze von Manhattan entlang. Die Stadt scheint zum Anfassen nah.

Eigener Wasserflughafen

Dann, kurz vor der Freiheitsstatue, drehen die beiden Piloten John und Jack um und fliegen nun stetig sinkend wieder in die Gegenrichtung. Ihr Ziel ist die New York Skyports Seaplane Base, die den Iata-Code NYS trägt. Sanft setzen sie die Cessna Caravan auf dem Fluss auf und steuern sie zur Anlegestelle.

Von dort gehen die Reisenden wenige Minuten später schon zu Fuß mit ihrem Gepäck zur Ecke 23rd Street und FDR Drive, wo sie in ein Taxi steigen und zu ihrem Büro, Hotel oder Heim weiterfahren. Eines ist klar: Eindrücklicher kann man nicht in Manhattan ankommen.

In der oben stehenden Bildergalerie sehen Sie weitere Bilder des Fluges mit der Wasserflugzeug-Airline Tailwind Air. Ein Klick aufs Foto öffnet die Galerie im Großformat.