Im vergangenen Juli verschob der amerikanische Flugzeugbauer den Termin für die Auslieferung der ersten Boeing 777X auf 2022. Ende Oktober deutete Konzernchef David Calhoun dann an, dass es noch länger dauern könnte. Man visiere weiterhin 2022 an, aber letztlich werde der Zeitplan «von den Zertifizierungsanforderungen beeinflusst, die von den Aufsichtsbehörden festgelegt werden», so Calhoun. Er brachte den Zeitplan der 777X dabei erstmals mit «Lehren aus dem 737-Zertifizierungsprozess» in Verbindung.
Das klang ganz danach, als würde die 777X womöglich erst 2023 bei den Erstkunden Lufthansa und Emirates ankommen. Tim Clark, Präsident der Golfairline, kann sich allerdings vorstellen, es noch länger dauert. In einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur Reuters sagte er diese Woche: «Es ist eine Frage, wann das Flugzeug fertiggestellt, zertifiziert und zur Inbetriebnahme angeboten wird. Das könnte 2022 sein, könnte 2023 sein, es könnte sogar noch länger dauern.»
Lufthansa hofft auf das erste Halbjahr 2022
Eine Lufthansa-Sprecherin hatte noch im Dezember gegenüber aeroTELEGRAPH gesagt: «Die Auslieferung der ersten 777-9 an Lufthansa ist derzeit für das erste Halbjahr 2022 geplant.» Ein Projektteam mit Experten aus verschiedenen Fach- und Zentralbereichen arbeite bereits eng mit dem Hersteller zusammen an der Einführung.
Emirates weniger zurückhaltend als Lufthansa
«In meinen Augen eine wirtschaftliche Entscheidung»
Lufthansa ehemaliger Flottenchef Nico Buchholz sagte im vergangenen November im Gespräch mit aeroTELEGRAPH, er rechne nicht mit einer Verzögerung der 777X über 2022 hinaus. «Das Flugzeug ist gut und Boeing ist sehr weit mit dem Programm», so Buchholz. Anderseits könnte sich der Hersteller gegebenenfalls auch dazu entscheiden, beim aktuell sehr geschrumpften Markt für große Flugzeuge noch seine Ressourcen zu schonen. «Das ist in meinen Augen eine wirtschaftliche Entscheidung, keine technische», sagte Buchholz.