Mit dem Reverse Engineering ist es so eine Sache: Eigentlich dient die Methode dem Erkenntnisgewinn. Man baut etwas auseinander, um herauszufinden, wie es genau funktioniert. Das ist in der Wissenschaft oft wichtig und richtig. Doch: Reverse Engineering dient inzwischen auch oft dazu, Dinge zu kopieren, die nicht kopiert werden dürften. Auch in der Luftfahrt.
Weil Sanktionen des Westens es Ländern wie Russland oder dem Iran verbieten, Flugzeuge oder Ersatzteile bei Airbus oder Boeing zu kaufen, stehen die Fluggesellschaften der Länder vor einem Problem. Ohne Ersatzteile lässt sich schlecht ein Flugzeug sicher auf Dauer betreiben. Das führt dazu, dass sich die Flotten verkleinern, weil die FLieger nicht mehr flugtüchtig sind.
Airbus- und Boeing-Teile aus eigener Fertigung
Das geschehe in Zusammenarbeit mit der Mapna Group, die nicht nur in der Transportindustrie, sondern unter anderem auch in der Energiebranche aktiv ist. Man könne jetzt viele wichtige Teile für die Industrie selbst herstellen - eben auch für die Luftfahrtbranche. So mache man sich unabhängiger vom Westen.
Neun Jahre Vorarbeit
Auch in Russland - dessen Luftfahrtbranche ebenfalls von Sanktionen geschwächt ist - ist Reverse Engineering ein Thema. So erklärte etwa S7 Airlines im vergangenen Jahr, man werde fehlende Teile selbst produzieren. Die russische Regierung hat allerdings die Genehmigung dafür zunächst nur für Kabinenteile erteilt. Allerdings hat S7 die Erlaubnis, auch andere Programme zu entwickeln.
Das Beispiel Iran zeigt allerdings, wie lange es dauert. Laut Behördenchef Pourfarzaneh ist die Fähigkeit, die Teile selbst herzustellen, Ergebnis eines Neunjahres-Plans. Möglich ist allerdings auch, dass der Iran Russland mit den Teilen beliefern könnte. Denn schon jetzt arbeiten die beiden Länder auch in der Luftfahrt zusammen. Aeroflot ließ bereits Flugzeuge im Iran warten.