Letzte Aktualisierung: um 23:21 Uhr

Verkauf von ITA Airways

Italien schaut sich Alternativen zu Lufthansa an

Die EU-Kommission sieht verschiedene heikle Punkte beim Einstieg des deutschen Luftfahrtkonzerns bei ITA Airways. Nun überlegt man sich in Rom bereits, wie eine Alternative zu Lufthansa aussehen könnte.

Schon im Dezember war klar geworden: Es wird länger dauern. Die Regierung in Rom erklärte damals, die EU-Kommission werde den Einstieg von Lufthansa bei ITA vertieft prüfen. Der deutsche Konzern versuchte, dies noch zu verhindern. Am 8. Januar unterbreitete er ein Angebot, mit dem er einige der Bedenken der Kartellwächter ausräumen wollte.

Doch Brüssel hielt die Vorschläge von Lufthansa «sowohl hinsichtlich des Umfangs als auch der Wirksamkeit» für nicht ausreichend. Und so kündigte die EU-Kommission am 23. Januar offiziell an, in der Sache die Phase II einzuleiten. Bis zu 90 Tage lang werden die Fachleute für Wettbewerb jetzt die Auswirkungen des Zusammenschlusses auf den europäischen Luftverkehr eingehend untersuchen.

Mitteleuropa, Nordamerika, Zubringer und Linate als heikle Punkte

Die EU-Wettbewerbshüter haben verschiedene heikle Bereiche ausgemacht. Sie sehen bei Verbindungen zwischen Italien und Mitteleuropa eine Gefahr für zu hohe Marktmacht. Genauso sehen sie es bei Flügen zwischen Italien und Nordamerika (vor allem auch unter Einbezug der Lufthansa-Joint-Venture-Partner United Airlines und Air Canada), Italien und Indien sowie Italien und Japan.

Zudem könne der Einstieg von Lufthansa die beherrschende Stellung von ITA Airways am Flughafen Mailand-Linate verstärken. Und nicht zuletzt seien einige Konkurrenten auf die Zubringerdienste der italienischen Nationalairline angewiesen, um ihre Langstreckenverbindungen zu füllen, die zu Zielen führen, die auch Lufthansa bedient.

Treffen in Rom

Und so bereitet sich Rom offenbar bereits auf den Fall der Fälle vor. Den Fall, dass sich die EU-Kommission und Lufthansa nicht auf Maßnahmen zur Senkung der Marktmacht einigen können. In einem ersten Schritt möchte der deutsche Konzern eigentlich 41 Prozent von ITA übernehmen. Ab 2025 ist eine Erhöhung auf zuerst 90 Prozent und für später auf 100 Prozent geplant.

Premierministerin Giorgia Meloni habe sich vergangene Woche in Rom mit MSC-Gründer Gianluigi Aponte getroffen, schreibt die Zeitung La Repubblica. Der Reedereiriese hatte 2022 zusammen mit Lufthansa ein Angebot für ITA abgegeben – sich dann aber zurückgezogen. Obwohl MSC anschließend mit MSC Air Cargo selbst eine Frachtairline aufgebaut hat, sei man bereit, wieder Teil einer Lösung für ITA zu werden, falls Lufthansa aussteige, soll Aponte Meloni gesagt haben.

MSC-Konkurrent bei Lufthansa

Die Bereitschaft Apontes dürfte nicht nur mit Vaterlandsliebe zu tun haben. Inzwischen ist ein MSC-Konkurrent größter Aktionär bei Lufthansa. Logistikunternehmer Klaus-Michael Kühne (Mehrheitseigentümer von Kühne + Nagel und Großaktionär von Hapag-Lloyd) besitzt aktuell 15,01 Prozent der Aktien des deutschen Luftfahrtkonzerns.

Das sei «ein logischer Schritt, um das Engagement der Kühne Holding in der Logistik in Richtung Luftfracht auszubauen», erklärte Kühnes Sprecher einmal. Den deutschen Rivalen auszubremsen, würde Aponte mit seiner MSC sicherlich gelegen kommen.