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Konkrete Pläne

Lufthansa will Alitalia zu Star Alliance holen

Vor dem Parlament in Rom führte Lufthansa aus, wie sie Italiens Nationalairline zum Erfolg führen würde. Die Ideen für Alitalia sind schon recht konkret.

Ein Unternehmen aus Italien und eines aus Deutschland – kann das gut gehen? Lufthansa-Manager Jörg Eberhart versuchte, Zweifel an einem unüberbrückbaren kulturellen Graben schnell zu zerstreuen. «Die italienische und die deutsche Kultur ergänzen sich bestens», sagte er am Dienstag (7. Januar) vor der Verkehrskommission der Abgeordnetenkammer des Parlaments in Rom.

Lufthansa schickte mit Eberhart einen Manager nach Rom, der von seiner Arbeit als Chef von Air Dolomiti her nicht nur Italien bestens kennt, sondern auch die Sprache perfekt beherrscht. Die italienische Kreativität, Flexibilität und Innovationskraft zusammen mit der langfristigen Planungsorientierung und der Gründlichkeit der Deutschen – das sei die perfekte Mischung, so Eberhart.

Codeshare-Flüge

Dennoch sei Lufthansa aktuell nicht bereit, in Alitalia zu investieren, führte Eberhart aus. Man wolle zuerst eine «gleichberechtigte kommerzielle Partnerschaft» mit der italienischen Fluggesellschaft eingehen. Was schwammig klingt, ist in Frankfurt durchaus schon sehr konkret geplant worden, wie die Ausführungen vor dem Parlament zeigten.

Die beiden Fluggesellschaften würden im Rahmen der Zusammenarbeit ihre Flugpläne aufeinander abstimmen, Codeshare-Flüge aufnehmen und den Verkauf koordinieren, erklärte Eberhart. Das könne man innerhalb von sechs bis neun Monaten umsetzen. Dann müsse Alitalia auch das Bündnis wechseln – also von Skyteam zur Star Alliance überlaufen. Das dauere sicher 18 Monate.

Wechsel zu Miles and More

Damit wäre die Arbeit nicht erledigt. Auch der Wechsel zum Vielfliegerprogramm Miles and More müsste durchgezogen werden, genauso wie die Zusammenführung der Informatiksysteme. In solchen Dingen habe man Erfahrung, erinnerte Eberhart und verwies auf die Integration von Brussels Airlines, Austrian Airlines und Swiss in den Lufthansa-Konzern.

Ganz am Anfang müsse aber die Sanierung von Alitalia stehen, so Eberhart. Das Problem der anhaltenden Verluste sei schnell anzupacken. Darum kümmert sich in den nächsten Monaten Sonderverwalter Giuseppe Leogrande.

Stellenabbau «Ultima Ratio»

Der Lufthansa-Manager glaubt, dass man durch Neuverhandlung der Verträge und einer Erhöhung der Einsatzstunden des Personals und der Flugzeuge schon vieles erreichen könne. Nur wenn Alitalia dann immer noch Verluste schreibe, werde auch ein Stellenabbau ein Thema, so Eberhart. «Das ist nur die Ultima Ratio.»

Aber warum ist Lufthansa überhaupt an Alitalia interessiert? Die italienische Fluggesellschaft habe ebenfalls einen Premium-Anspruch, zudem sei der italienische Markt interessant. Das ist aber nicht alles. An den vier bestehenden Drehkreuzen Frankfurt, München, Wien und Zürich könne Lufthansa nicht mehr unbegrenzt wachsen, führte Eberhart aus. «Wir brauchen daher einen fünften Hub, einen im Süden Europas.»

Nein zu Drehkreuz in Mailand

Und mit Rom-Fiumicino habe Alitalia ein gutes Drehkreuz. «Der Flughafen hat sich in den letzten Jahren sehr gut entwickelt», so Eberhart. Er gehöre inzwischen zu den besten in Europa.

Mailand-Malpensa eigne sich dagegen nicht. Die Kaufkraft der Bevölkerung in der Umgebung der norditalienischen Metropole sei zwar höher und das Einzugsgebiet größer als in Frankfurt. Aber mit zwei Airports generiere Mailand zu wenig Zubringer-Verkehr für Langstrecken.

Später… vielleicht

Eine Beteiligung kommt für Lufthansa zwar nicht jetzt, aber für später durchaus infrage. Wenn es Alitalia wieder gut gehe, könne das ein Thema werden, so Eberhart. Ob die Regierung darauf einsteigt, ist jedoch offen. Zuletzt hat sie verlauten lassen, man spreche auch mit der Staatsbahn Ferrovie dello Stato, Delta und Air France-KLM.