Letzte Aktualisierung: um 16:47 Uhr

Neue Rolle für Pilotinnen und Piloten

Im Cockpit sitzen künftig Systemmanager

Airlines und Flugzeugbauer wünsche sich Flüge mit weniger Personal. In einem Papier zählt die Europäische Flugsicherheitsagentur Easa auf, was sich dadurch in der Branche ändern wird.

Der technologische Fortschritt hat die Luftfahrt in den vergangenen Jahrzehnten immer sicherer gemacht. Obwohl die Anzahl der kommerziellen Flüge seit den 1960er-Jahren auf das Vierzigfache gestiegen ist, sank die Zahl der tödlichen Unfälle massiv – von über 8 auf zuletzt 0,2 Unfälle pro eine Million Flüge, wie Zahlen von Airbus und der Iata zeigen.

Die Flugzeugbauer und die Fluggesellschaften wollen diese technologische Entwicklung weiter vorantreiben. Und dabei denken sie bereits sehr konkret auch über Flüge mit weniger Personal nach. «Wir glauben, dass mehr Automatisierung mehr Sicherheit bringt», erklärte Airbus-Chef Guillaume Faury vor einem Jahr.  Und der Airbus-Chef fuhr fort: «Wir mögen deshalb langfristig die Idee automatisierter Flüge.»

Widerstand bei Fluggästen und Pilotinnen und Piloten

Die Hersteller und Airlines haben dabei in einem ersten Schritt Flüge mit reduzierter Besatzung (im Branchenjargon spricht man von extended minimum-crew operations oder Emco) im Visier. Und in einem zweiten solche mit nur noch einer Person im Cockpit (single-pilot operations oder Sipo). Doch bis zur Umsetzung wird es noch eine Weile dauern. Denn der Widerstand ist groß – vonseiten der Fluggäste und auch der Pilotinnen und Piloten.

Diesen will die Europäische Agentur für Flugsicherheit Easa abbauen. Dazu hat sie im Auftrag der Mitgliedsstaaten – also auch Deutschlands, Österreichs, Luxemburgs und der Schweiz – ein Arbeitspapier verfasst und bei der Internationalen Zivilluftfahrtorganisation Icao eingereicht. «Die neuen Betriebskonzepte können nur umgesetzt werden, wenn das derzeitige Sicherheitsniveau nicht gesenkt, sondern vorzugsweise erhöht wird», schreibt sie darin.

Ein regelrechter «Paradigmenwechsel»

Das allein reiche aber nicht. Es sei von «entscheidender Bedeutung, dass die Aufrechterhaltung der Sicherheitsstandards für die Öffentlichkeit glaubwürdig ist», so die Easa. Man müsse alle Bedenken während der Entwicklungsphase umfassend berücksichtigten. Und dazu brauch es erst eine eingehende Analyse der Auswirkungen der Verkleinerung der Flugbesatzungen.

Die europäische Flugsicherheitsbehörde macht klar, dass die Einführung des Betriebs mit kleinerer Besatzung oder sogar nur noch einer Person im Cockpit weit mehr ist als eine Personalreduktion. Es gehe um einen «Paradigmenwechsel». Die Rolle der Pilotinnen und Piloten ändere sich grundlegend. Statt einen Flug zu steuern, würden sie zu Systemmanagern.

Änderungen im Job und bei Flugzeugen

Das habe weitreichende Folgen. Fluggesellschaften müssten bei der Rekrutierung, den gestellten Anforderungen und bei der Ausbildung Änderungen vornehmen. Wenn Pilotinnen und Piloten allein für den Flug und die Sicherheit verantwortlich seien, müsse ihr Qualifikationsniveau steigen, so die Easa. Und das mache den Beruf zu noch spezialisierter.

Zugleich müssten die Flugzeuge anders konzipiert werden, so die Easa weiter. Ein einzelner Mensch im Cockpit müsse künftig, ergänzt durch Automatisierungssysteme, die Arbeitslast von zwei  bewältigen. Um dies erreichen zu können, müsse man unbedingt auch «die menschlichen Komponenten im System und ihre Interaktion mit den im Cockpit eingeführten Technologien» berücksichtigen, so die europäische Agentur im Arbeitspapier weiter.

Personalabbau im Cockpit nichts Neues

Die Easa macht zudem vor allem während der Umstellung auf die neuen Konzepte zusätzliche Risiken aus. «Insbesondere in der Einführungsphase der neuen Technologie sei heikel, schreibt sie im Arbeitspapier. Sie denkt dabei an die geänderten Anforderungen an Pilotinnen und Piloten.

Einen Personalabbau gab es im Cockpit bereits einmal. Früher saß ein dritter Mann ganz vorne. Der Flug- oder Bordingenieur – auch zweiter Offizier genannt – war verantwortlich für die Überwachung der Flugzeugsysteme. Sie wurden ab Anfang der Achtzigerjahre durch die zunehmende Computerisierung abgelöst. Davor hatte es teilweise auch sogenannte Navigatoren gegeben, die sich um die Orientierung über dem Meer kümmerten.

Das Arbeitspapier der Easa können Sie hier herunterladen.