Letzte Aktualisierung: um 20:44 Uhr

Konkurrenz in Österreich

IAG will Lufthansa Drehkreuz Wien abjagen

Die Verhandlungen von Lufthansa-Tochter Austrian Airlines um Staatshilfe gestalten sich schwierig. Nun bieten sich offenbar zwei Konkurrenten als neue Platzhirsche in Wien an.

Swiss und Edelweiss meldeten zuerst einen Durchbruch. Die beiden Schweizer Lufthansa-Töchter sicherten sich noch Ende April Staatshilfe in Form von verbürgten Krediten. Bei Lufthansa in Deutschland laufen die Verhandlungen mit der Regierung noch, ebenso bei Brussels Airlines in Belgien und Austrian Airlines in Österreich.

Die Regierung des österreichischen Bundeskanzlers Sebastian Kurz machte von Anfang an klar, dass es Staatshilfen für Austrian nur bei Gegenleistungen von Lufthansa gibt. Eine Möglichkeit wäre eine Beteiligung an Lufthansa. Doch dies lehnt der Konzern ab, wie die Zeitung Die Presse mit Verweis auf Verhandlungen vom Montag (4. April) berichtet.

IAG hat schon Level in Wien

Für den Fall, dass die Rettung scheitern sollte, haben laut dem Blatt mittlerweile zwei andere Luftfahrt-Größen bei der österreichischen Regierung angeklopft: zum einen Etihad Airways, zum anderen der britisch-spanische Luftfahrtkonzern IAG. Beide bieten sich demnach an, als Alternative zu Austrian Airlines den Flughafen Wien als Drehkreuz mit Fliegern und Verbindungen zu versorgen.

British-Airways-Mutter IAG hat mit dem Billigflieger Level Europe schon eine Fluggesellschaft am Wiener Airport stationiert. Ein Ausbau mit Langstreckenjets dürfte daher relativ einfach sein. Für IAG und ihre Allianz Oneworld könnte es attraktiv sein, Lufthansa und der Star Alliance das Drehkreuz Wien abzunehmen.

Etihad startet bald Flüge

Etihad Airways wollte eigentlich am 22. Mai mit Boeing 787 Flüge zwischen Wien und Abu Dhabi aufnehmen, hat dies aufgrund der Corona-Krise aber auf den 1. Juli verschoben. Von 2014 bis 2017 hatte schon Niki als Air-Berlin-Tochter und Etihad-Zubringer die Strecke bedient. Die Golfairline konzentriert sich mittlerweile eigentlich mehr auf attraktive Punkt-zu-Punkt- als auf Drehkreuz-Verbindungen.

In jedem Fall dürften die Namen IAG und Etihad Österreichs Regierung eine gute Möglichkeit geben, den Druck auf Lufthansa zu erhöhen. Denn es gibt durchaus noch andere Möglichkeiten als eine staatliche Beteiligung am Konzern. So steht laut Die Presse auch zur Debatte, ob Lufthansa Österreich Flugzeuge von Austrian überschreiben könnte. Dabei ist allerdings zu bedenken, dass die Flotte der Airline mit einem Durchschnittsalter von mehr als 15 Jahren nicht mehr die jüngste ist.

Harter Preiskampf in Wien

Anfang April hatten Medien berichtet, Lufthansa ziehe in Erwägung, Wien nicht mehr als Drehkreuz zu nutzen. Ein Sprecher des Konzerns stritt dies jedoch unmittelbar ab und erklärte: «Es gibt überhaupt keine Planung für eine Änderung in der Drehkreuzlogik für die Zeit nach der Corona-Krise.»

Austrian Airlines war schon vor der Corona-Krise in Wien durch die Konkurrenz von Billigfliegern wieder der Ryanair-Tochter Lauda und der ungarischen Wizz Air unter Druck geraten. Im Zuge der Pandemie stellte die Fluglinie Ende April einen Antrag auf Staatshilfe im Umfang von 767 Millionen Euro. Beim größten Teil der Summe handelt es sich um rückzahlbare Kredite, aber auch direkte Zuschüsse sollen fließen.